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Interview mit János 'Mecky' Kóbor (OMEGA) vom 5. März 2016
 
 

 

Bereits im letzten Jahr präsentierten OMEGA aus Ungaran während einer kleinen Tournee durch Deutschland ihr aktuelles Live-Programm "Oratórium" - allerdings nur in Berlin und südlich davon. Im April kommt der Norden der Republik an die Reihe, und Schwerin und Neubrandenburg werden in den Genuss des "Oratóriums" kommen.001 20160306 1892615806 Seit dem letzten Jahr hat sich wieder einiges bei OMEGA getan, u.a. wird derzeit an neuem Material gearbeitet, das noch in diesem Jahr das Licht der Welt erblicken soll. Kurz vor ihrem Besuch in Deutschland hatte Deutsche Mugge wieder einmal Gelegenheit, mit Frontmann und Sänger János 'Mecky' Kóbor einen Blick auf das aktuelle Geschehen der Band zu werfen ...

 

Guten Morgen Mecky. Es ist jetzt fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass wir beide miteinander telefoniert haben. Es freut mich, dich auch in diesem Jahr befragen zu dürfen. Das könnte eine gute Tradition werden. Wie geht es dir? Was macht OMEGA?
Wir sind gerade im Studio, da habe ich deinen Anruf nicht gleich gehört, dann aber gesehen, dass jemand aus Deutschland angerufen hat. Nun ist es etwas später geworden, als vereinbart. Wir haben die Aufnahme unterbrochen und machen später weiter. Hallo nach Rostock.

2015 durfte ich gemeinsam mit meiner Frau zwei eurer Deutschland-Konzerte besuchen. Ihr habt in Dresden im Alten Schlachthof, also in einer Konzerthalle gespielt, und einen Tag später in Berlin in der Apostel-Paulus-Kirche. Zwei Konzerte mit einer völlig unterschiedlichen Atmosphäre. Im April dieses Jahres wird es ähnlich sein. Am 22. April spielt ihr ein Konzert in der Schweriner Schelfkirche und am Tag darauf eines in der Neubrandenburger Stadthalle. Kennst du die beiden Städte?
Ich weiß, in welche Region wir kommen. Die Städte kenne ich noch nicht. Wir kommen noch mal mit dem Oratórium, weil die Arbeit am neuen Material noch nicht abgeschlossen ist. Das neue Programm werden wir erst ab Ende September spielen. Die Hälfte des neuen Materials ist bereits fertig. Es sieht schon ganz gut aus. Da kommt ganz starkes Material zusammen.

Ich habe da mal eine etwas ketzerische Frage. Schon im vergangenen Jahr hieß es, ihr spielt die "Oratórium-Abschieds-Tour". Das heißt es jetzt auch wieder. Fällt der Abschied vom "Oratórium" so schwer?
Nein, das bedeutet vielmehr, dass wir uns vom "Oratórium" nicht vollständig verabschieden. Wir werden dieses Programm weiterhin spielen, wenn es gewünscht wird, zum Beispiel von Kirchen. Die Rhapsody-Sache ist in diesem Sommer vollständig beendet. Statt der "Rhapsody" kommt dann das ganz neue Studio- und Konzertmaterial.003 20160306 1563449054 Wir werden das Programm in zwei Teile gliedern. Der zweite Teil wird vollkommen neues Material enthalten. Den ersten Teil nennen wir "das Alte Testament". Es wird alte Songs enthalten, die wir ein bisschen überarbeitet haben. Wir bleiben dabei dem Stil treu, den wir in den letzten zehn Jahren praktiziert haben, also mit Band, Chor, Orchester usw.

Aus zuverlässiger Quelle habe ich gehört, dass es auf der neuen CD interessante Gastmusiker geben wird. Was kannst du dazu berichten?
Wir befinden uns im 55. Jahr des Bestehens von OMEGA. Da wollen wir Freunde aus verschiedenen Ländern mit ins Programm einbauen, auch aus Deutschland. Damit meine ich nicht nur die SCORPIONS. Aus Deutschland wollen wir Maschine von den PUHDYS dabei haben, aus Polen Józef Skrzek von SBB und viele andere Leute, die in unserer Karriere wichtige Freunde für uns waren.

Oh, dass auch Józef Skrzek dabei sein wird, ist mir neu. Das freut mich. Ich werde SBB beim Art-Rock-Festival IV Anfang April in Reichenbach erleben können, neben anderen internationalen Bands, wie PENDRAGON, IQ oder auch der STERN-COMBO MEISSEN.
SBB waren gerade in Budapest und ich habe mit Józef gesprochen. Er wird sehr, sehr gern bei der Produktion mit dabei sein.

Ich erwähnte gerade die STERN-COMBO MEISSEN. Ihr werdet am 3. September gemeinsam mit der STERN-COMBO in Landsberg auftreten. Die Band ist in den letzten Jahren wieder sehr aktiv, was wohl auch an dem neuen Sänger liegt. Verfolgst du, was diese Band so macht? Kennst du ihre neue CD?
Ja, ja - natürlich weiß ich, dass die Band einen neuen Sänger hat. Die neue CD kenne ich leider noch nicht.

Im Internet habe ich ein Video gesehen, bei dem deine Band-Kollegen in London euren Song "Lena" mit George Hill als Sänger in englischer Sprache aufgenommen haben. Ist da noch mehr passiert?
Nein, das war nur eine Probe, um zu sehen, ob er ältere Songs von uns interpretieren kann. Weitere Aufnahmen gibt es nicht. Bei dem neuen Material wird es Songs mit englischen Texten geben. Hauptsächlich werde ich natürlich in Ungarisch singen, jedoch wollen wir mindestens vier Songs auf Englisch dabei haben. Vielleicht gibt es auch einen Song gemeinsam mit Maschine in deutscher Sprache.

004 20160306 1617924468Die PUHDYS haben ihre Rocker-Karriere jetzt offiziell beendet. Dieter "Maschine" Birr produziert gerade sein drittes Solo-Album. Du erwähntest die Zusammenarbeit mit ihm bereits im vergangenen Jahr und auch soeben. Wird er Songs von euch spielen, oder umgekehrt?
Bisher habe ich einen Song von ihm bekommen. Aber er hat gesagt, dass er noch ein oder zwei weitere schicken wird, so dass ich auswählen kann, welcher mir davon am besten gefällt. Natürlich läuft das auch anders herum. Wir werden ihm auch einen Song von uns senden. Irgendwie treffen wir uns dann in der Mitte. Ich hoffe, dass dabei etwas herauskommt, das sowohl ihm, als auch uns gefällt.

Das klingt spannend.
Es ist unser Ziel für die Konzerte im nächsten Jahr, dass überall wo wir auftreten werden, jemand aus diesem Land mit uns auf die Bühne kommen kann. Es wäre sehr schön, wenn das klappt. In Deutschland sollte es Maschine sein, in Polen Józef Skrzek usw.

Als ich dich nach Gastmusikern für die neue CD fragte, hatte ich jemand anderen im Hinterkopf. Euer Manager hat mir verraten, dass es eine Zusammenarbeit mit BRIAN MAY von QUEEN gibt.
Wir haben damals schöne gemeinsame Zeiten gehabt, als die Konzerte von QUEEN in den 80er Jahren in Budapest aufgezeichnet wurden. Ich war eine ganze Woche mit QUEEN in Ungarn zusammen. Schon damals haben wir darüber gesprochen, dass wir mal etwas gemeinsam machen sollten. Ich glaube, jetzt, wo wir an dem neuen Material arbeiten, ist gerade der richtige Zeitpunkt gekommen. BRIAN MAY wird am nächsten Freitag und Sonnabend (12. und 13. März 2016 - Anmerkung der Redaktion) zwei Konzerte in Budapest spielen. Dann will ich das mit ihm durchsprechen. Der Song, den wir gemeinsam mit ihm spielen wollen, ist von unserer Seite fast fertig.

Darauf bin ich schon sehr gespannt.
Ja, die zwei Gitarristen, Tamász (Szekeres) und Brian May, harmonieren sehr gut miteinander. Sie sind beide große Gitarristen. Das wird gut klingen.

006 20160306 1125291297Werden deine alten OMEGA-Kollegen auf dem neuen Album vertreten sein? Ich denke dabei an György "Elephant" Molnár, Tamás Mihály oder Gábor Presser.
Es gilt für jeden von uns, der einmal Mitglied bei OMEGA war - er ist immer herzlich willkommen, mit dabei zu sein. Gábor Presser zum Beispiel hat schon einen Song für das neue Album geschrieben, den wir jedoch noch nicht aufgenommen haben. Auch Elephant und Mici (Tamás Mihály) haben schon gesagt, dass sie dabei sein wollen. Aber in unserem Alter ist es ganz normal, dass vieles etwas länger dauert. Wir besitzen nicht mehr dieselbe Energie wie früher. Auf jeden Fall sind alle froh, dass OMEGA weiterhin existiert. Aber auch mit den neuen Kollegen läuft es gut. Tamás (Szekeres) ist nun schon seit zwanzig Jahren bei uns und Kati ist langsam ein echter Höhepunkt in der Show.

Ja, nicht nur optisch macht sie mit ihrem Bass eine gute Figur.
(lacht) Ja, ja - nicht nur alte, siebzigjährige Männer stehen auf der Bühne, auch etwas jüngere Leute ... Tamás ist etwas über 40, Kati ist wohl 28 oder so, ich weiß es nicht ganz genau. Das ist viel besser so mit ihnen. Natürlich, wenn jemand von den Alten dabei sein möchte, ist er sehr herzlich willkommen.

Du sprachst gerade von Gábor Presser. Bei mir im Schrank stehen zwei Solo-CDs von ihm. Gibt es die Band Locomotiv GT eigentlich noch?
Nein. Die geben alle fünf Jahre ein Abschieds-Konzert. Aber so richtig ist die Band nicht mehr zusammen. Die anderen Drei spielen manchmal ohne Gábor eine Musik, die so ähnlich klingt, wie die von Locomotiv GT. Sie spielen Konzerte, jedoch ist das nicht sehr erfolgreich. Gábor macht seine Solo-Sachen und Theater-Musik. Für das neue Album wird er so arbeiten, wie ein echtes OMEGA-Mitglied, im Stil unserer Band.

Eure erneute Zusammenarbeit freut mich sehr, denn ich war damals sehr enttäuscht, als er die Band verließ.
Ja, ja - das war auch für uns ein Einschnitt. Es war, wie sagt man auf Deutsch, eine Geschmackssache. Die anderen, also Gábor Presser, Jósef Laux und Anna Adamis, wollten lieber so eine amerikanische Musik spielen. Das hatte nichts mehr mit OMEGA zu tun. Wir wollten uns weiter am britischen Mainstream orientieren, ohne andere zu kopieren. Es sollte aber weiterhin europäischer Rock sein, den wir spielen. Für mich waren Funk, Blues oder Black-Music nicht so interessant, wie der echte Rock aus dem United Kingdom.

Ihr habt euren eigenen Stil im Laufe der Jahre ausgeprägt und seid damit auch international sehr erfolgreich gewesen. LGT fand ich selbst auch recht interessant, doch war deren Musik, die ja zum Teil vom Blues und Boogie Woogie geprägt war, dann auch irgendwie austauschbar.
Ja, LGT wollten immer diese echten amerikanischen Sachen, was sie auch sehr gut machten. Aber für mich war die Musik von Led Zeppelin oder den Stones, und natürlich von Pink Floyd immer viel wichtiger.

Ich sagte schon, dass ihr eurem Stil weitestgehend treu geblieben seid. Sicher gab es Anfang der 80er Jahre Versuche, den Stil etwas zu verändern. Einflüsse von New Wave und elektronischer Musik wurden hörbar. Doch letztendlich habt ihr zu euren Wurzeln zurückgefunden und seid damit immer noch sehr erfolgreich.
Für uns war das richtig, was wir im Blut hatten. Dazu gehörte die britische Rockmusik, aber auch die europäische Klassik von Franz Liszt bis Beethoven, Wagner, Chopin und so ...

005 20160306 1422110769Die nächste Frage geht in eine andere Richtung. Ich höre sehr viel Musik und kenne jüngere ungarische Bands, die sich auch international bereits einen Namen gemacht haben. Da gibt es z.B. die Band AFTER CRYING, die mit Cello, Klavier und Trompete eine Mischung aus Klassik und symphonischer Rockmusik spielt, oder ein anderes Beispiel: SPECIAL PROVIDENCE, eine Band, die mit Jazz-Metal zu begeistern versteht. Kennst du solche Bands, die du deutschen Fans empfehlen würdest?
Es gibt in Ungarn sehr talentierte junge Musiker. Leider haben diese Bands kaum eine Chance gegen den Mainstream anzukommen. Talente werden auch bei uns über das Fernsehen gesucht. Da gibt es Sendungen wie X-Factor, oder wie die alle heißen. Ich halte das für keine gute Entwicklung. Die Chancen bekannt zu werden, sind für die vielen guten Bands, die es auch in Ungarn gibt, sehr gering.

Diese Entwicklung gibt es leider auch in Deutschland. Die Medien schreiben den jungen Leuten vor, was sie zu hören haben. Wirklich gute Musik, die sich abhebt vom Mainstream, hört man eher auf Konzerten, bei Festivals oder über das Internet.
Da gibt es gar keinen Unterschied zwischen Ungarn und Deutschland. Diese neuen Bands können nur auf Live-Konzerten überzeugen, wo sie von ein paar hundert Leuten gehört werden. Wenn sie Glück haben, sind es Tausend Leute, die das hören. Das ist schade, denn in diesen Bands spielen die richtigen Talente. Die findet man nicht bei Casting-Shows.

Lass uns wieder über OMEGA reden. Ihr seid die dienstälteste Rockband Europas. Euer 55. Band-Jubiläum steht bevor. Was habt ihr für das Jubiläum geplant?
Auf jeden Fall werden wir auch im 55. Jahr nicht auf Abschiedstour gehen. Das ist schon mal klar. Wir machen weiter. Mit dem neuen Material wollen wir sehr viele Konzerte spielen, in allen Ländern, in denen das möglich ist. In diesem Jahr wollen wir das neue Material erst mal fertigstellen. Zeitlich passt das alles ganz gut. Da ich ein großer Sportfan bin, muss ich in diesem Jahr etwas genauer planen. In Frankreich wird es die Fußball-EM geben, im Sommer finden die Olympischen Spiele in Rio statt. Diese Sportereignisse lassen mir keine Zeit für Konzerte. Ich will alles sehen.

Dass du ein großer Sportfan bist hat mir Tibor (Nagy, Manager der Band in Deutschland) schon erzählt. Bei der Abstimmung unseres Interview-Termins hat er erst mal geguckt, ob zu der Zeit kein Fußballspiel stattfindet. Ich kenne mich da nicht so aus. Zwar gibt es in Rostock eine Mannschaft, die auch mal in der Bundesliga gespielt hat, doch die scheint gerade am Ende der dritten Liga ums Überleben zu kämpfen.
Heute (also am Samstag, 05.03.2016, Anm. d. Red.) wird Borussia Dortmund gegen Bayern spielen. Das wird ein spannendes Match. Das mit Hansa Rostock ist mir bekannt. Thomas Doll, ein ehemaliger Spieler bei Hansa, ist jetzt Trainer bei Ferencváros Budapest, die 2015 den ungarischen Pokal geholt haben.

Ja, wie gesagt, da kann ich nicht mitreden, obwohl ich das mit dem Trainer aus Rostock sehr interessant finde.
Ja, er ist der Trainer von dem besten ungarischen Fußballteam.

Gut Mecky, wenn ich auf meinen Spickzettel schaue, stelle ich fest, dass ich dich alles gefragt habe, was ich mir vorgenommen hatte. Ich freue mich auf eure Konzerte in Schwerin und meiner Heimatstadt Neubrandenburg. Ich bedanke mich dafür, dass du dir Zeit für das Gespräch genommen hast und wünsche dir und der Band alles Gute.
Okay! Und ich gehe zurück ins Studio, damit wir vielleicht im September mit dem neuen Material fertig sind. Am 23. September soll die Tour mit dem neuen Programm starten. Ciao, ciao - dir auch vielen Dank!


Interview: Bodo Kubatzki
Bearbeitung: cr
Fotos: Pressematerial, Archiv Deutsche Mugge








   
   
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