lp01 20130330 1623314769 lp02 20130330 1326641704 lp03 20130330 1484333516 lp04 20130330 1455492751

 

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Drei junge Sängerinnen, dazu eine Tänzerin und ein Schlagzeuger, das zusammen sind LAING. Seit dem Bundesvision Song Contest 2012 in Berlin sind sie in aller Munde und versuchen die deutsche Popmusik aufzumischen. Dabei bedienen sie sich einer Stilistik, die man irgendwo zwischen Kraftwerk und diversen anderen Electropop-Acts einordnen kann, aber nicht muss. Die reduzierten elektronischen Beats, durch die sich die LAING-Songs auszeichnen und diese so eigenständig machen, sorgen durchaus für einen gewissen Wiedererkennungswert und benötigen deshalb keine Querverweise. Hervorzuheben sind unbedingt auch die Texte, die auf Grund ihrer herrlichen Direktheit für jede Menge Gesprächsstoff gut sind, denn nicht jeder kann sich mit dem verwendeten Vokabular in dem einen oder anderen Song anfreunden. Deutsche Mugge hatte die Gelegenheit, den musikalischen und organisatorischen Kopf von LAING, Nicola Rost, nach einem anstrengenden Tag im Probenraum kurz vor Beginn der Tournee zu einem Interview zu treffen...
 



001 20130330 1840044377Hallo Nicola, ich bin ja heilfroh, dass unser Interview am Abend stattfindet, denn morgens bist Du ja immer müde. Kannst Du dieses Wortspiel, welches mittlerweile wahrscheinlich schon ein "Running Gag" geworden ist, überhaupt noch hören?
Zunächst bin ich natürlich mal dankbar für das, was aus diesem Song geworden ist und wo er uns hingebracht hat. Ursprünglich hat mich der Song regelrecht angesprungen, weil ich mich darin absolut wiedererkannt habe, so wie es jetzt eben auch ganz viele andere Leute tun. Deshalb will ich mich auch gar nicht beschweren darüber, aber natürlich läuft sich der Witz, dieses Wortspiel auf Dauer ein bisschen leer.

Wenn ich Euch so anschaue, kommt mir als erstes die Frage in den Sinn: Drei Sängerinnen, eine Tänzerin - seid Ihr eine "Girl-Group", darf man das zu Euch sagen?
Wir sind ja zunächst mal alle weiblich, das lässt sich nicht leugnen. Oft werden wir gefragt, wie wir uns definieren, ob wir ein Act sind oder eine Band oder eine Girl-Group. Ehrlich gesagt... Ich weiß es nicht genau. Das ist halt Definitionssache. Ich finde immer, wir sind eine Band, nur eben ohne Instrumente, dafür singen wir in erster Linie. Ja, vielleicht sind wir auch eine Girl-Group... Ich weiß es nicht.

Was bedeutet eigentlich Euer Bandname LAING? Ich kenne da zwei Varianten. Die eine steht für "Heißer Scheiß, der dir am Schuh klebt", welche angeblich eine Übersetzung aus dem Chinesischen sein soll. Die andere Variante hat mit Deiner Mutter zu tun...
Wir vermuten, dass beide Varianten stimmen und ihre Berechtigung haben. Tatsächlich ist es der Mädchenname meiner Mutter. Allerdings wollte ich mit dieser Band keine Hommage an meine Familie mütterlicherseits schaffen. Ich wollte einfach ein Wort, das schön klingt und LAING hat ja nun mal einen sehr ungewöhnlichen Klang. Und dann dachten wir, dass das Wort aus dem Chinesischen übersetzt eben "Heißer Scheiß, der Dir am Schuh klebt" bedeuten könnte. Aber das ist eine reine Vermutung, denn leider sprechen wir alle kein Chinesisch.

002 20130330 2013578352Seit dem letztjährigen Bundesvision Song Contest hat sich Euer Bekanntheitsgrad enorm gesteigert. Und trotzdem weiß man recht wenig über Euch. Deshalb lasst uns mal etwas Aufklärungsarbeit leisten. Seit wann gibt es LAING, wer gehört dazu und wie habt Ihr zusammengefunden?
In der Besetzung mit drei Sängerinnen und einer Tänzerin gibt es uns seit 2008. Das sind neben mir im Einzelnen unsere beiden Sängerinnen Johanna Marschall und Atina Tabiei sowie Marisa Akeny, unsere Tänzerin. So sind wir heute unterwegs. 2012 gab es die einzige Umbesetzung, an Stelle von Susanna Berivan ist jetzt Atina Tabiei dabei. Susanna gehörte von Beginn an dazu, aber ihr wurden die Termine dann einfach zu viel. Wir fingen ja mal ganz klein und unbefangen an, waren einfach nur Freundinnen, die Musik machten. Irgendwann wurde daraus dann aber richtig viel Arbeit, und das war mit Susannas restlichem Leben einfach nicht mehr zu vereinbaren. Wir mussten also umbesetzen, was aber auch kein großes Drama war, da wir Atina überreden konnten, bei uns mitzumachen.

Bereits im Mai 2011 habt Ihr Eure erste EP mit dem vielsagenden Titel "030/57707886" rausgebracht. Hat man Euch damals überhaupt schon wahrgenommen? Immerhin ist Euer großer Hit "Morgens immer müde" da schon drauf.
Diese EP war unsere erste eigene Platte. Die haben wir noch in Eigenregie rausgebracht, also ohne Label. Bei Universal haben wir erst danach unterschrieben. Natürlich hat uns diese Platte einige Türen geöffnet. Wir haben uns langsam, aber sehr zielstrebig nach vorn gearbeitet und diese Platte war auf dem Weg dahin ungeheuer wichtig. Was "Morgens immer müde" angeht, so ist es ja nicht so, dass ein solcher Titel zwangsläufig Erfolg hat. Ich denke aber schon, seit es uns gibt, alle anderen müssen doch merken, dass diese Band was hat! Ich redete auch schon ganz lange im Kreise unserer Band von diesem Bundesvision Song Contest und die anderen haben immer nur mit den Augen gerollt, wenn ich davon anfing. Egal, ich wusste schon immer, wir müssen unbedingt nach vorne kommen, wir müssen zeigen, was wir hier machen. Dieser Song jedenfalls hat schon immer besondere Reaktionen verursacht. Das geht so, seit ich ihn das erste Mal meinen Freunden vorgespielt habe. Die sind sofort angesprungen auf den Song und ich dachte eigentlich schon damals, das wird sofort ein Hit. Deshalb konnte ich eigentlich selbst kaum glauben, wie lange es gedauert hat, bis sich die Nummer in die Gehörgänge der gesamten Republik geschraubt hat. Man muss halt auch ein bisschen Durchhaltevermögen zeigen und das haben wir auf jeden Fall.

003 20130330 1371260484Unter anderem findet sich auf der Scheibe auch ein Cover von den Prinzen, nämlich "Alles nur geklaut", allerdings habt Ihr der Nummer ein gänzlich neues Gewand verpasst. Was reizte Dich gerade an diesem Song?
Ich bin eher durch Zufall über den Titel gestolpert. Es ist ja nicht so, dass ich aus Prinzip jeden Song covern muss, den ich höre. Das mache ich nur mit Songs, bei denen ich eine Seite sehe, die es noch nicht gibt, die noch nicht formuliert ist. "Alles nur geklaut" haben wir irgendwann mal im Tourbus gesungen. Da sangen wir jede Menge Songs, die wir so kennen, lauthals mit. Bei diesem Prinzen-Titel horchte ich plötzlich auf, weil ich die Nummer lange nicht mehr gehört hatte. Zu Hause habe ich mir die Nummer dann noch mal ganz in Ruhe angehört und sofort gemerkt, dass das eigentlich ein total geiler Song ist. Ich probierte dann ein bisschen rum und habe versucht, alles an dem Lied wegzulassen, bis auf die Melodie und den Text und es neu zu interpretieren. Ich fand, dieser Titel hatte irgendwie eine besondere Coolness, die schon fast hiphopmäßig ist, was ich dann ja in meiner Version auch versucht habe, rüberzubringen. Das Original von den Prinzen ist aber hemmungslos fröhlich, sowohl vom Text als auch von der Melodie her, also genau das Gegenteil von unserer Version und das wollte ich mit dem Cover zeigen.

Im September 2012 fand dann jener denkwürdige Bundesvision Song Contest in Berlin statt, der Euren Durchbruch bedeutete. Warum seid Ihr als Berlinerinnen eigentlich für Sachsen gestartet?
Ich sehe das Ganze sowieso eher als eine Art Satire auf den Eurovision Grand Prix. Und diese Bundesland-Patrioten kann ich ohnehin nicht so richtig ernst nehmen. Ohnehin sind ja in den letzten Jahren immer wieder Bands angetreten, wo dann höchstens mal der Schlagzeuger aus dem jeweiligen Bundesland kam oder jemand aus der Band dort eine Oma zu wohnen hatte. Also nahm ich das alles recht locker. Die Plattform an sich finde ich aber super. Warum Sachsen... Wir sind ja alle in Berlin groß geworden, aber nicht dort geboren. Ich zum Beispiel wurde in Mannheim geboren, Marisa in Dresden, dadurch hatten wir also die Chance, auch für diese Länder zu starten und wir entschieden uns letztlich für Sachsen. Dazu kam natürlich, Berlin ist fürchterlich überlaufen und hatte viele Bewerber. Wir wollten jedoch unbedingt beim Contest dabei sein. Und da Marisa, wie gesagt, eine echte Sächsin ist, sind wir stellvertretend für sie für das Bundesland Sachsen angetreten.

004 20130330 1589460875Wie habt Ihr Euch während der Veranstaltung gefühlt, als sich herauskristallisierte, dass Ihr mit "Morgens immer müde" ziemlich weit vorne landen würdet und dann letztlich sogar Zweiter wurdet?
Während der Veranstaltung waren wir natürlich sehr angespannt. Anfangs lagen wir ja ziemlich weit hinten, aber im Laufe des Abends merkte ich immer mehr, dass wir uns deutlich unterschieden von den anderen Bewerbern. Darauf war ich schon mächtig stolz. Allerdings war mir überhaupt nicht klar, wie das Publikum auf uns reagieren würde, denn es muss nicht unbedingt von Vorteil sein, wenn man etwas völlig anderes macht, als alle anderen. Wir hatten jedenfalls mächtigen Respekt vor diesem Wettbewerb. Wobei ich glaube und meine, dass Wettbewerbe für Musik generell nicht ganz unserer Kunst entsprechen, weil im Endeffekt eben alles nur Geschmackssache ist. Und bei so einem Rating oder Voting gibt es halt auch immer einen Letzten und derjenige geht garantiert mit einem Knick im Herzen nach Hause. Denn jeder Teilnehmer nimmt die Sache ja auch ernst und gibt sich größte Mühe. Deshalb waren wir vorher auch ziemlich skeptisch. Trotzdem haben wir Mut gefasst, dort hinzugehen, waren aber sehr aufgeregt. Vorher hatten wir uns darauf eingestellt, irgendwo im hinteren Mittelfeld zu landen, damit die Enttäuschung nicht ganz so groß ist, wenn wir wirklich nicht so gut abschneiden. Dann kamen die ersten Punkte. Wir hatten uns dummerweise vorher noch nie damit beschäftigt, wie das Voting überhaupt funktioniert. Es hieß dann "LAING 8 Punkte". Für uns hieß das, wir haben den 8. Platz und somit war es das für uns. Dann merkten wir aber schnell, dass jedes Bundesland seine Punkte vergibt, was wir vorher wirklich nicht wussten. Als wir dann langsam begriffen, was abging, haben wir uns hemmungslos selbst gefeiert. Und natürlich ist uns ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, weil alles so gut lief.

Wart Ihr am Ende des Contests traurig, dass es nicht ganz zum Sieg gereicht hat?
Nein, überhaupt nicht. Der zweite Platz war ohnehin schon der bis dahin größte Triumph unserer Bandgeschichte. Da wäre es ja wirklich vermessen zu sagen: "Mist, warum sind wir nicht Erster geworden?" Außerdem sind Kool Savas und Xavier Naidoo schon so viel länger als wir in der Popwelt unterwegs. Für die wäre es eine echte Niederlage gewesen, gegen uns den ersten Platz zu verlieren. Wir gönnen ihnen wirklich von Herzen den Sieg und sind fassungslos vor Glück über den zweiten Platz. Da ist überhaupt keine Form von Neid vorhanden.


005 20130330 1154402944Wie hat sich Euer Leben seitdem verändert?

Du hast es ja eben selber schon gesagt: Dieser BSC 2012 stellte sich als klassischer Durchbruch für uns heraus. Es ist witzig zu sehen, wie in solchen Momenten das Pop-Business immer wieder gewisse Klischees erfüllt. Bei uns war es nun allerdings nicht so, dass wir gleich am nächsten Morgen auf dem Weg zum Bäcker von kreischenden Massen begrüßt wurden. Vielmehr begann sich in den darauffolgenden Monaten das Leben dahin gehend zu ändern, dass es Stück für Stück professioneller wurde. Man wird verstärkt erkannt und angesprochen und man bekommt auch erst später ein Gefühl dafür, wie viele Menschen das damals eigentlich gesehen haben. Zu unseren Shows kommen natürlich plötzlich auch deutlich mehr Leute als vorher, ebenso wollen viel mehr Fans Autogramme. Wir können also sagen, dass wir erst mit etwas Abstand die Tragweite dieser Veranstaltung begriffen haben.

"Morgens immer müde" schaffte es bis in die deutschen Top Ten und wurde inzwischen sogar mit einer Goldenen Schallplatte veredelt. Wie geht man als Newcomer damit um? Besteht nicht die Gefahr, dass man sich jetzt ungewollt etwas überschätzt und denkt, es geht immer so weiter?
Wie geht man damit um... Oh, das ist schwierig... Man darf ja letztendlich keine Angst vor dem Erfolg haben, denn das ginge dann auch nach hinten los. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, keine Angst zu haben vor Mainstream, keine Angst zu haben vor Erfolg. In erster Linie sind wir momentan noch total euphorisch über diese Entwicklung. Natürlich setzt es einen auch unter Druck, weil alle fragen: "Und was macht Ihr jetzt als nächstes? Könnt Ihr der Erwartungshaltung der Fans standhalten? Könnt Ihr dem Druck standhalten?" Andererseits muss man auch sehen, dass wir jetzt in der luxuriösen Situation sind, eine gewisse Aufmerksamkeit zu haben für all die anderen Dinge, die wir in den letzten Jahren erarbeitet haben. Wir sind ja nicht aus dem Nichts gekommen mit nur diesem einen Song, sondern wir haben in den letzten Jahren stark an uns gearbeitet. Ich habe viele Songs geschrieben, ich habe eine Platte produziert. Deshalb ist diese Goldene Schallplatte das Allerbeste, was uns passieren konnte, weil wir eben so vieles in petto haben, vor dem wir uns auch nicht scheuen, jetzt nachzuschieben. Und wenn das andere Material nicht haargenau so klingt, wie "Morgens immer müde", dann heißt das doch nicht, dass es automatisch schlechter ist. Ich denke also, dass man sich über den Erfolg nicht beschweren oder davor Angst haben sollte, sondern sich eher darüber freuen kann.


006 20130330 1320090995Warum habt Ihr Euch gerade diesen Uralt-Song von Trude Herr ausgesucht? Um bekannt zu werden? Gibt es irgendeine Verbindung zwischen Trude Herr und Euch, von der wir wissen sollten?

Nein, das war purer Zufall. Ich war auf youtube unterwegs und habe mir Schlager angehört. Das ist zwar gar nicht meine Welt, aber ich bin immer interessiert an Musik, vor allem an deutscher Musik. Deshalb gehe ich auf youtube immer wieder mal auf Recherchereise und dabei stolperte ich über diese Nummer. Dadurch habe ich mich auch erstmals mit Trude Herr beschäftigt. Klar, ich kannte von ihr schon "Ich will keine Schokolade", aber "Morgens immer müde" kannte ich nicht. Der ist mir halt total aufgefallen, aber ich habe nicht sofort den Hit darin gerochen. Es war nicht so, dass ich totales Kribbeln in den Fingern hatte und dachte: "Mein Gott, das ist es!", sondern ich fand den Song einfach nur ulkig und habe ahnungslos und ohne Hintergedanken ein bisschen damit rumprobiert. Wie ich vorhin schon erzählt habe, erntete ich von Anfang an begeisterte Reaktionen von meinen Freunden und der Band.

Von dem Song gibt es gleich zwei sehr gelungene Videos. Da frage ich mich natürlich: Warum diese doppelte Ausführung?
Du hattest ja schon erwähnt, dass wir 2011 die EP aufgenommen hatten. Da war die Nummer schon mit drauf. Für die Zweitaufnahme dieses Videos gab es dann zwei Gründe: Zum einen stand der Bundesvision Song Contest an. Nun waren wir ja damals noch eine Art Underground Band, die noch nicht so viele Leute kannten. Wir wussten aber, wenn wir uns auf so eine große Bühne stellen und uns dem ganzen Land präsentieren, müssen wir einen Song haben, der sich allen auf Anhieb erklärt. Es musste also von allen unseren Songs der mit der größten Durchschlagkraft sein, und das war und ist nun mal "Morgens immer müde". Natürlich hatten wir die Nummer schon ein Jahr vorher produziert und rausgebracht auf der EP, aber das ist eine Überlegung, die wohl jeder nachvollziehen kann, der schon mal in einer ähnlichen Situation war. Nun standen wir also da und dachten uns, "Okay, es soll diese Nummer sein." Dann mussten wir schon deshalb das Video neu aufnehmen, weil die erste Fassung noch mit unserer Urbesetzung gedreht wurde. Wir hatten uns aber bekanntlich inzwischen umbesetzt und auch am Song selbst ein bisschen was verändert, eine Bassline dazu gespielt, so dass wir all das zum Anlass nahmen, das Video noch einmal zu drehen.


007 20130330 1681471375Wer kam auf die Idee, das aktuelle Video in der Berliner U-Bahn zu drehen? Und wie haben die Leute in der Bahn reagiert, die ja wahrscheinlich keine bezahlten Statisten waren?

Ja, die Beteiligten waren alle echt, das waren keine Statisten. Die Idee dazu hatte ich gemeinsam mit der Regisseurin des Videos erarbeitet. Wir haben es dann einfach so gemacht, wie wir es uns dachten. Man kann ja im Video deutlich sehen, die Reaktionen der Fahrgäste reichten von sehr irritiert bis begeistert. Es war auf jeden Fall eine wilde Aktion und es war nichts daran gestellt, sondern alles echt.

Wenn man die musikalische Ausrichtung einer Band beschreiben will, werden meistens irgendwelche Schubladen bemüht, in die man dann gesteckt wird. Bei Euch meinen die einen, Euer Sound klingt nach KRAFTWERK oder zeitgemäßer NDW, andere glauben die Frühphase von 2RAUMWOHNUNG bei Euch herauszuhören. Wie seht Ihr das selber? Was macht Ihr für Musik?
Das ist natürlich für uns ganz schwer zu beantworten. Das ist für jede Band schwer, sich einer bestimmten Sparte zuzuordnen. Ich sag am liebsten, dass es Pop ist. Ich glaube, damit können sich auch die anderen am ehesten anfreunden. Pop heißt ja erst mal alles und nichts. Ich kann aber auch nicht behaupten, dass wir großartig mit der Neuen Deutschen Welle in Berührung gekommen wären, denn wir alle sind eher in einer anderen Zeit groß geworden. Da war dieser NDW-Trend schon wieder vorbei. Wir haben eher Dance, Hip Hop und R&B gehört und sind damit erwachsen geworden. Ich bin aber total offen, was Musik anbelangt, habe überhaupt keine Grenzen in meinem Geschmack und finde total witzig, dass wir heute mit der Neuen Deutschen Welle in Verbindung gebracht werden. Das wird damit zu tun haben, dass unsere Musik am Computer entsteht. Ich liebe elektronische Musik über alles, aber eben nicht nur. Der Computer hat mir erlaubt, mich auszuprobieren und so hat es mit unserer Band ja auch angefangen. Ich fand es auch deshalb so toll, weil ich vorher kein Instrument gefunden habe, auf dem ich meine Ideen ausleben und austesten konnte. Auf dem Computer dagegen kann man wirklich alles spielen.

Das klingt einleuchtend. Und trotzdem frage ich mich, was treibt junge Menschen wie Euch dazu, gerade diese Art Musik zu machen? Viel logischer wäre es heutzutage doch gewesen, eine deutschsprachige Hip Hop-Band zu gründen.
Klar liebe ich Hip Hop, aber das ist auch nur eine kleine Facette meines Geschmacks. Ich finde auch durchaus, dass Hip Hop sich in unserer Musik zum Teil wiederfindet. Ich liebe aber genauso die Musik der Beatles, ich höre aber auch gerne amerikanischen Jazz aus den Vierzigern und Fünfzigern. Ich finde selbst Techno toll. Es gibt einfach so viel Schönes. Es war auch keinerlei Kalkül dahinter, als ich unsere Songs geschrieben habe. Ich habe also nicht überlegt, welche Lücke gibt es gerade auf dem Musikmarkt, die wir jetzt füllen sollten. Ich habe mich einfach an den Computer gesetzt und habe es laufen lassen. Was dabei rausgekommen ist, können jetzt alle hören. Mehr kann ich dazu gar nicht sagen, es ist einfach, wie es ist.


008 20130330 1371690906Am 1. März erschien Euer Debütalbum "Paradies Naiv". Bitte sei so nett und erkläre mir diesen seltsamen Titel.

Für mich ist "Paradies naiv" ein guter Überbegriff gewesen für alle Songs, die sich auf dem Album wiederfinden. Es gibt dann auch noch einen Track, der so heißt. Es geht darin um so eine Art Ausgangszustand, von dem aus man ins Leben startet. Und je weiter man ins Leben vordringt, umso mehr muss man gewisse Ansichten und Annahmen korrigieren, weil das alles nicht so stimmt, wie man es sich dachte. Es gibt ja diesen Spruch "Was Dich nicht umbringt, macht Dich hart". Das bekommt man oft als eine Art Trost gesagt, wenn einem eine bittere Sache widerfahren ist. Ich finde allerdings, dass das weniger wie ein Trost, sondern eher wie eine Drohung klingt. Ich frage mich nämlich, wenn all das, was einen nicht umbringt stattdessen hart macht - wo landet man dann am Schluss? Deshalb ist es für mich ein Trugschluss, dass man einfach naiv bleiben kann, denn sobald man weiß, was naiv eigentlich heißt, ist man nicht mehr naiv. Denn Naivität ist eine Art Unwissenheit und sobald man auch nur den Hauch einer Ahnung hat, ist man schon nicht mehr naiv. Es geht auch um eine Art Trotz. Ich will nicht hart werden, ich will nicht, dass alles, was mich frustriert, bleibende Schäden im mir hervorruft. Deshalb fand ich "Paradies naiv" eben als guten Überbegriff für all diese kleinen Geschichten.

Thema Texte: Ihr nehmt kein Blatt vor den Mund, verwendet eine sehr direkte Sprache. Du singst von Mordgelüsten, Dreier-Beziehungen und über Sex. Manche (Schein-)Moralisten werden laut aufschreien, aber ich nehme an, Ihr findet es völlig normal, dass auch Frauen durchaus mal das "böse" F-Wort "ficken" im Sprachgebrauch haben?
Tatsächlich ist es mir sehr wichtig, dass meine Texte so klingen, als würde ich sie gerade jemandem erzählen. Gleichzeitig mag ich auch Reime sehr gerne, aber trotzdem will ich, dass meine Texte so natürlich und echt klingen, als würde ich sie in diesem Moment in meinem Freundeskreis erzählen. Was den Song "Zucker" betrifft, auf den Du hier ja anspielst, kann ich nur sagen, ich würde meinen Freunden das genau so erzählen, wie es im Song rüberkommt. Natürlich sind die Lieder sehr offen. Es ist zwar nicht mein Tagebuch, aber dennoch sind es sehr persönliche Inhalte. Ich leihe den Texten ja quasi meine Stimme und meine Sprache. Es ist jedenfalls bei den Frauen meiner Generation nicht unüblich und bei den Frauen und Mädchen der nachfolgenden Generation noch viel mehr, das Wort "ficken" zu verwenden. Es ist ein Wort, welches sich mit der Zeit etabliert hat. Vielmehr bin ich sehr erstaunt darüber, dass den Leuten 2013 noch immer die Kinnladen runterfallen, wenn man "ficken" sagt. Das ist schon ulkig. Ich kenne sogar Gedichte von Bertolt Brecht aus den Fünfzigern, in denen "ficken" vorkommt. Und wir finden das sechzig Jahre später immer noch schlimm, das ist nicht zu verstehen. Komischerweise sprechen mich die Leute auch immer wieder darauf an, was ich unfassbar finde.


009 20130330 1677121501Du sprichst mir aus dem Herzen. Im Gegensatz zu den kraftvollen Texten klingt die Musik sehr minimalistisch und doch herrscht eine große stilistische Vielfalt auf dem Album. Mir persönlich fällt es schwer, da einen Lieblingstitel zu benennen. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich "Ding Dong" wählen. Hast Du denn einen Song, den Du besonders magst?

Nein, eigentlich nicht. Die Titel haben mich ja lange Zeit begleitet, ich habe an allen Nummern ganz viel gearbeitet und über sie nachgedacht. Es ist wie mit einer Kinderschar: Ich habe sie alle gleich gerne. Gleichzeitig habe ich auch unter allen gleich viel gelitten, weißt Du? Das ist ein Prozess, der da abläuft. Man könnte also sagen, ich bin eine gute Mutter, die ihre Kinder alle gleich lieb hat.

Eine sehr persönliche Frage: An wen hast Du beim Schreiben von "Ding Dong" gedacht?
Bei "Ding Dong" habe ich zuerst nur die Musik gehabt und habe die Gedanken dann einfach mal fließen lassen. Und dann kam eben das dabei heraus. Aber um das klar zu stellen: Ich habe normalerweise nicht solche Mordgelüste (lacht). Es hatte sich einfach eine Aneinanderreihung von Sprichwörtern ergeben, die in dem Moment, in dem man sie ein kleines bisschen verändert, in ihrer Aussage sehr böse werden können. Dazu hatte sich dann diese Geschichte entsponnen, ohne dass ich dabei irgendjemand Bestimmten im Sinn gehabt hätte. Was mich daran so gereizt hat, war dieser Kontrast aus einem sirenenhaften, süßen Gesang und diesem sehr bösen Text. Es ist mir einfach so passiert, ohne dass ich es wollte. Manchmal passieren eben solche Dinge, die man hinterher selber gar nicht mehr entschlüsseln kann.

Im Song "Paradies Naiv" lautet eine Zeile "Stör mich bitte nicht in meinem Traum". Habt Ihr Angst, eines Tages unsanft aus diesem Traum zu erwachen und wieder ganz von vorn beginnen zu müssen?
Hmmm, das ist schwer zu erklären... Ich habe Dir ja vorhin schon erklärt, wie "Paradies naiv" gemeint ist. Es ist ja so: Sobald man weiß, dass es nur ein Traum ist, ist es alles nicht mehr echt und man muss sich Mühe geben, den Traum aufrecht zu erhalten. Stattdessen versuchen wir das Ganze so zu leben, wie wir es gerne leben möchten. Leben ist ja immer dann interessant, wenn es sehr schön oder auch sehr schrecklich ist. Und manchmal liegt das alles ganz nah beieinander. Wir machen z. B. gerade eine Zeit durch, die ist wunderbar, aber auch sehr anstrengend. Es ist sozusagen gerade die fruchtbarste Zeit in unserem Leben. Deswegen hätte ich eher Angst davor, dass gar nichts passiert. Solange es hoch und runter geht, ist wenigstens Bewegung drin, da hat man etwas, woraus man schöpfen kann. Aber Stillstand wäre furchtbar, davor hätte ich Angst.


010 20130330 1067489908Das Album ist bei Universal Music erschienen, einem sogenannten Major Label. Habt Ihr Euch bei denen um einen Vertrag beworben, habt Ihr die mit Demos bombardiert oder haben die Euch entdeckt und sind auf Euch zugekommen? Wie läuft so etwas heutzutage ab?

Lass mich überlegen, wie ich das erkläre... Das ist auf jeden Fall auch wieder eine Art Prozess gewesen. Ich weiß, dass ich unbedingt eine Plattenfirma wollte. Und ich glaube, wir sind auf Universal zugegangen. Natürlich habe ich auch bei anderen Plattenfirmen vorgesprochen. Aber das ist ja leider auch oft so, dass die sich dann ewig lange nicht zurückmelden und plötzlich dann doch, aber in der Zwischenzeit hast Du schon mit anderen Kontakt... Es ist schon langwierig. Deshalb kann ich Dir jetzt auch gar nicht so hundertprozentig sagen, wer nun den Anfang gemacht hat, also ob die uns ansprachen oder ob wir dort angeklopft haben. Aber ich glaube, es war so, dass wir auf sie zugegangen sind. Man muss auch sehen, dass es mittlerweile gar nicht mehr so viel Auswahl gibt, deshalb bin ich heilfroh, dass ich eine Plattenfirma gefunden habe, und ich bin auch sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen Universal und uns. Ja, es ist wirklich so, dass sich die Auswahl für uns Musiker heutzutage in Grenzen hält. Es gibt die untere Ebene, also die ganz kleinen Labels und es gibt die ganz großen Plattenfirmen, die aber auch nur noch eine Handvoll sind. Und wir sind gerade in dem Moment in die Musikbranche eingestiegen, als sich der Markt neu zu sortieren begann. Allein schon deshalb bin ich happy über den Vertrag mit Universal und ich habe auch überhaupt keinen Grund, zu klagen.

Ihr spielt während der Tournee zum Album über 20 Konzerte. Das ist nicht gerade wenig und sicher auch anstrengend. Wie übersteht Ihr diese Zeit, habt Ihr einen spezielles Fitnessprogramm oder so was?
(lacht) Auf jeden Fall mit guter Laune. Wir sind alle sehr, sehr albern und bringen uns durch konstantes Scherzen durch diese Tour. Aber ein spezielles Fitnessprogramm haben wir nicht. Jeder hat da so seine eigenen Mittel, der eine geht joggen, der andere im Hotel in den Fitnessraum oder ins Schwimmbad. Wenn es eine Sauna gibt, sind wir aber sehr gern dabei, weil man sich da gut entspannen kann. Die Shows sind natürlich körperlich sehr anstrengend, deshalb muss man wenigstens diese kleine Chancen zum Abschalten wahrnehmen.

Besteht auf so einer Tournee, bei der Ihr ja zwangsläufig über längere Zeit ziemlich dicht auf- und beieinander hockt, nicht die Gefahr, dass es unter Euch Frauen auch mal zu Zickereien kommt?
Wir werden ganz oft danach gefragt, weil wir Frauen sind. Darüber sind wir eigentlich immer etwas pikiert, denn nur, weil man eine Frau ist, heißt das doch nicht gleich, dass man sich pausenlos streitet bzw. mehr streitet, als es unter Männern der Fall ist. Was auf jeden Fall für uns spricht, ist die Tatsache, dass wir seit fünf Jahren zusammen sind. Das zeigt, dass wir in der Lage sind, Konflikte zu lösen. Natürlich ist es wie in jeder Beziehung, man geht sich mal auf die Nerven oder ist geteilter Meinung. Du darfst nicht vergessen, wir verbringen enorm viel Zeit miteinander. Es wäre auch gelogen zu sagen, dass wir uns die ganze Zeit nur in den Armen liegen und lachen. Aber wir mögen uns trotzdem sehr gerne, wir sind Freunde und uns macht diese Sache, also LAING, sehr viel Spaß. Wir gehen auch einfach davon aus, dass das Ganze noch eine ordentliche Zeit lang hält.


011 20130330 1491568837Ein wesentliches Merkmal Eurer Bühnenshows ist der Einsatz extravaganter und origineller Requisiten. Nenn' uns mal ein paar davon.

Wir haben da vor allem unsere Mikrofonständer, die wir mit Schreibtischlampen versehen haben, um in jeder Situation genügend Licht zu haben. In den letzten Jahren sind wir ja auf vielen kleinen Bühnen aufgetreten, manchmal in richtigen Kellerclubs. Und da gibt es eben oftmals überhaupt keine Lichtanlage. Und für den Fall hatten wir ursprünglich mal diese Lampen, um wirklich bei jedem Setup für die Zuschauer sichtbar zu sein. Mittlerweile hat sich das verselbstständigt und ist fast so was, wie unser Markenzeichen geworden. Wir haben auch immer Tageszeitungen dabei, die wir in unsere Choreographie einbauen. Auf jeden Fall spielen wir gerne mit Klassikern des Alltags in unseren Choreographien und bei den Requisiten. Letztens hatten wir bei "Ding Dong" noch solche komischen Schläuche im Einsatz, die ein heulendes Geräusch verursachen, wenn man sie dreht. Natürlich werden wir uns nach und nach immer mehr und immer Neues einfallen lassen, was aber hier verständlicherweise noch nicht verraten wird, denn ein bisschen Überraschung soll ja auch sein.

Was erwartet den Besucher eines LAING-Konzertes ansonsten noch?
Wir sind sehr stimmgewaltig, würde ich mal behaupten. Wir sind fröhlich und scherzen sehr viel und gerne. Wir haben eine fantastische Tänzerin und mittlerweile neunzig Minuten Programm. Und wir sind der Meinung, dass es weder uns noch den Zuschauern langweilig wird.

Ihr habt für nahezu jeden Song eine eigene Bühnen-Choreographie entwickelt. Wie lange hat es gedauert, bis Ihr die aktuelle Bühnenshow mit allen Details fertig hattet?
Das kann man so konkret gar nicht sagen, weil wir dieses Programm zumindest in Teilen schon länger machen. Es kommen ständig Sachen dazu, die wir neu erdacht haben. Diese Bühnenshow ist halt das Ergebnis der Arbeit der letzten Jahre. So nach und nach haben wir gemerkt, was funktioniert und was nicht, was zuviel ist und was bleiben kann. Wir bekommen halt ein echtes Gespür für unsere Art der Inszenierung. Es ist ein Prozess, der sich ständig weiterentwickelt, deshalb kann man wirklich nicht sagen, wie lange es bis zum jetzigen Stand der Show gedauert hat.

Wer ist für die Auswahl und Anfertigung Eurer Bühnenoutfits verantwortlich?
Ja, das machen wir selber. Hauptsächlich bin ich dafür verantwortlich. Das ist so eine kleine Leidenschaft von mir. Es war mir einfach zu langweilig, uns nur in Jeans und T-Shirts auf der Bühne stehen zu sehen. Schließlich sind die Momente auf der Bühne etwas Besonderes. Außerdem fand ich es immer reizvoll, ein bisschen zu verschlüsseln, wer wir sind. Ich glaube nämlich, dass Mode immer schon die Identität preisgibt und ich fand es spannender, nicht schon an unseren Turnschuhen erkennen zu können, aus welcher Szene wir kommen. So hat sich das mit der Zeit immer weiter entwickelt. Es hat schon was, wenn man in Klamotten investiert und wenn wir synchron gekleidet irgendwo auftauchen. Das ist schon ein schöner Effekt, den man damit erzielt.

Der einzige Musiker auf der Bühne ist ein Schlagzeuger. Wer sitzt denn da an den Drums und wie schwer hat der arme Kerl es zwischen Euch vier Frauen?
Wir haben nicht nur den einen, sondern wir wechseln die Schlagzeuger. Derzeit haben wir zwei, weil wir auch viele Konzerte spielen und einer allein das nicht bewältigen kann. Momentan ist unser meist eingesetzter Schlagzeuger Milian Vogel. Und der hat es, so glaube ich jedenfalls, richtig gut bei uns! Ich habe auf keinen Fall den Eindruck, dass es ihm bei uns in irgendeiner Weise schlecht geht. Man kann nämlich tatsächlich sehr viel Spaß mit uns haben!

Auch Eure Videos sprühen nur so vor originellen Ideen. Wer denkt sich das alles aus?
Ja, das ist sozusagen mein Baby, mein Leben. Den meisten Quatsch denke ich mir auch selber aus. Die Band ist natürlich beteiligt. Wir entwickeln die Liveshow zusammen und auch an den Videos hat sie ihren Anteil. Ich komme mit der Idee und wir besprechen dann, was wir daraus machen können. Das Schöne ist dabei, dass jeder seinen eigenen Typus mit einbringt. Das sieht man gerade bei den Albumtrailern. Ich bin gesegnet mit drei Mädels, die einfach sagenhaft schauspielern können. Was da zu sehen ist, entspricht auch genau unserer Art von Humor.


014 20130330 1176602797Jetzt hast Du mir meine nächste Frage schon fast beantwortet. Mich interessiert nämlich, ob Du als Bandleaderin auch alle wichtigen Entscheidungen allein triffst oder ob eher eine Art Demokratie bei Euch herrscht.

Also, es ist schon so, dass ich die treibende Kraft bin und das Meiste vorbereite. Aber natürlich sind meine Mädels ja auch eigenständige Wesen, die ihren eigenen Kopf und Geschmack haben und das Geschehen bei uns dadurch mit beeinflussen. Es kommt also schon vor, dass die manchmal sagen, wenn ich mit einer Idee ankomme: "Nicola, Du spinnst!" oder "Das können wir aber auch anders machen", oder so in der Art. Also, sie haben schon Mitsprachrecht. Aber es ist eben so, dass ich doch die meisten Ideen habe und wir uns meistens auch darauf einigen. Wir sind nicht umsonst schon so lange miteinander unterwegs. Wir haben eben eine große gemeinsame Schnittmenge, was die meisten Sachen anbelangt.

Euer Durchbruch ist zwar gerade erst passiert, aber trotzdem steht Ihr ja schon etwas länger auf der Bühne. Habt Ihr eigentlich immer noch Lampenfieber vor den Konzerten?
Das ist ganz unterschiedlich. Wenn man kein Lampenfieber mehr hat, spricht das ja nicht gleich für eine gewisse Abgebrühtheit, sondern Lampenfieber ist ja eigentlich eine Art Krankheit. Man ist dann wirklich beeinträchtigt in seinem Selbst. Also wenn ich Lampenfieber verspüre, bin ich nicht mehr ich selber, dann fühle ich mich wie ein Idiot. Ich erzähle dann Sachen, für die ich mich sofort schäme, habe eine wackelige Stimme und singe nicht gut. Man ist also schlechter, als man normalerweise ist. Deshalb sind wir total froh, dass wir mittlerweile nicht mehr ganz so oft und so starkes Lampenfieber haben. Wenn man dann noch von drei Kolleginnen flankiert wird, wenn man die Bühne betritt, sinkt das Lampenfieber automatisch. Aber gerade bei großen Veranstaltungen oder wenn wir lange nicht gespielt haben oder wenn wir was ganz Neues ausgedacht haben und dadurch tierisch unter Druck stehen, es aber unbedingt vorführen wollen, ist das Lampenfieber auf jeden Fall da.

Nicola, Du hast sämtliche Songs eigenhändig am Computer entworfen und auch selbst produziert. Ich könnte mir vorstellen, dass da manch ein männlicher Kollege ungläubig, aber auch voller Neid aus der Wäsche guckt, weil Du als Frau so was fertig bringst...
Voller Neid gucken die eher weniger. Sicher kriege ich öfter mal Anerkennung dafür, wobei man sich über diesen Spruch "Für ein Mädchen gar nicht schlecht..." nicht wirklich freut. Ich denke dann immer: "Was heißt denn hier, für ein Mädchen gar nicht schlecht...?" Ich will mit den gleichen Maßstäben gemessen werden, wie alle anderen auch. Die Kollegen, mit denen ich oft zusammen bin und die ich durch die Arbeit im Studio kenne, die wissen, was ich mache, die kennen mich. Da herrscht ein ganz natürlicher Umgang zwischen uns. Die wissen und akzeptieren auch, dass ich meinen eigenen Stiefel fahre und mir da nicht reinreden lasse. Doch gerade auf Konzerten kriege ich immer wieder ungläubige Blicke und seltsame Bemerkungen, wie gut ich als Frau das alles meistere und mein Umgang mit dem Computer ist ja Wahnsinn...


012 20130330 1466572392Wenn die Tournee vorbei ist, wird auch der momentane Hype um Euch etwas nachlassen. Wie wird es dann mit LAING weitergehen?

Wir haben ja nun gerade erst damit angefangen, öffentlich in Erscheinung zu treten. Die letzten Jahre haben wir dazu genutzt, uns zu formieren, zu proben und Songs zu schreiben. Und nun werden wir vermutlich so langsam aber sicher an die nächste Platte gehen. Wir werden einfach dafür sorgen, dass uns nicht langweilig wird. Ich denke, dass wir noch ganz, ganz viele Ideen haben werden, denen wir uns dann zu gegebener Zeit widmen werden.

Habt Ihr denn schon neues Songmaterial?
Nein. Ich habe ja wirklich erst vor sechs Wochen das Master abgegeben und bin ein bisschen leer. Das heißt, es ist alles noch viel zu frisch und wenn ich jetzt ins Studio gehe, fremdel ich total und fühle mich, als hätte ich gerade erst entbunden. Das Gefühl für neue Songs wird mit der Zeit wieder kommen. Im Moment geht das jedenfalls nicht, denn man braucht auch ein bisschen Muße, um neue Lieder zu schreiben. Ich habe auf jeden Fall jede Menge Ideen im Hinterkopf.

Nicola, möchtest Du abschließend noch ein paar Worte an die Leser von Deutsche Mugge richten?
Aber gerne doch! Wir freuen uns über jeden, der sich die Zeit nimmt, sich die LAING-Welt anzugucken und weder Konzerte noch die Musik noch die Videos auslässt. Vielleicht sieht man sich ja mal während unserer Tournee!

Liebe Nicola, damit sind wir am Ende. Lass Dir recht herzlich danken, dass Du Dir nach einem harten Tag im Probenkeller noch die Zeit für dieses Interview genommen hast. Herzliche Grüße an Deine Mädels und alles Gute für die Tour!


Interview: Torsten Meyer
Datum: April 2013
Bearbeitung: mb, cr
Fotos: Pressemateria Band, Universal, The Music Agents,  Karla Kotzsch





Videoclips:






 
 

   
   
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