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Im November ist sie geboren, aber mit ihrem Lächeln und ihrem Gesang lässt sie erst gar keinen Herbstblues aufkommen. Judith Holofernes ist gebürtige Berlin-Kreuzbergerin, die im beschaulichen und ruhigen Freiburg im Breisgau aufwuchs. Mit 14 Jahren machte sie ihre ersten musikalischen Erfahrungen als Straßenmusikerin. Nach dem Abitur zog es sie zurück nach Berlin, wo sie an der Universität der Künste ein Studium begann, aber nicht abschloss. Vor genau 12 Jahren wurde die Künstlerin mit ihrer Band WIR SIND HELDEN über Nacht berühmt. "Guten Tag", die erste Single der Band, machte WIR SIND HELDEN in Deutschland schnell bekannt. Bemerkenswert daran ist, dass die Single lediglich auf Platz 53 der Deutschen Charts landete. Dafür konnte sich das wenige Monate später erschienene Debüt-Album "Die Reklamation" auf Platz 2 der Albumcharts platzieren. Es folgten bis 2012 drei weitere Alben, die allesamt auf Platz 1 oder 2 der Albumcharts einliefen.001 20140319 1648516654 Fünf Echo Awards, drei Mal die 1-Live Krone und den European Border Breakers Award konnten Judith und ihre Jungs einsammeln. Außerdem wurde die Sängerin für ihre Texte mit dem Deutschen Musikautorenpreis ausgezeichnet. Im Jahre 2011 folgte die erste Werkschau ihrer Band, die sich nur ein Jahr später dazu entschloss, vorerst auf ein Weitermachen zu verzichten. Nach all den Erfolgen war der Weg von WIR SIND HELDEN an dieser Stelle (vorerst) beendet. In Interviews mit der Sängerin war von einer gewissen Müdigkeit die Rede. Sie wolle einige Gänge runterschalten. Umso überraschender war die Nachricht, dass Judith Holofernes ein Soloalbum eingespielt hat, das am 7. Februar 2014 in den Handel kam. Wir haben die Sängerin darum zu einem Interview zu uns eingeladen ...
 

 

Dein Soloalbum ist jetzt schon ein paar Wochen auf dem Markt. Bis auf Platz 7 der Albumcharts hat es "Ein leichtes Schwert" bisher geschafft. Warst Du - im Vergleich zu Albumveröffentlichungen mit WIR SIND HELDEN - aufgeregter wie sonst oder bist Du da inzwischen entspannt und wartest auf die Dinge, die da kommen?
Ich finde es schon sehr aufregend! Jetzt langsam entspanne ich mich wieder, aber ich wusste natürlich überhaupt nicht, ob die Leute Lust haben würden, mit mir mitzukommen auf diese neue Reise, oder ob sie es ganz blöd finden würden, dass ich was alleine mache. Jetzt bin ich natürlich sehr erleichtert über die tolle Rückmeldung und darüber, dass die Leute offensichtlich ganz gut nachvollziehen können, dass man als Künstler auch immer mal was Neues machen muss.

Viel beeinflussen bzw. ändern kannst Du jetzt ja nicht mehr. Bist Du rundum zufrieden mit dem Ergebnis Deiner Arbeit oder würdest Du doch noch etwas ändern wollen?
Mit der Platte bin ich rundum mopszufrieden. Sie klingt genauso, wie sie vorher in meinem Kopf klang, ich war noch nie so glücklich mit dem Sound einer Platte - beinahe unanständig zufrieden, wie du merkst. Das Einzige, was immer noch ein bisschen schmerzt, sind die Songs, die ich von der Platte runtergeschmissen habe. Um die tut es mir immer noch leid!

002 20140319 1010408613Von der ersten Songidee bis zum fertigen Produkt: Wie lange hast Du an dem Album "Ein leichtes Schwert" gearbeitet?
Ich habe ungefähr ein Jahr lang geschrieben und alleine am Computer an den Arrangements gearbeitet. Dann waren wir im letzten Sommer zwei mal sechs Wochen im Studio und haben die Sachen eingespielt, wobei wir aber auch viel kleinen Quatsch von meinen Demos übernommen haben.

Du hast ja schon mehrfach im Studio gestanden und diverse Platten aufgenommen, aber dies ist - wie erwähnt - Dein erstes eigenes Album. Wo sind die Unterschiede zwischen der Arbeit als Band und der als Solistin besonders deutlich zu spüren?
Ich arbeite sehr gerne mit anderen Leuten zusammen und ich hatte mit Jean einen tollen Songwriting-Partner - und auch dieses Mal habe ich ja für einzelne Songs auch tolle "Partners in Crime" gefunden. Trotzdem habe ich es sehr genossen, so alleine vor mich hin zu wurschteln. Natürlich schließt man in einer Band Kompromisse, dafür bekommt man auch viel tollen Input. Das wichtigste an der Arbeit alleine war für mich, glaube ich, die Tatsache, dass ich ungefilterter und unmittelbarer meine Ideen umsetzen konnte.

"Ein leichtes Schwert" ist Dein eigenes Album. Du bist der Chef, hast den Hut auf und bestimmst, was geht und was nicht. Hast Du Dir trotzdem Meinungen von außen geholt oder Dir hier und da helfen lassen?
Ziemlich genau ein Jahr nachdem ich angefangen habe, die Songs zu schreiben, habe ich einen Rappel gekriegt und mich plötzlich ganz einsam gefühlt.003 20140319 1008011034 Da hatte ich plötzlich ein ganz starkes Bedürfnis nach einem Gegenüber, jemandem zum Ping Pong spielen. In dem Moment habe ich dann Tobias Jundt, Herrn Bonaparte, angerufen. Wir hatten uns drei Jahre vorher auf einer gemeinsamen Fahrt von Zürich nach Berlin angefreundet und schon lange die Idee, mal was zusammen zu machen. Und wir sind auch sicher noch nicht fertig miteinander! Dadurch, dass meine Platte zu dem Zeitpunkt schon fast fertig war, ist es ja erstmal nur ein Song geworden, "Platz da". Aber wir hatten extrem viel Spaß und wollen das auf jeden Fall weiter verfolgen. Ach so, und ungefähr zur gleichen Zeit hat sich dann durch einen Glücksfall die zweite Kooperation auf der Platte ergeben. Ich hatte das Demo für "Pechmarie" fertig gemacht und wusste, dass das ein kleiner Rock'n'Roll/Zydeco Song sein muss. Und genau zu der Zeit hat Jörg (Holdinghausen, mein Bassist) die Schweizer Band Mama Rosin im Radio entdeckt und mich angerufen: "Ich hab genau Deine Band im Radio gehört!!!" Und ich hab einfach ohne nachzudenken eine Email an die Mamas geschrieben, und wenige Wochen später waren sie mit uns im Studio und haben den Song mit uns eingespielt.

Wovon hast Du Dich beim Schreiben Deiner Songs am meisten inspirieren lassen?
Musik! Ich habe wahnsinnig viel Musik gehört, war auf Konzerten, habe Musikdokus geguckt ... Ich bin seit meiner Kindheit ein richtiger, zertifizierter Musik-Vollfreak. In der Pause hatte ich endlich wieder die Zeit, da richtig tief rein zu gehen.

Hast Du beim Schreiben der Songs für das Album versucht, WIR SIND HELDEN komplett auszuklammern, oder war das für Dich kein Problem, wenn ein oder zwei Songs so klingen, als wären sie von WSH?
Nein, ich war ja ein Teil von Wir sind Helden, und Wir sind Helden sind ein Teil von mir! Ich habe überhaupt kein Bedürfnis, mich da abzugrenzen. Ich habe ja auch bei den Helden einen großen Anteil am Songwriting gehabt, das wäre ja komisch, wenn man da jetzt keinerlei Verbindung hören würde.

004 20140319 2048500732Was würdest Du sagen, wenn jemand über die CD sagt, "Das könnte auch ein Album von den Helden sein. Ich erkenne da keinen Unterschied"?
Nein, das bin schon sehr ich! Ich denke der größte Unterschied liegt allerdings im Sound - ich hatte immer schon ein Ding mit unpolierter, spontaner, unperfektionistischer Musik. Die Platte klingt so, wie meine Lieblingsmusik eben klingt! Außerdem konnte ich natürlich den etwas abseitigeren musikalischen Lieben tiefer auf den Grund gehen. Bei Wir sind Helden hat eigentlich immer alles irgendwie Platz gekriegt, es gab wenige Tabus - aber natürlich kann man alleine tiefer reingehen in die Sachen, die einem etwas bedeuten. Das hat schon sehr viel Spaß gemacht!

Auf dem Cover reitest Du auf einer geflügelten Echse mit Adlerkopf. Der daneben laufende Hund hat einen Krokodilkopf. Das einzig wirklich anmutige Wesen auf dem Cover bist Du ... Welche Idee steckt hinter diesem Bild und wer hat das Cover entworfen?
Das Bild ist in einem wilden assoziativen Hin und Her mit dem Grafiker, Benjamin Kakrow von Typeholics, entstanden. Benjamin versteht meine Ästhetik und meinen Humor sehr gut, dem musste ich eigentlich nur Stichworte hinwerfen und dann ist er damit losgerannt! Und das ist am Ende dabei rausgekommen, und ich schätze mal, dass weder er noch ich Dir erklären könnten, wie es dazu kam. In dem Buch in der "schweren Box" kann man allerdings einige der schätzungsweise zwanzig Entwürfe sehen, die auf dem Weg dorthin entstanden sind. Die sind teilweise völlig anders!

Das Album eröffnest Du mit dem Song "Nichtsnutz". Eine Hymne ans Faulenzen ... Ich finde die Umsetzung und den Text richtig gut. Ein Ohrwurm, der durchaus einen Hitcharakter hat.005 20140319 1146447131 Du singst es auch in der Ich-Form. Outest Du Dich damit selbst als faul oder als Genießerin des Lebens, die den Tag auch mal Tag sein lassen kann?
Ja, klar! Ich liebe den Müßiggang! Ich sehe mich aber eher als Müßiggangs-Azubi. Ich habe eine starke anarchistische Ader, das kommt mir da sehr entgegen. Ich habe aber auch tief in meiner DNA eine ordentliche Portion preußischen Arbeitsethos. Aber gerade die Spannung, die daraus entsteht, ist ja sehr fruchtbar und bringt mich dazu, mich mit dem Thema überhaupt zu beschäftigen.

Gab es für Dich in der Zeit mit WSH eigentlich solche Tage, von denen Du da singst?
Jaaa, schon. Aber natürlich ist das, vor Allem in den letzten Jahren mit Wir sind Helden, viel zu kurz gekommen.

"Ein leichtes Schwert", das dem Album auch den Titel gibt, ist eine herrliche Melange aus Pop und dreckigem Rock. "Gib mir ein leichtes Schwert, für meine schwere Hand". Klingt insgesamt etwas wie die Geschichte eines müden Kriegers, der trotzdem nicht aufgeben will ...
Yep. Eine Jeanne D´Aaarrrgh. Das bin ich! Oder eine Donna Quichotte, die mit den Windmühlen noch nicht ganz fertig ist.

006 20140319 1212109438Auch ein ganz toller Song ist "Danke, ich hab schon". Der erinnert mich von der Machart stark an "Guten Tag (Die Reklamation)". Welche Idee steckt dahinter?
Lustigerweise ist der Song auch inhaltlich für mich sehr verwandt mit "Guten Tag". Bei "Guten Tag" ging es darum, das eigene Leben zurück zu fordern, bei "Danke, ich hab schon" geht es darum, wie man es gar nicht erst aus der Hand gibt. Es geht um die Dinge, die wir glauben zu brauchen, wie wir dadurch anfällig sind für Manipulationen aller Art, und um die Freiheit, die im "Nichtbrauchen" liegt.

"Brennende Brücken" ist ein weiterer Song, den ich ansprechen möchte. Man sagt ja schon mal "Ich breche alle Brücken hinter mir ab". Du zündest sie gleich an und sagst, "Nichts wärmt mir den Rücken, wie der Schein brennender Brücken". Wie kommt man auf so ein Bild, das Du da im Text zeichnest und welche Brücken hast Du hinter Dir abbrennen lassen?
Ich hab ein Ding mit Feuer! Einer der wichtigsten Songs für mich, schon als Teenager, war "Let me stand next to your fire" von Jimi Hendrix. Musik zu machen bedeutet für mich schon immer, mich nah ans Feuer zu stellen. Feuer bedeutet Kraft, Energie, Gefahr, Klarheit, Veränderung. Da hat es natürlich gut gepasst, ausgerechnet jetzt dem Feuer endlich mal ein Lied zu widmen. Ein romantisches, kleines Zündlerlied.

Ich könnte jetzt eigentlich jedes einzelne Lied hier ansprechen, aber das würde den Rahmen sprengen. Hast Du auf Deinem Album einen Lieblingssong oder unterscheidest Du da nicht?
Oh, das wäre ganz schwierig für mich! Bei den Helden-Alben hatte ich natürlich eher mal Lieblingskinder, weil es immer mal vorkam, dass man sich in irgendwas weniger gefunden hat als in was Anderem ... Aber jetzt? "Nichtsnutz" ist mir sehr wichtig, "Danke, ich hab schon" hat wahnsinnig Spaß gemacht ... "Pechmarie" ist für mich vielleicht am Ehesten das Herz des Albums ...

007 20140319 1873566977Die Songs auf der CD sind durch die Bank anders. Du spielst mit vielen Elementen und Themen. Ich höre Folk, ich höre Country, ich höre Pop, ich höre Rock in verschiedenen Spielarten und vieles vieles mehr. Das bedeutet aber auch, dass die Platte keinen roten Faden hat, sondern viele Überraschungen und Wendungen auf den Hörer warten. Ist das Absicht oder einfach so entstanden?
Das hat sich einfach so ergeben, weil ich mir selbst keinerlei Begrenzungen auferlegt habe und einfach buchstäblich ALLES umgesetzt habe, was mir in den Sinn gekommen ist. Ich hoffe natürlich, dass sich so etwas wie in roter Faden durch den Sound und durch die Herangehensweise ergibt. Egal, was ich zitiere, egal, welche musikalische Liebe ich auslote, ich habe versucht, immer ziemlich locker aus der Hüfte zu schießen, und mein eigenes Ding daraus zu machen. Aber vor allem wollte ich, dass sich diese Spielfreude überträgt.

Ich habe gelesen, dass Du viele Aufgaben selbst übernommen hast, incl. das Spiel zahlreicher Instrumente. Wer war außer Dir und Dein Mann Pola Roy waren noch mit im Studio, und wieso fiel Deine Wahl auf sie als Begleitmusiker für Deine Plattenaufnahme?
Dass Pola dabei ist, war für mich selbstverständlich. Er ist ein fantastischer Schlagzeuger, und wenn man so einen zu Hause hat, warum in die Ferne schweifen?! Jörg Holdinghausen ist ein enger Freund von uns und der tollste und "rundumste" Musiker, den ich kenne. Dazu kommt noch, dass er die Vision, mit der ich an die Platte rangegangen bin, sehr gut teilen konnte und sehr unterstützend und inspirierend ist, als Gegenüber - ein absoluter Volltreffer! Und als Produzent war Ian Davenport dabei, der Produzent der letzten Helden-Platte, die ich auch immer noch sehr liebe. Mit Ian verstehe ich mich blind, was Soundfragen angeht, und außerdem ist er ein sehr, sehr netter Mensch, den man gerne um sich hat. Und dann gab es natürlich noch Gäste: Les Mama Rosin auf "Pechmarie", und für "Brennende Brücken" haben wir einen Streicher eingeladen. Auf "Lose Kanone", der B-Seite von "Danke, ich hab schon" spielt ein fantastischer Harp-Spieler, der Beatboxing mit Bluesharp verbindet.

008 20140319 1786989259Ich habe jetzt nicht jedes Deiner Interviews gelesen, und auch nicht jeden Zeitungsartikel. Aber wenn ich mal was gelesen habe, hatte ich das Gefühl, dass Du mit der Presse nicht richtig warm wirst. Liege ich mit meinem Gefühl da richtig oder täuscht das?
Hmmm, ach, das wäre aber schade. Nein, eigentlich stimmt das so nicht, ich mag Journalisten - so als Völkchen. Meistens sind das ja Leute, mit denen ich viel gemeinsam habe - Leute, die Sprache wertschätzen, sich gerne in abseitige Themen versenken. In der Masse ist es natürlich schwierig für die Seele, wenn man sehr viele Interviews gibt, da kann man sich am Abend einfach selber nicht mehr leiden, kein normaler Mensch würde ja in einem normalen Kontext so viel über sich selber reden. Wenn ich also irgendein Problem damit habe, dann das, dass ich mich selbst in dem Zusammenhang nicht so gut leiden kann. Und natürlich ärgere ich mich am Ende des Tages immer mal wieder über das, was in der Summe dann dabei rauskommt, über die Verkürzungen und die Schubladen, die daraus entstehen. Das liegt aber in der Natur der Sache.

Man wird in Deutschland ja sehr gerne in Schubladen gesteckt. Heinz Rudolf Kunze bekamt einst für seine Art des Songschreibens und Auftretens den Spitznamen "Der Niedermacher" verpasst. Dir hat man den "Klassensprecher der Nation" zugeteilt. Ich finde beide Nicknames ziemlich übertrieben und auch nicht sonderlich nah an der jeweiligen Person. Siehst Du das auch so, oder trifft diese Bezeichnung auf Dich doch zu?
Danke sehr. Nein, ich finde das natürlich völlig bekloppt. Ich war nie Klassensprecherin, ich habe überhaupt keinen missionarischen Impuls und muss für überhaupt niemanden sprechen. Ich hoffe immer, dass den Leuten, die all diese Interviews lesen, klar ist, dass das Bild, das man von einer medialen Person hat, hauptsächlich dadurch bestimmt wird, was demjenigen für Fragen gestellt werden. Ich stelle mich ja nicht in die Welt, greife mir ein Mikrofon und fange an zu dozieren. Ich habe nur über viele Jahre immer wieder - vielleicht zu höflich - auf Fragen geantwortet, die mir gestellt wurden.

009 20140319 1020084086Wo ich echt den Hut gezogen habe, war Deine konsequente Haltung den Boulevardmedien gegenüber. Die Anfrage einer Werbeagentur, die eine Kampagne für die Zeitung mit vier Buchstaben gemacht hat, hast Du öffentlich mit einem "Geht's noch?" und einem langen Brief beantwortet. Würdest Du das heute noch mal so machen, oder war das rückblickend ein Fehler, so zu handeln?
Nein, das war mein bester, authentischster, lebendigster Impuls in Jahren. Das hat sich absolut richtig angefühlt und ich würde es wieder tun. Ich habe lustigerweise keine große Freude an Streitkultur an sich, ich mag dieses Meinungshickhack überhaupt nicht, das aus so was entsteht, und ich suche mir so was nicht aus. Aber dieser Brief kam quasi direkt aus dem Rückenmark, und das war für mich unglaublich befriedigend.

Du hast mit Deiner Band viele Jahre auf der Überholspur gelebt. Nicht nur, was Eure Erfolge oder die vielen kreativen Ideen betrifft, sondern auch was das Körperliche betrifft. Man muss ja erwähnen, dass Du zwei Kinder in der Zeit bekommen hast. War dieses Leben mit dem Fuß auf dem Gaspedal mit ein Grund für die Pause von WSH?
Auf jeden Fall!

010 20140319 1035489952Wenn eine Band zerbricht oder sich auflöst, blutet den Fans immer das Herz. Offiziell pausiert WIR SIND HELDEN zwar, aber das haben schon viele Bands getan und kamen nicht zurück. Und wenn doch, dann lief es nicht mehr. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es WIR SIND HELDEN nochmal geben wird?
Öhm ... 40%? Nee, im Ernst, ich weiß es nicht. Wir haben uns nicht aufgelöst, weil wir es nicht ausschließen wollen, dass wir auch wieder zusammen Musik machen. Aber fürs Erste gibt es für uns alle einzeln so viele Sachen, die wir machen wollen ...

Was denkst Du, in Welche Richtung wird sich die Band entwickelt haben, wenn die Pause beendet ist. Wird sie heiß auf ein "Comeback" sein, also jeder der Musiker wird mit Haut und Haaren bei der Bandarbeit sein, oder lebt man sich durch diese Pause nicht zu weit auseinander und durchlebt dann die gleiche Situation wie in einer gescheiterten Ehe?
Puh, das kann ich nicht beantworten, ich hab keine Ahnung ...

Abschließend noch die Frage nach der Live-Umsetzung von "Ein leichtes Schwert". Du bist den gesamten April über auf Tour. Wer wird Dich musikalisch begleiten?
Wir stehen zu sechst auf der Bühne und werden ganz ordentlich Alarm machen! Es sind zwei Frauen dabei, die singen, aber auch Instrumente spielen: Miss Kenichi und Jarita Freydank. Außerdem Martin Wenk von Calexico und Nada Surf, der so ziemlich alles spielt,012 20140319 1224783440 was man ihm in die Hand drückt. Und Jörg Holdinghausen, der auch als Bassist mit mir im Studio war. Und am Schlagzeug Hanno Stick. Ich spiele Gitarre und ab und zu Ukulele.

Gibt es schon ein Konzept? Was wird den Konzertbesucher bei Deinen Muggen erwarten?
Hmmm, das Konzept ist vielleicht: "Wir sind auf der Bühne unsere eigene Party und freuen uns über jeden, der mitmacht." Wir werden auf jeden Fall viel Spaß haben, und ich hoffe, dass das ansteckend ist.

Du wirst sicher nicht um WSH-Songs herumkommen, oder?
Doch! Fürs Erste zumindest. Das hat gar nichts damit zu tun, dass ich mich abgrenzen müsste oder so, ich finde es nur seltsam, diese so vertrauten Songs mit anderen Leuten zu spielen ... Stattdessen wird es aber andere Überraschungen geben, die dem Publikum sicher auch viel Freude machen werden.

Liebe Judith, ich wünsche Dir viel Erfolg für Dein Soloalbum und Deine Tour. Möchtest Du abschließend noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Dankeschön! Und: Dankeschön! :-)
 
 
 
 
Interview: Christian Reder
Bearbeitung: nr, cr
Fotos: Christoph Voy, Ole Rennecke, Julia Gajewskim, Melissa Jundt, Columbia.
Mit freundlicher Genehmigung von Judiths Management.



 

 

   
   
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