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Interview vom 12. Januar 2018

 

Kurz vor der Premiere zum Programms "Die Essenz der Musikgeschichte" der Gruppe HEROcks am 12. Januar 2018 in Iserlohn (Konzertbericht siehe HIER) fand sich eine Gelegenheit für ein kurzes Interview. Sängerin Jini Meyer (ex Luxuslärum), Sänger Manuel Hahn und unser Kollege Christian zogen sich für ein paar Minuten zurück und sprachen über das neue Bandprojekt. Aber auch die Gruppe LUXUSLÄRM war Thema ...




Hallo Jini ... Neuer Job, neue Band?
Jini: Ja, der Job ist ja der gleiche. Ich bin immer noch Frontfrau und das fühlt sich auch immer noch total gut an. Was sich auch nicht geändert hat ist, dass ich immer noch ganz viele Jungs um mich schare. Das ist sehr angenehm, denn man hat keine Diva dabei. Es macht sehr viel Spaß, mit den Jungs zu proben und die Aufnahmen, die wir für die CD gemacht haben, waren unheimlich spannend.001 20180113 1893675349 Das alles endet jetzt in diesem Konzert heute. Dafür haben wir hart gearbeitet und sehr viel vorbereitet, das werdet Ihr ja gleich sehen. Das ist auch ein ganz tolles Gefühl, wieder auf einer so großen Bühne zu stehen. Im letzten Jahr habe ich ja noch im normalen Coverbereich gearbeitet, quasi back to basics wie bei BLUE CINNAMON (der Vorgängerband von LUXUSLÄRM, Anm. d. Red.), und jetzt haben wir hier in meiner Heimatstadt eine ausverkaufte Show mit HEROcks. Das fühlt sich extrem gut an. Ich bin tierisch aufgeregt, und das schon seit zwei Tagen.

Echt? Nach all der Zeit noch Lampenfieber?
Jini: Ja, wirklich! Das hat mein Freund auch gesagt: "Dass Du noch so nervös bist?!" Das ist aber auch etwas, das mir seit Langem mal wieder etwas bedeutet. Das ist mir sehr wichtig, und da ist man dann auch etwas kribbeliger.

Du hast gerade BLUE CINNEMON, den Vorgänger von LUXUSLÄRM, angesprochen. Wird der Weg jetzt mit HEROcks der gleiche sein... Von der Coverband hin zur Kapelle mit eigenen Sachen?
Jini: Mit HEROcks haben wir erst mal das Ziel, eigene Interpretationen von Songs anderer Bands zu spielen. Das heißt, die Songs, die Du im Original z.B. von Bryan Adams kennst, haben wir so bearbeitet, dass man unsere Version am Anfang vielleicht gar nicht sofort als diesen Titel erkennen kann. Die Lieder haben alle eine HEROcks-Handschrift bekommen. Das ist Covermusik, die wir machen, ja ... aber mit einer eigenen Note, also mit unserer eigenen Handschrift. Und es geht eben in den Rock-Bereich.002 20180113 1796656945 Ich habe mit Pop angefangen, irgendwann hat mir das nicht mehr gereicht. Zum Schluss war auch bei Luxuslärm auf den CDs nur Pop, aber live auf der Bühne bin ich einfach eine Rocksängerin. Das liebe ich. Zusammen mit Manu (Manuel Hahn, Anm. d. Red.) an der Front ist das total toll. Du hast eine männliche und eine weibliche Stimme, d.h. dass sich auch der Druck verteilt. Bisher hat der ganze Druck immer auf mir als Frontfrau gelastet. Und so ist der auf unser beider Schultern verteilt. Das empfinde ich als viel angenehmer und man ist damit auch viel flexibler und variabler in den Stücken, weil wir daraus Duette machen.

Mit LUXUSLÄRM hat das im Jahr 2016 ja doch ein ziemlich abruptes Ende genommen ...
Jini: Für mich persönlich war das kein abruptes Ende. Das hatte ich schon vorher kommen sehen. Aber für die, die den Blick von außen hatten und die ganzen internen Dinge nicht mitbekommen haben, war es das sicher. Ich glaube, ich hatte das zusammen mit der Band und dem Management im Sommer 2016 kommuniziert, dass wir uns auflösen werden, und am 30. Dezember 2016 haben wir dann den letzten Gig in Olpe gespielt. Wir hatten den Leuten da draußen schon ein halbes Jahr gegeben, um damit zurecht zu kommen, aber für mich war das schon länger beschlossene Sache.

War es im Nachhinein doch ein Fehler, sich weg von der Indie-Band mit eigenem Label zur Band mit Plattenvertrag beim Major-Label zu entwickeln, oder woran scheiterte es letztlich?
Jini: Es lag an vielen Dingen, aber mit Sicherheit lag es auch daran, dass ich immer gegen einen Deal mit einer Plattenfirma war, letztlich aber überstimmt wurde. Das war auch überhaupt nicht schlimm, denn ich war in einer demokratischen Band in der die Mehrheit zählte. Aber das war nur einer der ausschlaggebenden Punkte, dass ich wieder zurück zu meinen Wurzeln wollte.003 20180113 1468918856 Dann kommen aber auch ganz viele finanzielle Dinge, die Du stemmen musst. Und dann bist Du irgendwann angewiesen auf ein Major-Label. Ich bin keine 16 mehr. Ich bin jetzt 34 Jahre alt und möchte mich beruflich keinem mehr unterordnen. Ich möchte irgendwann wieder meine eigene Musik machen, ich möchte frei sein in dem was ich tue und das engt dann zu sehr ein. Andererseits war das ein sehr gutes Team. Gar keine Frage. Die Leute bei Universal waren ein gutes Team, aber für mich leider kaum spürbar. Deswegen hätte ich es auch gern weiter allein gemacht. Wir haben ja vorher acht Jahre lang auch alles ganz gut alleine gemacht. Aber das weißt Du ja ...

Und bei HEROcks triffst Du sogar auf einen guten alten Bekannten von LUXUSLÄRM ...
Jini: Ja, den Henne (Henrik Oberbossel, Anm. d. Red.). Wir hatten sechs Jahre gar keinen Kontakt und haben dann einen Cover-Gig zusammen gespielt. Das hat sich so toll angefühlt, ihn wieder mal an meiner Seite zu haben und sich dann über viele Dinge auszusprechen - wie ich das gesehen habe und wie er das gesehen hat. Ich freue mich sehr, dass ich ihn wieder in meinem Leben und auf der Bühne habe. Er ist nach wie vor einer meiner absoluten Lieblings-Gitarristen.

Ist der Kontakt zu den anderen Kollegen von LUXUSLÄRM nach dem Abschlusskonzert denn abgebrochen?
Jini: Nein, wir telefonieren noch in unregelmäßigen Abständen. Wir haben immer noch Kontakt - mal mehr, mal weniger. Jeder brauchte im Anschluss an LUXUSLÄRM auch erst mal Luft zum Atmen und um sein eigenes Ding zu machen.

004 20180113 1286622762Freddy Hau spielt jetzt z.B. bei KRÄHE ...
Jini: Genau, der spielt bei KRÄHE und macht Musicals.

... eben. Die Musikwelt ist klein und man trifft sich irgendwann immer mal wieder.
Jini: Stimmt. Und ich gönne jedem von Herzen, dass bei ihnen alles klappt und sie weiter Musik machen können. Das ist für einen Musiker ja das schlimmste, wenn Du davon finanziell abhängig warst und Dir plötzlich so ein Standbein wegbricht. Darum hoffe ich, dass sich alle gut über Wasser halten können, so wie ich das jetzt tue.

Geht Ihr mit HEROcks denn jetzt richtig auf Tour? Eure Webseite gibt da nicht allzu viel her, was Konzertermine betrifft ...
Manuel: Das haben wir absichtlich so gemacht. Wir wollten uns jetzt erst mal auf das Konzert heute hier in Iserlohn konzentrieren und schauen, wie das bei den Leuten ankommt und ob man das auch anbieten kann. Aber es sind tatsächlich schon knapp 10 Termine die für dieses Jahr feststehen, und die werden wir in der kommenden Woche dann auch bekanntgeben. Da sind einige schöne Sachen dabei.

Ihr wollt davon also leben?
Jini: Ja. Ich habe zusätzlich ja auch noch meinen Job als Lehrer. Ich bin in der Rock & Pop Fabrik und gebe an drei Tagen Vocal-Coaching-Unterricht. Das was ich gelernt habe, gebe ich weiter. Ich weiß, dass ich ein unfassbares Glück habe, beides machen zu dürfen. Ich kenne auch Leute, die nur unterrichten und es nicht auf die Bühne geschafft haben.005 20180113 1776719410 Ich kenne aber auch Musiker, die keine Lust haben, Unterricht zu geben und das furchtbar finden oder nur in einer Jazzband spielen, wo nicht ganz so viel rüberkommt, um eine Familie zu ernähren. Deswegen bin ich nicht nur in einer glücklichen, sondern auch in einer sehr komfortablen Situation, in der ich beides liebe und beides auch machen kann.

Du hast in Deiner Zeit bei LUXUSLÄRM ja auch zahlreiche Songs geschrieben und mitgeschrieben. Wird man die bei HEROcks auch mal live hören können oder ist das eine abgeschlossene Geschichte?
Jini: LUXUSLÄRM ist eine Geschichte für sich und abgeschlossen. Dass ich bei einer Veranstaltung mal einen Song von mir singe, möchte ich nicht ausschließen. Das ist ein Teil von mir und das möchte ich auch nicht komplett verdrängen. Das wäre ja Blödsinn. Das ist wie in einer Ehe: Auch wenn Du Dich trennst, hast Du immer noch eine Verbindung. Das ist hier genauso. Nichtsdestotrotz hat LUXUSLÄRM gar nichts mit dem zu tun, was wir jetzt hier machen.

Das war's auch schon. Ich danke für die Zeit so kurz vor dem Konzert.
Jini: Gerne, ich danke Dir ...



Interview: Christian Reder
Fotos: Christian Reder