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Interview vom 25. Juni 2018



Wer in diesem Frühjahr auf dem Sender VOX die fünfte Staffel der beliebten und erfolgreichen Sendung "Sing meinen Song" verfolgt hat, wird sicher auch LESLIE CLIO für sich entdeckt haben. Die junge Frau aus Hamburg war mit ihren 31 Jahren die jüngste aller Teilnehmerinnen in dieser Staffel und zeigte sich dort gut aufgestellt, was die Anpassungsfähigkeit betrifft. Sie sang dort Lieder der Gruppen Alphaville, Revolverheld und Wir sind Helden, und scheute sich auch nicht davor, aus Mary Roos' Repertoire einen Schlager neu zu bearbeiten.002 20180629 1952008800 Seit nunmehr fünf Jahren mischt die blonde Sängerin nun schon im Musikzirkus mit und hat stimmlich durchaus die Qualität, auf einer Stufe mit Amy Winehouse zu stehen und mit ihr auch in einem Atemzug genannt zu werden, wenn es um große Gesangstalente geht. Im Jahre 2013 erschien ihr erstes Album "Gladys" und die letzte Langrille - ihre Dritte - erschien im vergangenen Jahr. Über ihren Werdegang, ihre Musik und ihren Auftritt bei "Sing meinen Song" konnte Christian am Anfang der vergangenen Woche mit der Künstlerin plaudern. Er traf dabei auf eine lockere und gelöste Musikerin, die ganz genau weiß, was sie will und wo ihr Weg hinführen soll. Man kann also sicher sein, dass man von ihr noch eine ganze Menge hören wird, an dieser Stelle aber erstmal was lesen kann ...




Vor knapp 'ner Woche hab ich Dich noch bei strömendem Regen in Recklinghausen auf der Bühne gesehen, jetzt sitzen wir hier und plaudern über Dich. Hattest Du vorher schonmal so ein Mistwetter bei einem Open Air mit Deiner Beteiligung?
Oh ja. Open Airs im Sommer haben ja immer eine 50%ige Regenwahrscheinlichkeit. Als ich so etwas mal erleben musste, war das Drumherum aber nicht so schön wie in Recklinghausen, was an den vielen bunten Regencapes lag, die es dort zu sehen gab.

Dein Terminkalender für diesen Sommer ist ansonsten leer. Ein Blick auf Deine Homepage und die Facebook-Seite, und man stellt fest, dass Du live nirgendwo zu sehen bist. Gehst Du über den Sommer ins Studio oder warum diese Bühnenabstinenz?
Das ist eigentlich ganz logisch, weil Du ja nicht jedes Jahr dieselben Festivals bespielen kannst. Ich habe in den letzten beiden Jahren viel im Sommer gespielt und Festivalveranstalter holen sich nicht das gleiche Konzert zweimal hintereinander. Auch habe ich in diesem Jahr kein Album veröffentlicht, für welches ich Anfang des Jahres auf Promotour hätte gehen müssen. Die Deluxe-Edition meines aktuellen Albums "Purple" erschien zwar Mitte Mai, aber da sind natürlich die Festivals bis in den September rein bereits komplett ausgebucht. Deshalb planen wir wie üblich eine Herbsttour. Dass wir in diesem Sommer in Sachen Festivals nicht so aktiv sind, war also zu erwarten und ist überhaupt nicht schlimm. So kann ich auch mal etwas mehr Zeit in die Kreativarbeit stecken. Und ja, Du hast Recht, ich bin gerade im Studio und werde auch noch ein Weilchen dort zu tun haben.

Wenn Du Deine Taktzahl einhältst, sollte demnach 2019 Deine nächste Platte in den Regalen stehen, oder?
Das hast Du sehr gut ausgerechnet (lacht). Ich bin auch guter Dinge, das es klappt.

Zu Deinem Auftritt in Recklinghausen letzte Woche sei angemerkt, dass mir das Programm und insbesondere Dein Vortrag sehr gut gefallen haben. Du bist ja ein richtiger Wirbelwind, stehst nicht still und bist immer in Aktion. Nun war die Mugge in Recklinghausen nur knapp 60 Minuten lang. Drehst Du bei allen Deinen Auftritten so auf, oder hattest Du in Recklinghausen nur auch im Hinblick darauf, dass es erstmal das letzte Konzert sein würde, besonders viel Pfeffer im Hintern?
Nein, das ist durchaus mein Stil, meine Art. Es ist natürlich ein Unterschied, ob Du irgendwo auf Clubtour bist und auch ein paar ruhige Nummern im Programm hast oder ob Du auf einem Festival spielst, wo es in der Regel immer nur 60 Minuten geht. Da schmeißt Du halt alles raus was Du hast. Du lieferst also bei Festivals immer ein etwas knackigeres Set ab als sonst und verhältst Dich auf der Bühne auch entsprechend anders als bei Shows in kleinen Clubs, wo Du auch mal die ruhigeren Facetten gucken lassen kannst.

Wie lief denn Deine Tour zum Album "Purple" im Herbst 2017? Du hast das Land ja von Ost nach West und von Nord nach Süd fleißig umgegraben. Gab es dabei irgendwelche besonderen Vorfälle?
Nein, eigentlich nicht. Das Ganze ist für mich auch schon wieder gefühlte Lichtjahre her. Aber die Tour war auf jeden Fall schön und erfolgreich. Sie war etwas kleiner als zum Beispiel 2013, deshalb aber nicht weniger toll. Jede Tour ist anders, mal sind andere Leute dabei, dann wechselt natürlich das Set, die Ansagen sind anders, die Licht- und Bühnenshows sind jedes Mal neu, es wird wirklich nie langweilig.

Reisen wir mal ein bisschen zurück. Im Spätsommer 2012 bist Du wie aus dem Nichts mit der Single "Told you so" aufgetaucht und hast im Januar 2013 "I couldn't care less" hinterher geschoben. Wo hast Du denn vor dieser Zeit gesteckt? Wo kommt Leslie Clio her, was hat sie vor dem Start ihrer Karriere gemacht?
Ich bin in Hamburg groß geworden, habe dort Abitur gemacht und bin danach erst mal lange Zeit auf Reisen gegangen. Ich war sozusagen eine Weltenbummlerin. 2010 kam ich dann nach Berlin, lernte Nikolai Pothoff kennen und arbeitete mit ihm kurz danach an meinem ersten Album, welches 2011 fertig wurde. Bis zur ersten Single dauerte es dann auch nicht mehr lange.

Hast Du vor der Weltenbummlerzeit auch schon Musik gemacht oder bist Du erst in Berlin zur Musik gekommen?
Ich habe schon immer Musik gemacht. Aber nie so professionell, dass ich das Zeug gehabt hätte, eine Platte zu machen. Das hat sich auf ganz natürliche Weise entwickelt.

Steckt hinter Deinem Gang nach Berlin irgendein Automatismus oder welchen Grund hat es, dass Du gerade Berlin ausgewählt hast?
Ach das hatte einen sehr pragmatischen Grund. Vorher lebte ich in New York. New York ist zwar toll, aber auf Dauer einfach zu teuer. Außerdem hatte ich keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Somit war Berlin der logischste Schritt für mich, denn Berlin ist ebenfalls eine Weltstadt und für brotlose Künstler der beste Ort, um irgendwie zu landen.

Ich hatte ja schon angesprochen, wann Deine erste Single erschienen ist. Wie kam es überhaupt dazu, dass Du diese Single auf den Markt bringen konntest. Immerhin kannte Dich damals niemand und Du warst mit Vertigo/Universal gleich bei einem großen Label gelandet ...
Ja, da spielte schon eine Menge Glück mit rein. Vielleicht war ich auch einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Punkt Nr. 1 war natürlich meine musikalische Partnerschaft mit Nikolai Pothoff, der in der Musikwelt sehr gut vernetzt ist. Wir bekamen bei unserem Verlag sofort einen Förderer, der uns auch sehr gut unterstützt hat, uns Sessions mit anderen Musikern gebucht hat und dies und jenes tat. Dadurch machte es in der Szene schnell die Runde, dass es uns gibt und die Musik landete auf den richtigen Tischen. Es war also wirklich viel Glück dabei.

Also ist das bei Dir noch die klassische Karriere nach dem Motto, Musik fertig machen, damit bewerben und im Ergebnis dessen einen Plattenvertrag einsammeln?
Ja genau.

Man muss ja heute immer erst mal nachfragen, denn es gibt da keine Selbstverständlichkeit mehr: kam die Single als echte CD auf den Markt oder "nur" digital?
Ja, meine ersten beiden Singles konnte man noch richtig in die Hand nehmen, die gab es also als echte CD.

"Told you so" hielt sich fünf Wochen in den Single-Charts, kam bis auf Platz 41 und war Wegbereiter für die nächste Nummer, die dann weit erfolgreicher war. Wie hast Du diese Zeit damals wahrgenommen, als die Leute sich plötzlich für Dich und Deine Musik interessierten?
Das war ein sehr schöner Zustand. Es war wie im Frühling, alles fängt an zu blühen. Man kann das alles noch nicht richtig deuten, weil es der erste Frühling ist, aber man spürt es doch schon sehr bewusst, dass sich etwas verändert hat.

Du gehörst ja einer Generation von Musikern an, die - anders als noch vor zwanzig Jahren - darauf angewiesen ist, sofort und jetzt Erfolg zu haben, um nicht gleich wieder von der Plattenfirma durch eine andere Künstlerin ersetzt zu werden. Wie geht man als junge Musikerin mit diesem Druck um? Oder empfindest Du das nicht als Druck?
Man braucht ordentlich Eier in der Hose! Im Sinne von sich immer wieder auf sich selbst berufen. Ich denke, das Musikbusiness ist wie eine gereizte Katze, die einen kratzt. Aber wenn Du Deinen Weg gehst, wenn Du keine Angst hast anzuecken, keine Angst hast neue Sachen zu machen, wenn Dir klar ist, dass auf gute Zeiten auch mal schlechte Zeiten folgen, dass es auch mal ein schlechtes Jahr geben kann, wenn Du Deinen Selbstwert als Künstler nicht von industriellen Faktoren abhängig machst, dann kannst Du langfristig überleben. Es kommt ganz zwangsläufig, dass Du mal total gehypt bist und Dich alle liebhaben, dann aber wieder nicht. Das gehört einfach dazu, kann aber auch manchmal richtig weh tun. Man darf so etwas nicht persönlich nehmen, sondern braucht stattdessen eine dicke Haut. Und die habe ich.

Wenn ich mir Deine Songs anhöre, insbesondere die Singles, dann frage ich mich, wieso die nicht viel weiter vorn landen. Sie heben sich ja doch deutlich von dem ab, was die Konkurrenz so abliefert. Interessieren Dich als Künstlerin die Chart-Platzierungen eigentlich wirklich, oder nur aus der eben schon angesprochenen Sicht als Vertragspartner der Plattenfirma?
Das ist eine gute Frage. Durch meine Songs sind mir Künstler begegnet, die sehr auf die Charts achten, denen es auch wichtig ist und die genau wissen, wer gerade wo steht. Mir war das aber ziemlich fremd, denn es interessierte mich eher weniger. Und warum ist das so? Weil die Charts eine ziemlich willkürliche Sache sind. Klar, man sagt mir ganz oft, ich müsste eigentlich viel weiter vorne stehen. Wenn Du das immer und immer wieder hörst, es ändert sich aber nichts, dann schaltest Du irgendwann auf Durchzug. Vielleicht würde es mir echt helfen, wenn ich plötzlich beginne auf Deutsch zu singen oder sogar ein ganzes Album auf Deutsch mache, weil deutschsprachige Songs nun mal angesagter sind. Stichwort Helene Fischer oder die ganzen Hiphop-Sachen. Allerdings ist der deutschsprachige Musikmarkt auch wieder ein ganz eigenes Ding, wenn Du es mit dem Weltmarkt vergleichst. Für mich fühlt es sich jedenfalls überhaupt nicht richtig an, wenn ich jetzt nur für den Erfolg anfangen würde, auf Deutsch zu singen.

Diese Einstellung gefällt mir. Zwischen 2013 und 2017 hast Du drei Alben aufgenommen und veröffentlicht. Dafür hast Du mit verschiedenen Leuten an den Songs gearbeitet. Betrifft das alle Punkte des Songwritings, also das Texten wie auch das Komponieren?
Meine Texte schreibe ich selber. Das liegt daran, dass es bei Songwriter-Sessions immer eine bestimmte Einteilung gibt. Ich komme z.B. als Topliner und Texter. Dann gibt es noch einen sogenannten Backingtracker, der den Musiktrack und die Akkorde macht. Deshalb schreibe ich meine Songs gerne zu zweit. Manchmal sogar zu dritt, dann mache ich aber meistens nur die Texte. Es kommt auch vor, dass jemand anders als Texter und Topliner agiert und von dem dann Textvorschläge kommen, die ich gar nicht so übel finde.

Das heißt, Du hast Deine Texte im Kopf oder sogar schon fertig und setzt Dich dann mit dem Komponisten zusammen. So entstehen also Deine Lieder?
Nein, eher genau anders rum. Im Grunde entsteht sowieso jeder Song auf eine andere Art und Weise. "Be with you" zum Beispiel haben wir zu dritt geschrieben. Dann gibt es aber auch Songs, da ist die Melodie irgendwie wischiwaschi und da schreibe ich den Text irgendwann später mal. Im schlimmsten Fall kommt dieser Song dann erst drei Jahre später auf ein Album, weil ich erst zu diesem Zeitpunkt den richtigen Text finde. Aber ich habe ja durchaus auch Musikideen. Ich schlage dann eine Melodie vor, brauche aber noch ein paar Akkorde.

Und wo kommen all diese Ideen her?
Aus dem Universum vom lieben Gott.

Du verarbeitest also nichts Autobiografisches oder Dinge, die Dir jemand einflüstert, sondern bei Dir kommt alles spontan?
Ja klar, meine Ideen kommen grundsätzlich spontan. Es geht nur darum, diese Ideen auch festzuhalten und zu einem gewissen Zeitpunkt aufzuschreiben.

Gibt es für Dich in musikalischer Hinsicht Vorbilder oder Inspirationsquellen?
Ja, sehr viele sogar. Zurzeit höre ich viel Gnarls Barkley oder Roberta Flack. Auch Eva Cassidy läuft oft bei mir.

Ich habe jetzt Deine Platten noch nicht so intensiv und in Dauerschleife gehört, aber über das Wort "fuck" stolpere ich immer wieder beim Hören Deiner Texte. Ist das für Dich eine Art Lieblingswort oder eher ein Hilfsverb?
Das hat wohl mehr damit zu tun, dass wir dieses Wort alle oft denken. In Amerika ist es ja etwas strenger mit dem Einsatz dieses Wortes in der Musik, in Deutschland hingegen gar nicht. Ich finde es gut, dass man es hier so verwenden und benutzen kann, deshalb mache ich das auch.

Hat sich in den vier Jahren Deiner professionellen Karriere etwas an Deiner Arbeitsweise verändert, insbesondere beim Aufnahmeprozess? Oder hast Du einen bewährten Arbeitsstil, von dem Du möglichst wenig abrückst?
Ich würde sagen, ich arbeite heute strategischer als früher, was aber in meinen Augen auch normal ist. Heute folge ich beispielsweise schneller meinen Impulsen als früher, da ich weiß, das führt mich an ein bestimmtes Ziel. Bei der ersten und zweiten Platte wusste ich noch nicht so richtig, wo es hingehen soll, aber heutzutage bin ich bei meinen künstlerischen Visionen schneller und wachsamer. Das betrifft dann auch den Arbeitsprozess, der eindeutig effizienter geworden ist. Manch ein Künstler geht ins Studio und lungert da einfach rum, weil er kein Ziel vor Augen hat. Aber wenn ich ins Studio gehe, weiß ich was ich will und mache das auch genauso.

008 20180629 1301607827Du hast bei Deinen drei Alben jeweils unterschiedliche Produzenten an den Reglern gehabt. Schaust Du Dir von den Produzenten etwas ab und willst den Part irgendwann sogar mal selbst übernehmen?
Ich war schon immer als Co-Produzentin auf allen meinen Alben dabei. Das kann man alles in den Booklets nachlesen. Die meisten Sachen habe ich vorproduziert und lasse dann nochmal jemanden drauf gucken. Es ist durchaus so, dass ich viele Soundideen habe, die ich dann auch in meinen Songs einsetze. Aber letztendlich ist das alles ja auch eine Zeitfrage, denn gerade als Künstlerin hat man ja immer noch ein paar andere Steckenpferde, die man weiterentwickeln will. Deshalb sage ich mir, warum die Zeit aufbringen und das Album komplett selber produzieren, wo ich doch umgeben bin von tollen Produzenten? Denen muss ich einfach nur ein bisschen Geld geben, damit die das mit mir gemeinsam machen. Gleichzeitig spare ich auf die Art ein ganzes Jahr lang viele Nerven und kann mich nebenbei noch auf andere Dinge konzentrieren. Für das Ego ist es natürlich wichtig zu wissen, ich könnte es auch alleine. Aber dafür wäre man auch völlig fertig, wenn die Platte endlich rauskommt. Und man darf nicht vergessen, das Schönste am Musikmachen ist die Zusammenarbeit mit anderen tollen Menschen. Das lasse ich mir nicht nehmen.

Vergleichen wir doch mal die Platten "Gladys", "Eureka" und "Purple". Alle bekamen einprägsame Namen verpasst, aber was unterscheidet die Alben voneinander? Siehst Du darin für Dich persönlich eine Weiterentwicklung oder das Perfektionieren einer Idee von Sound und Inhalten?
Ich glaube, Perfektion gibt es in der Musik gar nicht. Jeder Künstler, der ein Album veröffentlicht, denkt eine Woche später darüber nach, was er hätte anders machen können oder sollen. Das sind alles nur Momentaufnahmen. Auch ich würde heute auf "Gladys" und den anderen Alben einiges anders angehen, wenn ich es nochmal verändern könnte. Doch das geht eben nicht. Man muss sein Produkt irgendwann abschließen und in die Welt rausschicken. Die Beurteilung dessen obliegt danach anderen Leuten. Du fragst auch nach der Weiterentwicklung. Ja klar, es geht immer weiter. Nur schaue ich nicht schon auf die nächsten zehn Alben, sondern immer nur auf das nächste, maximal auf die nächsten zwei, weiter auf keinen Fall.

Bist Du ein religiöser Mensch?
Nein.

Ich frage deshalb, weil Du vorhin Gott als Quelle Deiner Ideen angegeben hast und Du in diesem Jahr beim Deutschen Katholikentag aufgetreten bist.
Das stimmt. Aber das ist keine klassische Positionierung. Ich bin auch schon beim CDU-Umweltministerium aufgetreten. Das nimmt man halt so mit.

Über ein Highlight in Deiner Karriere müssen wir noch reden. Du hast an der diesjährigen Staffel von "Sing mein Song" teilgenommen. Wie hast Du diese bunte Runde mit den Kollegen empfunden?
Es war schön, es war spannend. Und es ging leider relativ schnell zu Ende. Ich hätte das gerne noch etwas länger fortgeführt. Das ging uns aber allen so. Als man endlich richtig drin war im Programm, war es auch schon wieder vorbei. Alles in allem war es eine wunderschöne Erfahrung für mich.

Hast Du Dir die Stücke der Kollegen selbst ausgesucht, die Du auf Deine Art präsentiert hast oder war das eine Vorgabe der Regie?
Die Songs kannst Du Dir selber aussuchen.

Wie viel Einfluss hattest Du dann auf die neuen Versionen der von Dir ausgewählten Lieder? Darfst Du selbst über die Art und Weise der Bearbeitung entscheiden oder gibt es da Menschen, die alles für Dich schlüsselfertig arrangieren und startklar für die Aufnahme machen?
Nein, ich habe die Lieder zu 100% selber arrangiert und aufgenommen. Ich habe mir mit meiner Gesangslehrerin zusammen Gedanken gemacht, in welcher Stimmlage singe ich das, in welchem Tempo, in welchen Stimmungen. Anschließend habe ich mit meinem Produzenten Layouts von den Liedern gemacht und jeden einzelnen Song so vorproduziert, wie ich ihn spielen will. Danach fuhren wir nach Mannheim zu den Proben und packten lediglich noch ein paar Spuren mit Bläsern drauf.

Als die Songs fertig waren, wurden die ja sicher von den anderen Künstlern, die bei "Sing meinen Song" mit auf der Couch saßen, schon mal vor der eigentlich Show angehört. Wie war denn das Feedback für Deine Bearbeitung der Lieder?
Es gab vorab kein Feedback, denn die Künstler hören die Songs tatsächlich auf dem Sofa während der Sendung zum ersten Mal.

Du konntest jetzt also diese Erfahrung machen, die andere Künstler noch nicht haben. Hast Du für die Kollegen, die an den nächsten Staffeln teilnehmen, ein paar Tipps parat? Worauf sollte man achten, worauf kann man sich blind verlassen?
Vieles von dem, was ich den anderen Künstlern erzählen würde, erzähle ich hier natürlich nicht, weil es doch sehr persönliche Dinge sind. Aber wenn es ums Allgemeine geht, so hat mir sehr geholfen, dass ich wusste, was ich singe und was ich anziehe. Das sind die Dinge, die man selber vorbereiten kann, und das sollte man dann auch wirklich tun.

Nun haben Dich ja bei "Sing meinen Song" viele Menschen gehört und gesehen. Für einen Daniel Wirtz wurde das Format der Sendung zu einem absoluten Glücksfall, was seine Karriere betraf. Geht das nächste Album von Leslie Clio jetzt dank "Sing meinen Song" steil in die Top 10?
Wie vorhin schon gesagt, bin ich eigentlich müde, solche Prophezeiungen abzugeben. Ich kann es Dir nicht sagen. Mir wurde schon so vieles prophezeit und vorhergesagt, was dann aber nie eingetreten ist. Deshalb halte ich mich damit sehr zurück.

Ich frage deshalb, weil für euch Künstler ja inzwischen alle Plattformen weggefallen sind, die es früher mal gab. All diese Musiksendungen, in denen man sich präsentieren konnte und wie Nena seinerzeit über Nacht mit einem Lied und einem einzigen Auftritt zum Superstar werden kann, sind weg. Da ist "Sing meinen Song" in der heutigen Zeit ja wirklich eine rühmliche Ausnahme. Und Du hast Dich dort super geschlagen, was ja möglicherweise dazu beiträgt, dass die Leute positiv auf das Erscheinen Deines nächsten Albums reagieren.
Das wünscht man sich natürlich. Aber trotzdem ändere ich jetzt nicht spontan meine Erwartungshaltung. Das würde unter anderem dazu führen, dass ich anfange auf Deutsch zu singen, was natürlich ausfällt. Sehr schön finde ich aber, dass meine Auftritte bei "Sing meinen Song" noch einmal ein helles Licht auf meine bisherigen Alben geworfen haben. Jetzt zählt für mich jedoch erst einmal die Arbeit im Studio, wo ich ein paar Sachen ausprobiere und im September wahrscheinlich schon die ersten neuen Songs aufnehme. Dann kommt im Herbst die Tour, wo meiner Meinung nach bereits Reaktionen auf die Fernsehsendungen zu erwarten sind. Die Konzerte sind nämlich für mich genauso wichtig wie meine Alben.

Deine drei Alben sind nicht nur auf CD, sondern auch als Langspielplatte erschienen. War es Dein eigener Wunsch, die Sachen auch auf Vinyl zu pressen? Bist Du ein Fan von Schallplatten?
Ja, durchaus. Aber auch die Leute um mich herum, deshalb war sofort klar, dass es die Alben auch im LP-Format geben wird.

Liebe Leslie, was auch immer passieren wird, ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg weitergehen wirst und dass dieser Weg erfolgreich sein wird. Herzlichen Dank für die Zeit und die Antworten auf meine vielen Fragen.
Sehr gerne!



Interview: Christian Reder
Bearbeitung: tormey
Fotos: Christian Reder







   
   
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