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Wenn man den Begriff TONBANDGERÄT hört, denkt man unwillkürlich an einen analogen Audiorekorder, mit dem man in den 60ern und 70ern seine Musikaufzeichnungen machte. An eine Band denkt man vielleicht nicht sofort. Eine junge aufstrebende Band aus Hamburg hat sich aber tatsächlich diesen Namen gegeben und ist seit acht Jahren damit unterwegs. Mit dem New Music Award (2012), ein von ARD-Radioprogrammen verliehener Musikpreis, HANS (2013), dem Hamburger Musikpreis als bester Hamburger Nachwuchs des Jahres, hat das Quartett auch schon zwei Auszeichnungen in der heimischen Vitrine stehen. Die letzten beiden Jahre waren für die Kapelle richtig spannend. "Heute ist für immer" haben sie ihr Debüt-Album getauft, das im April 2013 in die Läden kam und vom Major-Label Universal verlegt wurde.001 20150719 1448703215 Im Jahre 2014 waren TONBANDGERÄT mit ihrem Song "Alles geht" teilnehmende Band für das Bundesland Schleswig-Holstein beim Bundesvision Song Contest, und belegten dort mit 87 Punkten den fünften Platz. Im Mai diesen Jahres veröffentlichte die Band mit "Wenn das Feuerwerk landet" bereits ihr zweites Album - wieder bei der Universal - und sind damit bis auf Platz 11 der Album Charts gekommen. Momentan sind TONBANDGERÄT unterwegs auf diversen Festivals, und zum Ende des Jahres sind sie auf ihrer eigenen Tour in vielen deutschen Clubs zu erleben. Zwischen Album-Veröffentlichung, Promotion-Tour, Sommer-Festivals und Vorbereitungen für die eben erwähnte Tournee hatten wir die Gelegenheit, mit TONBANDGERÄT-Sänger Ole Specht zu sprechen. Dabei haben wir uns von den Anfängen der Band, über den Alltag auf Tour bis in die heutige Zeit durchgearbeitet und das Ergebnis könnt Ihr hier jetzt nachlesen ...
 

 

Moin Ole! Ihr habt am 1. Mai Euer zweites Album veröffentlicht, aber bevor so etwas überhaupt passieren kann, muss man erstmal eine Band gründen. Wie war das bei Euch?
Hi Lisa! Bei uns ist das ja schon eine Weile her. Wir haben TONBANDGERÄT ja schon vor acht Jahren gegründet. Die beiden Mädels, Isa und Sophia Poppensieker, hatten vorher schon eine Band und wollten eine neue gründen. Dafür suchten sie einen Sänger. Auf mich sind sie damals über ihren Freundeskreis gestoßen und haben einen YouTube-Link von mir gefunden, den sie ganz gut fanden. Daraufhin haben sie mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, dabei mitzumachen.

Und wie kommt man auf einen Bandnamen wie "Tonbandgerät"?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, das ist etwas, womit sich jede Band schwer tut. Bei uns ist das damals so entstanden, dass wir anfangs immer mit dem Auto von Isa und Sophias Mutter durch die Gegend fuhren. Das Auto hatte einen kaputten CD-Player, man konnte nur eine CD reinschieben und das war so der erste Konsens, den wir als Band finden mussten, welche Musik wir alle gut finden.002 20150719 1082626878 Da sind wir auf ein Album der Band I FROM BARCELONA gekommen, auf dem ein Song ist, der "Rec and Play" heißt. Und da ging es um ein Tonbandgerät und die Funktion davon - das Konservieren von Momenten und Ereignissen und diese auf Knopfdruck wieder aufleben zu lassen. Und die Idee fanden wir schön und wollten das auch so mit unserer Musik machen.

Wer schreibt bei Euch die Texte für eure Songs?
Das macht Sophia, und das auch schon von Anfang an. Schon als sie mir die erste E-Mail geschickt hat, hat sie geschrieben: "Hey, hast Du Lust, mit uns 'ne Band zu machen? Aber ich will die Texte schreiben!" Daraufhin hab ich ihr geantwortet, dass ich da eigentlich nicht so Lust drauf habe, da ich ja auch eine Band hatte und dort auch geschrieben habe. Letztenendes hab' ich aber doch gesagt, dass sie mir mal einen Song schicken soll. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass Sophia toll schreibt, und dann war das okay für mich.

Mir fiel bei Hören eures Albums auf, dass die Message bei einigen eurer Songs direkt rüberkommt. Bei anderen muss man erst darüber nachdenken. Was hat Euch zu diesen Songs inspiriert und wie ist das Album entstanden? Hatte Eure Tour durch die USA darauf auch Einfluss?
Auf jeden Fall! Die Platte beschreibt so die letzten beiden Jahre seit dem Erscheinen des ersten Albums und es war für uns irgendwie echt eine sehr spannende und aufregende Zeit, in der viele Sachen für uns zum ersten Mal passiert sind. Zum ersten Mal eine eigene Tour spielen, das erste Mal große Festivals spielen und sich diese ganzen Jugendträume erfüllen. Am Ende dieser anderthalb Jahre war es so, dass wir nach Amerika geflogen sind und das war 'ne riesen Sache für uns.

003 20150719 1562984795Warum macht Ihr Musik mit deutschen Texten?
Das war schon immer so. Für uns hat sich da nie die Frage gestellt. Ich habe in meiner alten Band auf Deutsch gesungen, weil ich keine Lust hatte, auf Englisch zu singen beziehungsweise wusste ich nicht, wie meine englische Stimme klingt. Deswegen hab ich deutsch gesungen. Sophia hat auch schon immer auf Deutsch getextet. Darum hat das super gepasst! Man achtet beim Hören auch viel mehr auf den Text, wenn deutsch gesungen wird.

Wie fühlt es sich an, ein Album zu veröffentlichen? Gerade das zweite.
Das ist natürlich immer mega-aufregend und spannend, weil wir ja an so einem Album zwei Jahre dran sitzen. Da sitzt man die ganze Zeit in seinem Proberaum und ist da "allein" mit der Platte. Man denkt sich, wie die so ankommen und wie die wohl insgesamt sein wird. Und wenn sie dann endlich veröffentlicht wird, ist es echt spannend zu hören und mitzubekommen, wie die beim Publikum wahrgenommen wird. Meist ist es auch ganz anders, als man es sich vorher so denkt.

Ihr seid ja bis Anfang September noch auf diversen Festivals unterwegs. Und ab Oktober bis Dezember auf Eurer eigenen Tour mit 25 Konzerten. Seid Ihr schon aufgeregt?
Wir freuen uns sehr. So 'ne Tour ist immer mega-schön!

004 20150719 1947246105Ist es denn für Euch ein großer Unterschied, vor 50 oder vor 5.000 Menschen zu spielen?
Ehrlich gesagt ist es meistens schwieriger, vor 50 Leuten zu spielen, als vor 5.000. Je kleiner die Konzerte sind, desto schwieriger ist es. Gerade am Anfang, wenn man alle Leute überzeugen muss. Das einfachste ist, seine eigenen Konzerte zu spielen, für die sich die Leute ein Ticket gekauft und Lust haben, einen zu sehen.

Schon jetzt sind diverse Konzerte ausverkauft, und das obwohl die Tour noch nicht einmal begonnen hat. Auch bei der letzten Tour war das so ...
Das ist total geil und man kann viel besser planen. Man freut sich sehr. Dann ist klar, die Clubs sind voll.

Wenn ihr dann unterwegs seid, wie sieht dann ein typischer Tour-Tag für Euch aus?
(lacht) Aus 90% Warten. Es ist echt so. Man wartet die ganze Zeit. Und zwei Stunden sind dann Mega-Spaß. Und dann trinken wir noch ein Bierchen und dann geht's auch schon ins Bett.

Übernachtet Ihr im Hotel oder schlaft Ihr im Nightliner auf dem Weg zum nächsten Gastspielort?
Auf der Tour im Herbst haben wir auf ein paar Strecken einen Nightliner, aber meistens werden wir dann im Hotel pennen und mit dem Sprinter unterwegs sein.

Was fehlt Dir persönlich auf einer Tour?
Das eigene Bett! Auf jeden Fall!

005 20150719 2076928568Nehmt Ihr - außer Eurem Equipment - etwas Spezielles mit? Wir haben eine Spielekiste mit, um die ganze Warterei zu überbrücken. So mit Tischtennis und Badminton, alles drum und dran.

Habt Ihr dann beim Warten irgendwelche Lieblingsbeschäftigungen?
Essen! (lacht)

Hilft das?
Naja ... wir essen ja nicht die ganze Zeit. Wir hören immer viele Mixtapes auf Tour. Jeder stellt ein paar Songs zusammen und dann hören wir die alle im Bus. Das ist dann auch mal schön, um was Neues zu hören.

Was hört Ihr so privat und welche Künstler guckt ihr Euch gerne an?
Oh, das ist ganz unterschiedlich. Beim Hurricane-Festival haben wir uns alle zusammen Materia angekuckt. Das war ziemlich geil! Das ist eine Wahnsinns Show!

Zurück zu Euren Konzerten ... Viele Bands haben vor ihren Muggen bestimmte Abläufe, die immer gleich sein müssen. Habt Ihr auch bestimmte Rituale, bevor Ihr auf die Bühne geht?
Ja, 42 Minuten vor Showbeginn spielen wir auf der Akustikgitarre einen Song zu viert. Das hat sich irgendwann mal so ergeben.

006 20150719 1602075992Ist das immer der gleiche Song oder wechselt das?
Ja, das ist immer "Ich komm jetzt heim", weil das ein ganz cooler Song ist, um ihn auf Tour zu spielen.

Habt Ihr besondere Wünsche oder Erwartungen an die Tour im Herbst?
(überlegt) Ich weiß jetzt schon, dass es in jeder Stadt voller sein wird, als bei der ersten Tour. Das ist etwas worüber wir uns riesig freuen, weil es uns zeigt, dass es den Leuten gefallen hat. Und deswegen ist es eigentlich nur so, dass wir uns alle sehr auf die ganzen Konzerte freuen.

Ich hatte es eingangs ja schon kurz erwähnt: Wie waren eigentlich die Konzerte in den USA? Gibt es große Unterschiede zwischen Konzerten hier und da drüben?
Wir dachten erst, dass es komplett anders wird. Aber wir waren ja mit dem Goethe-Institut da, und die Leute dort haben schon anderthalb Jahre vorher damit angefangen, unsere Texte im Unterricht durchzunehmen. Dadurch waren die Menschen in Amerika fast textsicherer als in Deutschland, was echt krass war und uns ziemlich überrascht hat.

Wie seid Ihr dort empfangen worden?
Wie eine riesen Rockband. Auf der Homepage des Goethe-Instituts stand, dass es in Deutschland drei große Bands gibt. Das sind Herbert Grönemeyer, Rammstein und TONBANDGERÄT (lacht). Und dementsprechend sind wir da empfangen worden. Das war schon echt wahnsinnig!

007 20150719 1587770761Ist ja dann auch cool, in einer Reihe mit Grönemeyer und Rammstein genannt zu werden ...
Ja! Da haben wir uns auch gefreut! Deshalb waren die da auch so euphorisch.

Wir kommen langsam zum Ende. Gibt es etwas, das Du unseren Lesern noch mitteilen möchtest?
Hört Euch die Platte an! Die ist echt cool geworden! Und kommt im Herbst und Winter auf der Tour vorbei. Wir würden uns freuen, Euch alle dort zu sehen!

Danke, dass Du dir die Zeit genommen hast. Hab noch einen schönen Tag!
Ich danke Dir auch!


Interview: Lisa Bach
Bearbeitung: cr
Fotos: Pressematerial (Universal)