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Interview vom 14. April 2017



In den 60ern spielte Bodo Staiger zusammen mit Marius Müller-Westernhagen in einer Band. In den 70ern tat er dies mit Karl Bartos (Kraftwerk). Erst Anfang der 80er wurde er mit seiner eigenen Musikgruppe RHEINGOLD einem größeren Publikum bekannt, als mit "Dreiklangsdimensionen", "FanFanFanatisch" und "Fluss" mehrere Hits abgeliefert wurden. Staiger stammt aus der sogenannten Düsseldorfer Schule, aus der neben KRAFTWERK auch Kapellen wie LA DÜSSELDORF,001 20170418 1025832291 NEU!, DER PLAN, DAF, FEHLFARBEN, und später auch PROPAGANDA, DIE KRUPPS und eben RHEINGOLD hervor gingen. Staigers Gruppe RHEINGOLD hat - auch wenn es oftmals den Anschein hatte - nie aufgehört zu existieren. Seit 1980 gibt es sie nunmehr und immer wieder meldet sich die Formation mit Neuigkeiten zurück. So auch in diesem Jahr, denn in Düsseldorf wurde etwas Neues in Sachen Musik ausgebrütet. Darüber, aber vor allen Dingen über den Werdegang des Musikers Bodo Staiger konnte sich Christian vor ein paar Tagen mit dem Künstler unterhalten ...




Fangen wir unsere Reise mal ganz am Anfang an. Wo bist Du geboren und aufgewachsen?
Ich bin in Düsseldorf geboren und auch dort aufgewachsen.

Wie sah Deine Jugend aus, und wann und wie hast Du zur Musik gefunden?
Ich war das dritte Kind in einer Familie ohne Vater. Die Großmutter zog die Kinder auf und besorgte den Haushalt, die Mutter sorgte für den Unterhalt. Mit zehn Jahren überließ mir mein großer Bruder seine "Wanderklampfe" und ich brachte mir autodidaktisch das Gitarrenspiel bei.

Hast Du nach der Schule eigentlich einen "richtigen" Beruf erlernt, oder war von Anfang an nur die Musik da?
Ich habe mit 15 Jahren das Gymnasium geschmissen, dann eine ungeliebte Lehre als Goldschmied gemacht. Es war aber schon immer klar, dass ich Musik machen wollte/musste.

"Mit 18 rannte ich in Düsseldorf rum, war Sänger einer Rock 'n' Roll Band". Singt Marius Müller Westernhagen da über die Band, in der Ihr beiden zusammen gespielt habt?
Ja, das ist richtig.

002 20170418 1933241732Das war Ende der 60er. War das die erste Band, in der Du gespielt hast?
Das war die zweite Band, in der ich gespielt habe. In der ersten habe ich es nur auf drei Wochen gebracht.

Wie ist diese Band entstanden?
Es gab diese Band schon in verschiedenen Besetzungen unter dem Namen ABOUT FIVE. Nach einem Festival in der damaligen Düsseldorfer Rheinhalle, wo ich mit der ersten Band aufgetreten bin, hat Marius mich gefragt, ob ich mitmachen möchte, was ich dann auch tat.

HARAKIRI WHOOM Whoom habt Ihr Euch genannt. Hattet Ihr einen Comic-Fan in Eurer Kapelle oder wer kam auf diesen schrägen Namen?
Wir haben 1968 in einen Film - ich glaube für den WDR - mitgespielt, mit Marius in der Hauptrolle. Der Titel und die Band hießen HARAKIRI WHOOM. Danach hat sich die Band umbenannt - der Schriftzug auf der Bassdrum sah doch sehr cool aus, oder?

Von was wart Ihr beeinflusst? Was habt Ihr gespielt?
Wie fast alle Bands zu dieser Zeit haben wir Coverversionen gespielt, von Stones über Small Faces bis hin zu Hendrix.

Wie kann man sich die Düsseldorfer Szene, die speziell in den 70ern und 80ern große Namen und Bands hervorgebracht hat, damals in den 60ern vorstellen?
Es gab in dieser Zeit eine tolle Clubszene, ich erinnere mich an den "Club '99", den "Liverpool Club" und "Star Cap", wo fast jeden Abend eine - meist englische - Band auftrat, und wo ich mit großen Augen und Ohren speziell den Gitarristen auf die Finger schaute. Auch in unserer Altstadt gab es für junge Bands wie uns gute Auftrittsmöglichkeiten.

003 20170418 2066963141Stimmt es, dass Marius und Du dann zusammen mit Karl Bartos - später bei Kraftwerk - Jazzrock gemacht habt und unter dem Namen SINUS unterwegs wart?
Nach dem Ende von HARAKIRI WHOOM habe ich 1970 Karl kennengelernt und mit ihm, Marius und dem Bassisten Peter Wollek in unserem Übungsraum in der Düsseldorfer Ingenieursschule gejammt. Dort lernte ich auch Conny Planck kennen, mit dem wir im gleichen Jahr im Rhenus-Studio bei Köln auch Aufnahmen gemacht haben. Ob das schon unter dem Namen SINUS lief, da bin ich mir nicht sicher. Fakt ist, dass Karl, Peter und ich mit dem Saxofonisten Rainer Sennewald ab 1971 unter dem Namen SINUS etwa zwei Jahre lang aufgetreten sind.

Wie kam es dazu und wer hatte die Idee zu dieser Band?
Karl und ich sind Ende 1970 zusammengezogen, da entstand die Idee zu SINUS. Durch Karls Einfluss, der zu dieser Zeit schon am Robert-Schumann Konservatorium studierte, habe ich dann dort die Aufnahmeprüfung bestanden, und einige Jahre klassische Gitarre studiert.

Zu SINUS hast Du ja schon was gesagt, aber gibt es HARAKIRI WHOOM Tondokumente? Habt Ihr damals Aufnahmen gemacht?
Mit HARAKIRI WHOOM haben wir 1968 für den Film einen eigenen Song in einem Tonstudio in Köln aufgenommen - mein erstes Mal in einem professionellen Studio. Es kann sein, dass Marius dieses Tape noch hat. Ansonsten gibt es halt die Musikaufnahmen im Film, und wie schon erwähnt, die mit Conny im Rhenus-Studio. Das Tonband habe ich noch, ist aber mehr zur privaten Erbauung der damals Beteiligten geeignet. Mit SINUS haben wir ein Demotape auf 4-Spur in unserem Übungsraum aufgenommen. Dieses Tape gibt es auch heute noch.

Wie lange ging das mit SINUS und was kam danach?
Ich habe SINUS Ende 1972 oder Anfang 1973 verlassen. Das weiß ich nicht mehr so genau. Danach habe ich in verschiedenen anderen Bands wie z.B. BLUES SOCIETY aus Mettmann bei Düsseldorf gespielt. War halt eine wilde Zeit damals.

004 20170418 1113654720Mitte der 70er kamen die LILAC ANGELS. Was war das für eine Kapelle und wie habt Ihr zusammengefunden?
Zu dieser Zeit habe ich an der Musikschule Meerbusch als Gitarrenlehrer unterrichtet, als die Anfrage von Joe Stick, Mastermind der LILAC ANGELS, kam, die damals einen neuen Gitarristen suchten. Das war eine richtige Rockband mit eigenen Songs. Wir haben viele Gigs gespielt - was zu dieser Zeit immer schwieriger wurde. Das war gut für's Budget und ein hervorragendes Trainingslager.

Mit denen hat es laut meinen Recherchen aber Plattenaufnahmen gegeben, stimmt das?
Ja, die Band hatte 1973 schon ein erstes Album in Hamburg mit Conny Planck gemacht, was auf dem "Dingerland"-Label von Klaus Dinger (La Düsseldorf, Anm. d. Red.) veröffentlicht wurde. Das zweite haben wir 1977 in Connys Studio in Neunkirchen aufgenommen. Das ist '78 bei der EMI/Electrola erschienen.

Ab Mitte der 70er hat sich Westernhagen als Solist selbstständig gemacht. Gab es nach Eurer gemeinsamen Zeit eigentlich noch Kontakt oder gar gemeinsame Pläne, oder habt Ihr Euch aus den Augen verloren?
Marius ist Anfang der '70er nach Hamburg gezogen, ich habe ihn mit unserem gemeinsamen Freund Gerd noch ein paar Mal besucht - das war auch die Anfangsphase von Udo Lindenberg, den wir dann auch öfter im "Onkel Pö" erlebt haben. Auch eine wilde Zeit! Wir haben uns dann etwas aus den Augen verloren, sind aber in den letzten Jahren wieder in gutem Kontakt.

Und Karl Bartos landete bei KRAFTWERK und hat internationale Erfolge gefeiert. Hast Du seinen Werdegang damals weiter verfolgt?
Ich denke, alle hier in Düsseldorf haben den Erfolg von KRAFTWERK verfolgt. Es war ja sensationell, dass eine deutsche Band, und dann noch aus Düsseldorf, so eine Karriere hinlegte. Ich kannte sie auch schon vorher - aus den Anfängen der Band, die Musiker Ralf und Florian, die Ende der '60er auch schon mal bei diversen Sessions in Erscheinung traten, und auch die Gitarristen der frühen Jahre, Houschäng Nejadepour oder Michael Rother - aus der Düsseldorfer Szene.

005 20170418 1325203502Die Musik deiner späteren Band RHEINGOLD soll stark von KRAFTWERK inspiriert gewesen sein. War dem wirklich so. War KRAFTWERK ein Ideengeber für Dich?
Meine musikalischen Wurzeln liegen ja eher in den '60er/'70er Jahren, also bevor KRAFTWERK durchgestartet sind. Da waren zunächst einmal CAN, aber auch die frühe deutsche Krautrockszene wie XHOL CARAVAN, die ich in Wiesbaden einige Male besucht habe, sowie AMON DÜÜL, NEU! und LA DÜSSELDORF. Ich habe mit Klaus Dinger, den ich seit dem Film "Harakiri Whoom", in dem er Schlagzeug gespielt hat, kannte, schon zu Zeiten der LILAC ANGELS viele Sessions in seinem Studio "Im Grund" in Lohausen, einem nördlichen Stadtteil von Düsseldorf, gespielt. Dazu kamen auch die Einflüsse der britischen New Wave-Szene Ende der '70er. Aber KRAFTWERK haben eben nicht nur den Synthesizer, sondern die deutsche Sprache ins Spiel gebracht, das war natürlich ein wichtiger Faktor. Es waren keine Schlagertexte, sondern eine neue, eigenständige Sprache. Eigentlich sind sie die Begründer der sogenannten NDW.

Womit wir beim nächsten Thema und Deiner Band Rheingold sind. Bodo Staiger (Gesang, Gitarre), Lothar Manteuffel (Text) und Brigitte Kunz (Keyboard) traten als Trio unter diesem Namen auf. Wie ist Rheingold entstanden?
Nach dem Ausstieg bei den LILAC ANGELS habe ich 1980 begonnen, eigene Songs mit Hilfe einer Drummaschine von Roland, der CR 78 und einem ARP Synthesizer zu schreiben. Ich denke, daher kommt der Vergleich mit KRAFTWERK. Ich hatte schon die Songs für ein Album zusammen, dann kam Lothar, der mir von Karl Bartos als Texter empfohlen wurde, und der auch Emil Schult mit ins Boot brachte. Brigitte, meine damalige Freundin und heutige Frau, war dann bei unseren TV Auftritten dabei und hat dabei so ein bisschen mitgeklimpert.

Wie kann man sich das Innenleben der Gruppe vorstellen? Wart Ihr in den 80ern eine demokratische Gruppe, bei der alle gleichberechtigt waren, oder gab es einen Chef und zwei Follower?
Ich hatte schon vor der Veröffentlichung des ersten Albums einen Deal mit EMI/Electrola und war daher auch eher der Chef. Aber nicht autoritär. Meist haben wir gemeinsam entschieden, was wir machen.

006 20170418 1693946801Das war in Sachen Musik damals eine ganz andere Zeit. Heute kann jeder 'ne CD machen, in den 70ern und 80ern war das nicht so einfach an einen Plattenvertrag zu kommen. Ihr habt schon im Jahr der Gründung einen Deal mit der EMI abgeschlossen. Wie habt Ihr den bekommen?
Seit LILAC ANGELS gab es einen guten Draht zu EMI, bei der Horst Luedtke, der erste Gitarrist der LILACS, als A&R tätig war. Meine ersten Demos haben überzeugt und ich bekam meinen ersten Plattenvertrag.

Vielleicht kannst Du überhaupt mal etwas darüber erzählen, wie die Lieder von RHEINGOLD entstanden sind. Woher kamen die Ideen und Themen der Songs?
Es war mir klar, dass ich kein Rock-Album mit englischen Texten machen, sondern mehr meinen deutschen Wurzeln folgen wollte. Deshalb wählte ich auch den Namen RHEINGOLD. Die Ideen und der Gitarrensound waren mehr eine Fortsetzung des Stils, den ich schon Anfang der '70er gespielt hatte.

Gehen wir mal ins Detail: Wie kommt man auf die Idee, einen Song über einen Fluss zu machen, und diesen Song musikalisch so zu verpacken wie Ihr das getan habt?
Die musikalischen Ideen waren schon da, Lothar hat das dann textlich sehr intelligent umgesetzt.

007 20170418 1296727465Gleiche Frage für "Dreiklangsdimensionen" ... Welche Idee steckte dahinter?
Wie schon gesagt, Lothar hat die Dimensionen des Songs sehr gut erkannt und den entsprechenden Textentwurf geliefert, der die Assoziation zur Musik beschreibt.

Kannst Du Dich noch an die Aufnahmen zum Album "Rheingold" erinnern? Wie ist die Platte im Studio entstanden?
Das erste Album habe ich in der "Klangwerkstatt" in Düsseldorf mit Rainer Assmann, dem Live-Mixer der LILAC ANGELS aufgenommen. Dann habe ich bei Conny Planck weiter an den Songs gearbeitet und sie abgemischt. Der typische Synth-Knaller von Dreiklangsdimensionen war eine geniale Idee von Conny.

Wann und wie habt Ihr mitbekommen, dass die Leute da draußen Eure Musik geil fanden und Ihr damit Erfolg habt? Habt Ihr direkt Rückmeldung von den Anhängern bekommen oder kam irgendwann ein Anruf der Plattenfirma die mitteilte, "Ey, Ihr seid in den Charts"?
In München, 1981 bei den Dreharbeiten zum Film "Der Fan", bekam ich einen Anruf von Horst Luedtke von EMI, dass wir fast 15.000 Alben verkauft hätten. Danach ging es dann auch steil bergauf.

Der Deutsche schiebt ja gern schnell alles in Schubladen, und so wird RHEINGOLD gern mal als NDW-Band bezeichnet. Für mich ist RHEINGOLD aber mehr La Düsseldorf als Trio oder Frl. Menke. Habt Ihr Euch selbst auch als Teil der NDW gesehen oder eher nicht?
Den Begriff NDW gab es am Anfang gar nicht. Fast zur gleichen Zeit erschienen die Alben von DAF, FEHLFARBEN und JOACHIM WITT, bei denen die Authentizität der Musik und der Texte im Vordergrund standen. Der Begriff NDW kam viel später und lehnte sich doch eher an die New Wave aus UK an.

Das Jahr 1982 dürfte wohl das ereignisreichste für Euch gewesen sein. Das zweite Album "R." erschien und war Soundtrack zum Film "Der Fan", bei dem Du gleich auch die Hauptrolle übernommen hast. Wie kam es dazu, dass RHEINGOLD und speziell Du als Darsteller in diesem Film mitgewirkt haben?
In München lief unsere Musik oft im Radio, das hat auch der Regisseur des Films, Eckhard Schmidt, erkannt und fragte an, ob ich nicht die Filmmusik schreiben könnte. Also haben wir uns in München getroffen, einige Zeit später bot er mir dann die Hauptrolle im Film an.

008 20170418 1622282675An was erinnerst Du Dich in Bezug auf die Dreharbeiten des Films besonders gern zurück, und an was weniger?
Sehr nettes Filmteam, Hilton Hotel am Tucherpark, auf Händen getragen, tolle Zeit. Leider waren meine Mono-Demos als Filmmusik zu hören und nicht die finale Produktion aus Connys Studio.

Lässt sich der Job als Sänger einer Band und der des Schauspielers in irgendeiner Form miteinander vergleichen?
Schwer zu sagen, ich denke das sind doch zwei Paar Schuhe.

Der Streifen läuft unter dem Genre "Horrorfilm" und war meines Wissens auch erst ab 18 Jahren freigegeben. Im Januar 1983 landete er gar auf dem Index und war später nur noch als Raubkopie in schlechter Qualität zu bekommen. Schon nach der Premiere löste er Kritik und teilweise Empörung aus. Hast Du das bewusst wahrgenommen, welche Reaktionen "Der Fan" hervor gebracht hat?
Ja, natürlich habe ich das verfolgt. Ich wusste ja auch, dass Desirée Nosbusch und ihr Manager Georg Bossert gerichtlich gegen die Veröffentlichung des Films vorgegangen sind. Da gab es schon heftige Reaktionen und Verrisse in den Medien.

Wie hast Du persönlich die Entwicklung bis hin zum Verbot bzw. der Indizierung empfunden?
Aus heutiger Sicht finde ich es etwas überzogen, wenn ich das mit heutigen Produktionen vergleiche. Aber damals war das Thema wohl zu krass.

War der Film gute PR für RHEINGOLD oder hat er Euch eher geschadet?
Das zweite RHEINGOLD-Album "R." ist ja schon lange vor dem Film erschienen. Aber für's Album und die erste Single "fanfanfanatisch" war es bestimmt eine gute PR.

009 20170418 1232928978War das Dein einziger Ausflug ins Filmgeschäft, oder gab es davor oder danach noch weitere Rollen, die Du gespielt hast?
Wie schon gesagt, habe ich vorher bereits in diversen kleinen Filmen mit HARAKIRI WHOOM mitgewirkt. "Der Fan" war aber meine erste und letzte Hauptrolle.

Du spielst in dem Film die Rolle eines Popstars. Du kannst das ja am besten beurteilen: Wird der Popstar von damals und der Hype dort richtig dargestellt, oder ist die Rolle eher überzogen angelegt?
Ich denke, dass Eckhard Schmidt, der Regisseur, die Rolle extra so überzogen angelegt hatte. Er sprach auch immer davon, dass er einen Kultfilm plane.

Zurück zur Band: Einzelne Lieder der zweiten Platte erschienen in Amerika auf Schallplatte. Wessen Idee war das, auch drüben in Amerika RHEINGOLD anzubieten und wie lief es da. Habt Ihr davon was mitbekommen?
Das war wohl mehr die Idee der Plattenfirma. Aber durch die Übersetzung ins Englische verloren speziell die Texte ihre Authentizität. Deshalb hat es im Ausland nicht funktioniert, da stand man doch mehr auf das Original.

Ist RHEINGOLD in den knapp fünf Jahren damals auch auf Tour gegangen und wenn ja, wie haben Eure Shows ausgesehen?
Es gab RHEINGOLD als Trio nur im TV - also zum Playback. Aber nie als Band live auf der Bühne.

010 20170418 1921972475Ihr habt insgesamt drei Studioalben produziert und veröffentlicht, wobei "Distanz" das letzte war. Hat man als direkt daran beteiligter Künstler eigentlich einen Favoriten oder machst Du zwischen den drei Platten keinen Unterschied?
Die ersten beiden Alben waren in sich sehr stimmig. Beim dritten Album waren dann sehr viele neue Maschinen und Synths im Einsatz. Die Gitarren gingen ein bisschen verloren. Die Songs waren gut, aber die Produktion nicht ganz so stimmig wie zuvor.

Warum gibt es im Gegensatz zu den ersten beiden Alben die dritte Scheibe immer noch nicht auf CD?
EMI hat ab 2000 die beiden ersten Alben - übrigens ohne uns zu fragen - auf CD veröffentlicht. Leider auch mit Versionen, die wir so nie zugelassen hätten. Das dritte Album war dann nicht so erfolgreich. Außerdem war der Vertrag mit CBS abgelaufen. Aber ich habe 2010 die alten Tapes digital überspielt und neu gemischt. Fast alle Songs der '80er sind heute als Download/Stream verfügbar. Dazu gibt es Überlegungen, ob es nicht eine Komplettbox mit allen drei Album auf CD geben wird.

Ihr habt für eben erwähnte dritte Platte das Label gewechselt und seid von der EMI zu CBS gegangen. Wie kam es dazu?
Es gab einige Differenzen mit EMI. Zudem einen neuen A&R-Chef, und die Chemie stimmte nicht mehr.

Nach "Distanz" im Jahre 1984 habt Ihr eine Pause eingelegt ... aufgelöst habt Ihr RHEINGOLD aber nie, oder?
Das ist richtig.

011 20170418 1027270675Warum habt Ihr nach dem dritten Album nicht weitergemacht?
Leider entwickelte sich die Musik hier mehr zu einem "musikalischen Kindergarten". Ich konnte mich damit nicht identifizieren, deshalb haben wir erstmal eine Pause eingelegt.

Wie ging es dann mit Dir weiter? Was kam in den 80ern und 90ern nach der aktiven RHEINGOLD-Zeit?
Ich hatte schon Anfang '81 angefangen, mein eigenes Studio aufzubauen, welches seit 1988 "Rheinklang" heißt. Brigitte und ich haben geheiratet und zwei tolle Kinder bekommen. Ich habe seitdem viel gelernt, meine Erfahrungen aus der Zeit mit Conny und auch mit René Tinner vom CAN-Studio in Produktionen umgesetzt und unter anderem mit vielen Künstlern aus Ghana gearbeitet.

Und was haben Deine Kollegen gemacht?
Brigitte und ich leben in Düsseldorf zusammen, Lothar hat dann mit Karl Bartos das Projekt ELECTRIC MUSIC begonnen und Düsseldorf in Richtung Hamburg verlassen.

Vor knapp 10 Jahren - also 2007 - habt Ihr Euch mit "Electric City" zurückgemeldet. Ein Album, auf dem Ihr Düsseldorfer Elektropop-Bands gecovert habt. Wie kam die Idee dazu und nach welchen Kriterien habt Ihr die zu bearbeitende Musik ausgewählt?
Die Idee, die alten Songs meiner Kollegen aus Düsseldorf zu covern, hatte ich schon lange. Die Songauswahl war eher subjektiv, und natürlich mussten wir das auch musikalisch umsetzen können.

Du hattest mir im Vorfeld erzählt, dass Du nicht weißt, ob es davon nochmal eine Neuauflage geben wird, weil die CD-Verkäufe rückläufig und Vertriebe da eher vorsichtig geworden sind. Das Ding ist aber ziemlich gesucht und einige Leute würden sich über eine Neuauflage auf CD freuen ...
Ich weiß, dass eine Nachfrage besteht, aber die Zeiten für CDs sind schwierig. Du brauchst einen Vertrieb der sie in die Läden bringt. Das war 2007 einfacher. Aber auch dieses Album ist digital im Netz verfügbar und hat viele Downloads.

012 20170418 1070299258Jetzt sind wieder 10 Jahre vergangen und Rheingold hat ein neues Album geplant, richtig? Kannst Du dazu schon etwas Näheres verraten?
Das neue Album ist nicht nur geplant sondern fertig. Es enthält komplett neue Songs mit weniger Synths, aber mehr Gitarren, und es heißt "Im Lauf der Zeit". Lothar ist dieses Mal nicht mit dabei, die Texte sind von Karl Bartos, Uli Luciano und Brigitte, die Musik ist von RHEINGOLD. Eine Hörprobe gibt es auf unserer Facebook Seite. Im Moment checken wir noch einige Firmen, ob sie für eine Veröffentlichung in Frage kommen. Sonst veröffentlichen wir es selbst auf unserem Label 3Klang Records (bitte beachtet auch www.facebook.com/Rheingold und www.3Klangrecords.de).

Damit sind wir am Ende des Interviews. Ich danke Dir für Deine Zeit und die Antworten auf meine Fragen ...
Danke für Euer Interesse, Gruß Bodo

 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: cr
Fotos: Eikelpoth/Maes/Sennewald/Staiger