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KNORKATOR ist eine einzigartige Band. Gut, eigentlich ist jede Band einzigartig, aber KNORKATOR ist einzigartiger ... Wenn man sich nicht ein bisschen auskennt und die Bandgeschichte als Fan begleitet hat, wird es sehr schwer, eine rein auf Daten und Fakten beruhende Biographie zu verfassen. Einige markante Punkte in der Biographie können auch nicht direkt als Wahrheit oder Fiktion identifiziert werden. Aber das ist auch nicht wichtig. Wichtiger - und eben deshalb sind sie ja so einzigartig - ist das, was die Kapelle in den 20 Jahren ihres Bestehens auf die Beine gestellt hat.001 20140116 1641095746 Wenn man den Begriff "Wortwitz" verwenden kann, dann wohl bei dieser Gruppe und ihrem Output. Das ist ein Fakt. Ein weiterer Fakt ist, dass KNORKATOR vor 20 Jahren im Berliner Stadtteil Friedrichshagen "gefunden" wurde. Dass die Band seit eh und je auch dufte ist, kann ebenfalls mit harten Fakten belegt werden. Schließlich beinhaltet der Bandname das Wort "knork", also "knorke", das ja bekanntlich für "dufte", aber auch für "geil" oder "toll" steht. "Deutschlands meiste Band der Welt", deren erstes Album zurecht auch "The Schlechtst of" betitelt wurde, steht nun mit einer neuen CD in den Startlöchern. Die wichtigste Info: Sie ist rund, darum passt sie auch super in jeden handelsüblichen CD-Player. Was gibt es noch über die CD zu sagen? Es ist das neunte Studioalbum und die drei KNORKATORen haben es "We want Mohr" getauft (Rezension: HIER). Und wegen dieses Namens und dem Artwork der CD haben einige empörte Zeitgenossen etwas ganz Übles gewittert und die Band ausgeschimpft. Öffentlich. Darüber sollte auf jeden Fall gesprochen werden. Wir haben uns einen Zettel genommen und die ganzen Gründe für eine Einladung der Gruppe zu einem Interview aufgeschrieben. Als wir die Fragen nicht mehr zählen konnten, haben wir die Band einfach gefragt. Alf Ator hat das kürzestes Streichholz gezogen und stellte sich mutig unseren investigativen Fragen ...
 



Euer neues Album "We Want Mohr" ist noch gar nicht in den Läden und schon regen sich Leute darüber auf. Genauer gesagt über das Cover, das einen direkten Bezug auf den Struwwelpeter hat. Habt Ihr damit gerechnet, dass Leute das als Provokation oder - schlimmer noch - als rassistisch werten würden?
Es hat uns schon ein wenig überrascht und verwirrt. Zuerst waren einige von uns regelrecht entsetzt, was da für Emotionen hochkamen. Und es war natürlich auch unangenehm. Es ist ein Unterschied, ob man ganz allgemein als frecher Rotzbengel angesehen wird, der böse Dinge sagt und zelebriert, oder ob man sich in eine konkrete politische Ecke gestellt sieht, wo man einfach nicht sein will. Aber ich beschwere mich nicht. Wer provoziert, muss auch einstecken können. Und wer so etwas nicht haben will, muss halt vorsichtig sein. Oder eine so sensible Sache eben klüger angehen.

002 20140116 1196201495Ich bin ja der Meinung, dass sich die Herrschaften, die Euch in ein rechtes Licht rücken wollen, augenscheinlich selbst komplett uninformiert sind, denn sonst hätten sie Euch nie als Rassisten oder Faschisten bezeichnet. Wie kann man sich gegen sowas - ich nenne es einfach mal Dummheit und fehlende Sachkenntnis - schützen? Ist das im Zeitalter des Internet überhaupt noch möglich?
Nun, ich hatte dadurch immerhin die Gelegenheit, mich mit der ganzen Materie eingehend zu befassen. Die Initiatoren dieses Shitstorms haben Wert darauf gelegt, dass sie uns nicht als Rassisten bezeichnet haben, sondern dass man auch als Nicht-Rassist Gefahr laufen kann, sich rassistischer Stilmittel zu bedienen. Und das haben sie uns vorgeworfen. Grundsätzlich ist das kein schlechter Ansatz. Und wenn man mal unser Tourplakat nimmt, das für sich alleine keinen Bezug zum Struwwelpeter zeigt, kann ich sogar nachvollziehen, dass es auf den ersten Blick einen verstörenden Eindruck machen kann. Und wir können ja nicht von jedem Menschen erwarten, unsere Alben zu konsumieren, damit der Sinn unserer Plakate erkennbar wird. Ich will auch nicht so tun, als wüsste ich nicht, dass viele Farbige immer noch demütigenden und verletzenden Situationen ausgesetzt sind. Aber den Begriff "Rassismus" soweit auszudehnen, dass er praktisch jeden betrifft, der nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt, schießt über das Ziel hinaus und führt in eine fasche Richtung. Die Aktivisten dieses Vereins finden es ja schon rassistisch, wenn sich jemand als Schwarzer verkleidet. Und die Mohrengeschichte aus dem Struwwelpeter, eine der ältesten Anti-Rassismus-Geschichten Deutschlands, finden sie auch rassistisch. Und das ist in meinen Augen absurd und lächerlich. Rassismus ist ein schlimmes Wort, und das ist gut so. Es sollte zur Beschreibung schlimmer Sachen dienen, und nicht Lappalien wie alte Bezeichnungen von Konfekt einschließen. Ansonsten verkommt das Wort selbst zur Lappalie.

Aber Ihr kennt das ja schon, oder? Es ist ja seit Gründung von KNORKATOR so, dass die Leute Euch entweder lieben oder hassen. Ein Mittelding scheint es nicht zu geben. Wie empfindet Ihr die Wahrnehmung der Leute selbst? Könnt Ihr mit so gegensätzlichen Reaktionen gut leben?
Um ehrlich zu sein - in den Anfangsjahren wurden wir eigentlich kaum wirklich wahrgenommen. Wir hatten zwar treu ergebene Fans, die glaubten, wir müssten alle Millionäre sein, weil wir so einmalig sind und den Grand Prix Vorentscheid aufgemischt hatten.003 20140116 1632792372 Aber kommerziell hat uns das erstmal überhaupt nichts genützt. Der Song "Ick wer zun Schwein" war viel zu verstiegen und schräg, um wirklich einem breiteren Publikum im Gedächtnis zu bleiben. Wenn wir ein Album rausbrachten, waren die Rezensionen in den wichtigen Medien eher so: "Jaja, die Spaßrocker aus Köpenick haben sich wieder ausgeschissen ... wer's braucht ..." Gern hätten wir dem Image als polarisierende Institution, an der sich Deutschlands Geister scheiden, tatsächlich entsprochen, aber dazu waren wir einfach nicht erfolgreich genug. Erst bei unserer Auflösung gab es plötzlich huldigende Nachrufe aus allen möglichen Richtungen, dass diese Trennung ein Loch in die deutsche Kulturlandschaft reißt, welches niemand zu stopfen vermag. Und das hat uns natürlich gefreut und auch maßgeblich dazu beigetragen, dass wir uns doch noch einmal aufgerafft haben.

Wo sind in Sachen Texte und Songwriting bei Euch Grenzen, die Ihr - auch wenn es Satire oder Sarkasmus ist - nicht überschreiten würdet?
Eigentlich wollen wir ja niemanden verletzen. Im Grunde sind wir nur die Karikatur einer Provokation. Es macht uns Spaß, den bösen Buben darzustellen und das alles so zu übertreiben, dass es lächerlich wird. Und gerade wenn man älter wird und einem sowieso niemand mehr das Image eines Rebellen abnimmt, macht es umso mehr Spaß, dieses absurde Szenario weiter zu spinnen. Aber grundsätzlich würde ich bei allzu konkreten politischen Statements immer vorsichtig sein, weil gerade in dieser Branche so viel Falschheit im Spiel ist, dass ich meine Kunst nicht für etwas derart Kurzlebiges verschwenden möchte.

004 20140116 1513667328Ich sprach es eingangs ja schon an, es sind auf der neuen CD drei "Struwwelpetersongs" enthalten. Du hattest die Idee dazu. Was war der Auslöser dafür, dieses Thema für die neue Knorkator CD zu verwenden?
Der Struwwelpeter ist ein grandioses Buch, das gerade durch seine verstörenden Inhalte und Bilder einfach ein einmaliger und kostbarer Schatz deutscher Literatur sind. Die Idee geistert bei uns schon seit etwa 1999 herum.

Warum ist da nicht ein komplett eigenes Album draus geworden? Heinrich Hoffmann hat ja mehr als nur drei Texte bzw. Gedichte geschrieben ...
Anfangs stand wirklich die Idee im Raum, ein Konzeptalbum draus zu machen. Aber es stellte sich als sehr schwierig heraus, all diese Texte in Strophen und Refrains zu pressen, weil es keine durchgehende Verslänge gibt. Sicherlich ist das alles theoretisch möglich, aber wenn es dann auch noch gute Songs sein sollen, hat man Probleme. Es folgt immer nur ein Reim auf den anderen, mal 4, mal 5, mal 6, mal 7, und immer wenn eine Melodie gefunden war, die zu passen schien, war sie bei der nächsten Strophe zu lang oder zu kurz. Es ist wirklich eine Herausforderung. Darum haben wir uns nun entschlossen, diese Aufgabe nach und nach anzugehen. Beim nächsten Album folgen vielleicht die nächsten drei Versuche.

Ally Storch, selbst als Ally The Fiddle sehr erfolgreich, ist mal wieder als Gastmusikantin auf dem Album zu hören. Beim Vorgängeralbum war das auch so. Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Euch?
Wir haben 1.000 Geigerinnen getestet, und sie war einfach am schönsten :-)

005 20140116 1027622699Das Album wird mit dem Stück "Hymne" eröffnet. Man könnte nach dem Hören meinen, KNORKATOR wird mehr und mehr zur Religion. Muss sich die Katholische Kirche, die Evangelische Kirche und andere Clubs langsam Sorgen machen, dass Ihr ihnen die Schäfchen wegholt?
Glücklicherweise verlangen unsere wichtigen Botschaften an die Menschheit ein Maß an geistiger Offenheit, welches bei Katholiken nicht zu finden ist. Religionen können die Menschen in manchen Zeiten davor bewahren, sich gegenseitig zu zerfleischen. In anderen Zeiten wiederum werden sie selbst zum Fleischwolf. Die Atorianer, wie ich meine Jünger nenne, lassen sich von keiner Religion instrumentalisieren. Außer von mir natürlich.

Ich persönlich habe meine Favoriten auf "We Want Mohr" bereits entdeckt. Habt Ihr als Schöpfer dieser Lieder auch Eure Favoriten oder möchtet Ihr Euch da nicht festlegen?
Einen klaren Lieblingssong gibt es nicht. Für mich ist jedes Stück ein Meisterwerk. Kritik würde ich lediglich bei "Friederich" durchgehen lassen, denn der ist von Stumpen.

Wie würdest Du Euer Album in wenigen Worten selbst beschreiben? Was stünde in Eurem Pressetext, um dem Kunden Euer neustes Werk schmackhaft zu machen?
"Knorkator haben ihrem Publikum zwar schon immer ein großes Maß an Offenheit gegenüber verschiedensten Musikrichtungen abverlangt, aber diesmal sind sie einfach zu weit gegangen!"

006 20140116 1215491839Auffällig ist auch die Verpackung. Wer ist für die Illustration Eures Booklets und der CD Hülle verantwortlich? War das Eure Idee, die da umgesetzt wurde, oder habt Ihr dem Schöpfer freie Hand gelassen?
Der Zeichner heißt Jan Bintakies. Er hat schon des öfteren Sachen für uns gezeichnet. Zuerst ging es nur darum, dass er das Video zu "Konrad" macht. Aber allein schon die Skizzen, die er uns als Vorschläge zuschickte, haben uns so gefreut, dass wir beschlossen, dies alles im Artwork des Covers zu verbraten. Stumpen ist bei sowas unser Layouter und hat die Bilder richtig platziert.

Eine schöne Sache ist die Luxus Edition Eures Albums, dem Ihr eine DVD mit einem Live-Mitschnitt eines Konzerts von 2012 beigelegt habt. Trotzdem gibt's die Scheibe für unter 20,00 Euro. Habt Ihr keine Angst, dass Ihr auf dem Standard-Exemplar sitzen bleibt und das Ding nie loswerdet, weil da keine DVD dabei ist?
Die Luxus-Edition ist ja limitiert. Irgendwann gibt es dann eben nur noch die einfache CD. Basta.

Kommen wir mal zu Euch und zur Entstehung der Gruppe KNORKATOR: Stumpen und Alf haben eine klassische Musikausbildung. Stumpen hatte nach seiner Ausbildung sogar an der Staatsoper "Unter den Linden" ein Engagement ...
Das ist zum Beispiel eines der hartnäckigsten Gerüchte, dass ich Musik studiert hätte. Und obwohl ich weiß, dass man mit einer solchen Referenz im Leben weiter kommt, muss ich betonen: Ich hatte nie eine Ausbildung. Ich wurde schon mit all diesen Fähigkeiten geboren. Stumpen und Buzz Dee hingegen mussten das alles erst mühsam erlernen.

007 20140116 1982400677Es gab Ende der 80er schon eine Band, in der Stumpen und Alf zusammen musiziert haben. FUNKREICH hieß die. Was war das für eine Band und welche Erfolge könnt Ihr damit vorweisen?
Diese Band war ein Phänomen. Normalerweise war es im Osten so, dass alle nur Schrott fabriziert haben, sich selbst aber für die Größten hielten und über alle anderen Bands gelästert haben. Bei FUNKREICH jedoch hielten wir sogar die eigenen Lieder für Schrott.

Dann gab es etwas später eine Band namens BEULSHAUSEN. Was war das für eine Kapelle und kann man diese als Vorboten von KNORKATOR bezeichnen?
Man kann diese Band durchaus als einen Vorboten für Knorkator bezeichnen. Stumpen hatte Songs mit frechen deutschen Texten gemacht und diverse Musiker um sich geschart. Ich fand das Konzept interessant und schrieb ein paar Songs für die Band. Aber zu dem Zeitpunkt begannen schon Unstimmigkeiten in der Band, Stumpen stieg aus seiner eigenen Band aus, und wir gründeten Knorkator, um diese Songs nicht ungespielt zu lassen. Es waren die Lieder "Schwanzlich willkommen", "Geschlechtsverkehr" und "Ey, du alte Ficksau".

Eure Wurzeln liegen in der DDR. Was glaubt Ihr, hättet Ihr mit einer Band wie KNORKATOR in der damaligen DDR überhaupt eine Chance gehabt? Damit meine ich weniger den Zuspruch vom Publikum, sondern vielmehr was das "politische Drumherum" betrifft ...
Natürlich hätte so ein Projekt im Osten nie eine Chance gehabt. Aber ich muss zugeben, dass auch ich damals noch nicht reif für sowas gewesen wäre. Es mussten für mich ein paar Jahre außerhalb der Diktatur vergehen, um die erforderliche Gelassenheit und geistige Freiheit zu entwickeln.

009 20140116 1882434990Interessant in Eurer Biographie ist, dass Ihr im Vorprogramm der letzten Rio Reiser-Tournee gespielt habt. Könnt Ihr mal kurz erzählen, wie es dazu kam? Ist Rio selbst auf Euch aufmerksam geworden?
Unser damaliger Manager hatte schon früher eine Tour für Rio Reiser organisiert. Und diesmal überredete er den armen kranken Mann, uns als Support mitzunehmen.

Welche Erinnerungen habt Ihr an Rio und diese Tournee? Entstand auf der Tour vielleicht sowas wie eine engere Verbindung oder blieb das auf der professionellen und kollegialen Ebene?
Da Rio Reiser diese Tour nicht überlebt hat, kann man nur spekulieren, ob wir danach Freunde geworden wären. Aber einige Mitglieder seiner Crew und auch sein damaliger Lebensgefährte stehen heute noch auf unserer Gästeliste, wenn wir in der Gegend sind.

Eine weitere wichtige Begebenheit war die Entdeckung der Gruppe KNORKATOR durch Rod González (Die Ärzte), auf dessen Label Ihr damals auch Eure erste Platte veröffentlicht habt. Wie sah das mit dem "Entdecken" damals aus? Hat er ein Konzert von Euch gesehen oder habt Ihr ihm ein Demotape geschickt?
Rod kam auf eine unserer Veranstaltungen und äußerte große Begeisterung. Später schickte er seinen Manager vorbei, der uns dann auch eine zeitlang managte. Weil es aber zunächst mit einem großen Majordeal nicht klappte, produzierte Rod selbst die erste Platte mit uns.

008 20140116 1893266321Witzig finde ich, dass Ihr als KNORKATOR in der Anfangszeit, also Mitte der 90er, Nachwuchswettbewerbe gewonnen habt, obwohl Ihr vorher alle schon jahrelang als Musiker gearbeitet habt. Seid Ihr über diesen Status der "Nachwuchsmusiker" inzwischen hinaus oder sitzt Ihr gerade nach?
Ja, das war ein wenig unfair. Aber da ich ja vor Knorkator noch nichts vorzeigbares zustande gebracht hatte, gehörte ich quasi auch zum Nachwuchs. Dasselbe gilt für Stumpen. Lediglich Buzz Dee hatte sich schon als alte Ostbirne auf Tonträgern verewigt. Aber das war schon wieder verjährt.

Legendär war Euer Auftritt als Bewerber für den Eurovision Song Contest im Jahre 2000 - Du hattest es vorhin schon erwähnt. Ich habe den Vorausscheid und auch Euren Auftritt gesehen und fand das einfach nur genial. Habt Ihr Euch damals wirklich Chancen ausgerechnet, oder war das alles nur als kluge Werbestrategie für's eigene Produkt zu verstehen?
Natürlich war klar, dass wir da niemals gewinnen würden. Es ging nur um den Spaß, und natürlich, um mal von allen gesehen zu werden. Glücklicherweise gibt es bei uns keinen wirklichen Unterschied zwischen Kunst und Kommerz. Ich bin nicht mit der Fähigkeit gesegnet, dem Volk aufs Maul zu schauen. Wir können eigentlich nur das machen, was wir selbst toll finden, und hoffen, dass es auch andere gibt, die so denken wie wir. Sämtliche Versuche, geschickte Kompromisse einzugehen, in der Hoffnung, es könnte mehr Leuten gefallen, würden immer voll in die Hose gehen, weil wir erstens gar nicht über die Strukturen und Kanäle verfügen, um all diese anderen Menschen zu erreichen, und zweitens würden unsere Fans das sofort merken und uns öffentlich steinigen.

010 20140116 1509825185Dieser Auftritt zog ja Reaktionen nach sich. Nicht nur Positive. Wir hatten eingangs ja die Frage bzgl. des Covers der neuen CD und den damit verbundenen Reaktionen gesprochen. Wie ist Eure Meinung: Fehlt es in Deutschland vielleicht am nötigen Humor und einer gewissen Prise Gelassenheit, um sowas einfach nur mal witzig zu finden, ohne dass sich gleich wieder zig Interessengruppen darüber empören?
Man sollte nicht den Fehler machen und ein ganzes Volk wie eine einzige Person beurteilen. Es gibt einen Haufen sehr offene, intelligente und humorvolle Menschen in diesem Land. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch unzählige denkfaule, hysterische und beeinflussbare Lemminge. Was davon überwiegt, kann man überhaupt nicht ergründen. Und jedes Medium kann nur ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit zeigen. Wenn in einem Saal voller glücklicher Menschen einer "Scheiße" schreit, ist es das, was wahrgenommen wird.

Im Jahre 2011 habt Ihr und die Gruppe POTHEAD einen Tausch der Schlagzeuger vorgenommen. Sind weitere Umtauschaktionen für die Zukunft geplant? Wechselt Stumpen möglicherweise zur Münchener Freiheit und deren Sänger zu Euch?
Ich vermute, dass so ein Tausch keinem gut tun würde.

Ernsthaft: Wie kam es zu dem Tausch? Das war schon ziemlich ungewöhnlich, dass zwei so unterschiedlich operierende Bands ihre Drummer tauschen ...
Um ehrlich zu sein: keine Ahnung. Eines Tages kam ich in den Proberaum, und da stand ein neuer Schlagzeuger. Und da ich von meinen Kollegen sämtliche kompositorische Freiheiten zugestanden bekomme, halte ich mich im Gegenzug aus allen organisatorischen Belangen raus.

011 20140116 1619805390Es gibt neben KNORKATOR noch diverse Seitenprojekte, teilweise mit mehreren Knorkatoren in einem Projekt, manche auch von einzelnen Mitgliedern mit anderen Musikern, z.B. Buzz Dees oder Alfs Soloprogramme. Sind diese Neben- bzw. Seitenprojekte wichtige Auszeiten von der Hauptband KNORKATOR, oder ist einfach soviel Energie in Euch, dass mehrere Projekte und Bands nötig sind, um das alles rauszulassen?
Entstanden sind all diese Projekte in Zeiten, als der Erfolg der Band zu wünschen übrig ließ. Mittlerweile hätte es niemand von uns mehr wirklich nötig, aber es macht halt Spaß. Unsere eigenen Projekte sind zwar bei weitem nicht so erfolgreich, wie die gemeinsame Band, aber da der Aufwand viel geringer ist, bleibt am Ende manchmal genauso viel übrig. Außer bei Buzz Dee. Der musste ja eine richtige Rockband gründen mit genauso viel Aufwand :-)

Am 31. Januar startet Eure Tournee 2014 in Sondershausen. Auf was können sich die Fans freuen, die Euch bei Euren Konzerten besuchen kommen. Habt Ihr etwas Besonderes vorbereitet?
Wir wollen den Saal mit Wasser fluten und einen Wal durchs Publikum schwimmen lassen.

Feine Idee ... Schaut man auf den Tourneeplan, so ist das schon beeindruckend, wieviele Konzerte Ihr spielen werdet und wohin es Euch verschlagen wird. Auf der deutschen Landkarte gibt es kaum weiße Flecke und Österreich ist auch dabei. Die Schweizer wollten Euch wohl nicht?
Oh doch! Am 4. April sind wir in Winterthur.

Es ist ein Zeichen dafür, dass man KNORKATOR auch weit über Eure Heimatstadt hinaus toll findet und Euch live sehen will. Kann diese Nachfrage noch gesteigert werden?
Na das hoffen wir doch. Schließlich gibt es auch ein paar englische Songs aus eigener Feder. Das sollte den Welterfolg unumgänglich machen.

012 20140116 1796647270Die letzte CD "Es werde nicht" kam bis auf Platz 25 der Media Control Album Charts. Was rechnet Ihr Euch für die neue Scheibe aus?
Platz 1 natürlich. 2 Jahre lang auf Platz 1.

Eine letzte Frage: Wir hatten vorhin das Thema Gastmusiker. Gibt es da draußen Musiker oder Sänger, mit dem Du gerne mal was zusammen machen möchtest? Wenn ja, wer ist das und warum?
Ich würde gern mal einen Song für Susanne Sundfør schreiben. Und einen für Glenn Hughes. Und einen für Peter Gabriel. Für richtige gemeinsame Projekte bin ich wahrscheinlich zu eigensinnig. Vielleicht könnte ich es mir mit den Typen von MUSE vorstellen. Aber die sind bestimmt auch zu eigensinnig. Ich bewundere Steve Vai. Aber er mich sicher nicht :-)

Ich drücke Euch für Eure Vorhaben die Daumen und wünsche Euch volle Säle und massenhaft Plattenverkäufe. Was wünscht Ihr Euch selbst und als Abschluss dieses Interviews unseren Lesern?
Ich wünsche Euren Lesern, dass sie in ihren Berufen erfolgreich genug sind, um sich Eintrittskarten für unsere Shows leisten zu können und unseren Merchandisingstand leerzukaufen. Und ich wünsche allen Menschen weniger Stress. Denn ich weiß, dass gestressten Menschen unsere Musik überhaupt nicht gefällt.


Interview: Christian Reder
Bearbeitung: cr
Fotos: Pressematerial, Jens Lorenz, Deutsche Mugge-Archiv



 


   
   
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