Marcus Wolf


001 20130104 1771346431Marcus Wolf ist von Beruf Musiker. Was auch sonst, sonst wäre sein Interview nicht hier auf dieser Seite. Der gebürtige US-Amerikaner mit deutschen Wurzeln dürfte hierzulande allerdings (noch) nicht allzu vielen Leuten bekannt sein, es sei denn, sie waren Gast auf einem der Konzerte von David Garrett mit seiner Band. Dort spielt der in Long Island/New York aufgewachsene Mann Gitarre und ist Teil des Tournee-Ensembles, bzw. von Garretts Live-Band. Der junge Mann ist jedoch nicht einfach nur Bandmitglied, sondern hat im Programm von David Garrett sogar seine eigenen, ganz persönlichen Momente, in denen er sich und sein Können ins Rampenlicht stellen kann. Marcus Wolf, dessen Eltern einst von Mainz über den "Großen Teich" in die USA auswanderten, macht aber auch eigene Musik. Mit "Mirror" hat er soeben sein drittes Solo-Album veröffentlicht (Rezension: HIER). Wer weiß, vielleicht können wir dem Musiker jetzt mit diesem Interview helfen, dass er auch im Land seiner Vorfahren, nämlich Deutschland, damit erfolgreich sein kann. Marcus wünscht sich außerdem, hier bald auch mit einem eigenen Programm live auftreten zu können. Über all das sprach unsere Freundin Marion mit Marcus Wolf am Rande eines Konzerts in New York, denn sie besuchte David Garrett und seine Band bei zwei Konzerten im Februar in den USA und berichtete darüber (siehe Konzertbericht: HIER)...
 


Zunächst möchte ich sagen, Dein Album ist wirklich gut. Zu meinen Favoriten gehören "Signs", "Seconds" wegen des wunderschönen Textes und "Higher", welches sehr interessant ist, denn es beginnt sehr sanft und steigert sich dann, eben "Higher". Kannst Du mir etwas dazu sagen?
Es ist eine harmonische Steigerung, die sehr interessant für mich ist, denn sie erlaubt mir, mich zu öffnen und ein sehr langes Solo zu spielen. Es ist 2 Minuten lang und für mich sehr lebendig. Für mich stellte sich nicht die Frage, warum ich es so aufnehmen soll sondern vielmehr die Frage, warum nicht? Sogar ganz zu Anfang, als ich das allererste Demo einspielte, kam das Solo dem der jetzigen Aufnahme sehr nahe. Der Song gibt einem einen wunderbaren Raum sich zu entwickeln. Es beginnt langsam und dann baust du es auf, und baust es auf, und weiter und weiter - eben "Higher". Es steigert sich und bringt dich höher. Darum geht es.

 

002 20130104 1757280045Mein Lieblingsstück auf dem Album ist "Better Than You" - es rockt! (Marcus lacht) Ich liebe es. Was ich aber ein bisschen seltsam finde, ist der Text: "...Geld ist alles und Träume..."
Oh, das ist sarkastisch gemeint. Dieses Lied macht sich über die Leute lustig, die denken, dass nichts anderes zählt als Geld.

 

Weshalb sind die Texte nicht auf den CD-Hüllen abgedruckt?
Aus dem einfachen Grund, weil es eine Menge Geld kostet. Eigentlich hatte ich die Songtexte meiner beiden Alben auf der Webseite. Durch das Zusammenlegen der alten marcuswolf.com und der neuen Webseite occupancy1.com sind wir noch nicht fertig; die Texte für das neue Album fehlen noch. Hoffentlich bald werde ich alle Songtexte auf meiner Webseite haben (Die Texte sind inzwischen auf www.occupancy1.com/category/lyrics/, Anm. d. Verf.). Ich weiß, dass viele Leute danach fragen, aber ich schaffe es nicht immer, zu antworten.

 

Es sind wirklich gute Texte...
Oh, danke...

 

Ja, ich mag sie sehr. Ich weiß, wir haben nicht viel Zeit, deshalb schnell die nächsten Fragen: Wann hast Du mit der Musik begonnen? Wann hast Du die Musik entdeckt?
Als ich 13 war; damals fing ich an, Gitarre zu spielen - jeden Tag 5 Stunden. Mit 15 habe ich bereits auf Konzerten gespielt, auf Partys und in Shows.

 

Hier in New York?
Ja, in Long Island wo ich aufgewachsen bin. Später studierte ich Musik; 5 Jahre klassische Gitarre und auch Ton- und Aufnahmetechnik. Nach Ende des Studiums lebte ich für eine Weile in Miami und spielte dort in verschiedenen Bands, ging aber wieder nach New York zurück, wo ich heute immer noch lebe.

 

003 20130104 1550969452Was hat Dich motiviert Musik zu machen?
Oh, ich liebte es einfach so sehr, Musik zu machen. Ich wusste auch nicht was ich sonst tun sollte. Als ich realisierte, dass ich gut darin war, habe ich mich entschlossen, Musik zu machen. Weißt du, als ich 17 Jahre alt war fragte mich mein Vater, ein deutscher Ingenieur, was ich gerne machen würde. Ich sollte herausfinden was ich tun wollte, und ich sagte, "Oh, ich werde Musik machen." Und er antwortete: "Nein, nein!" Aber er hatte mich dann doch sehr unterstützt. Meine Eltern unterstützten mich beide sehr. Also ging ich zur Ton- und Aufnahmetechnik Schule und merkte sehr schnell, dass ich es mochte, aber noch lieber mochte ich Auftritte.

 

Was magst Du lieber, kleine Bühnen wie die in London (Marcus spielte mit der David Garrett Band am 25. Januar 2011 im dortigen "Cafe de Paris", Anm. d. Verf.) oder große Arenen?
Oh, weißt Du, die sind sehr verschieden. Die unterschiedlichen Größen der Bühnen erfordern auch eine unterschiedliche Art des Spielens. In der Intimität eines kleinen Clubs ist es manchmal schwerer zu spielen als in großen Arenen. Durch das helle Licht in großen Arenen kannst Du die Leute im Publikum nicht mal sehen, die sind so weit weg. In Chicago (am 13. Februar 2011 im "Chicago Theatre", Anm. d. Verf.)spielten wir eine Show, bei der die Leute buchstäblich am Rand der Bühne saßen und obwohl dort 3000 Leute waren, fühlte es sich sehr vertraut an. Du konntest jedem in die Augen sehen. Ich mag es, in kleinen Clubs zu spielen, aber ich mag auch die Energie der großen Shows.

 

Bemerkst Du einen Unterschied zwischen, sagen wir mal, deutschem und amerikanischem Publikum?
Nein, für mich sind Menschen Menschen. Ich denke, wir alle sind gleich.

 

Ich als Publikum bemerke einen Unterschied...
Wirklich, bemerkst Du einen? Ich fühle nur, dass die Leute Spaß haben, wenn sie gute Musik hören - überall, und das gilt auch für mich.

 

004 20130104 1550602880Wieviele Gitarren hast Du?
Alle zusammen? Das weiß ich nicht; acht vielleicht. Ich habe nicht so viele...

 

Hast Du eine besondere Gitarre?
Ja, ich habe eine Gibson Les Paul, die werde ich heute Abend spielen. Das ist meine beste Gitarre, aber sie darf nicht mit auf die Reise. Ich habe zwei Les Paul Gitarren, reise aber nur mit der "Tour"-Version. Das ist eine die genauso gut ist, aber woran mein Herz nicht so hängt und es nicht ganz so schlimm ist, wenn etwas mit ihr auf der Tour passiert. Die, die ich heute Abend spiele ist wirklich meine beste Gitarre.

 

Das ist großartig; ich weiß, dass Bruce Springsteen gewöhnlich mit einer Fender Telecaster gespielt hat...
Ich spiele eine Telecaster und auch eine Stratocaster. Sie werden hergestellt von einem Typen namens Rick Kelly in Downtown. Fantastisch! Ich spiele Moollon Effects, Xotics (Pedale) und DR Strings (Saiten).

 

Spielst Du auch noch andere Instrumente?
Nein, neben dem Singen nur klassische Gitarre und das ist etwas ganz anderes. Klassische Gitarre und elektrische Gitarre sind zwei völlig verschiedene Instrumente. Sie sind total unterschiedlich, und man muss sie völlig anders angehen. Es ist eine völlig andere Technik, und das Repertoire ist auch total anders.

 

Was war das für ein Gefühl Bach's "AIR" zu spielen? Ich mag dieses Stück sehr...
Es ist wunderschön. Ich liebe es! Weil ich es so sehr mag habe ich beschlossen, ein akustisches Arrangement zu schreiben, so dass David und ich es live spielen können. Ich liebe dieses Stück wirklich so sehr, dass ich beschloss ein akustisches Arrangement zu machen, das spielte ich David dann vor, und der war genauso begeistert wie ich. So begeistert, dass wir es jetzt auf dieser Tour live spielen.

 

Du hast das Arrangement gemacht?
Ja, ich nahm ein bereits fertiges Arrangement. David hatte eine Aufnahme - wahrscheinlich von Franck van der Heijden. Ich nahm die Musik und arrangierte die ganze Aufnahme für eine Solo Gitarre. Auf diese Art und Weise macht man es auch bei der Klassik. Du nimmst ein Orchester und verkleinerst es. Die Gitarre ist dann das kleine Orchester.

 

Brillant, das ist wirklich brillant!
Oh, danke! Ich liebe es, das Stück zu spielen. Es ist nervenaufreibend, denn es ist so exponiert. Es ist so intim, sogar wenn Du auf einer großen Bühne stehst. Wenn ich einen kleinen Fehler mache, hört es sofort jeder - es ist ein tolles Lied, großartige Musik.

 

005 20130104 1297401006Hast Du schon neue Projekte geplant?
Gerade bin ich dabei meine neue CD zu promoten. Sie ist noch so neu, dass ich bisher über nichts anderes nachgedacht habe. Ich werde künftig natürlich mehr schreiben. Ich glaube, die nächste Platte wird instrumentaler. Es werden dann vielleicht sieben oder acht Songs und die übrigen drei oder vier mehr instrumental.

 

Das würde ich gut finden. Wie war das Zusammenspiel mit Orianthi (Australische Gitarristin, die mit Michael Jackson auf Tournee gehen wollte. Sie spielt auf der David Garrett DVD Rock Symphonies Open Air Live - "Walk This Way", Anm. d. Verf.)?
Orianthi ist wirklich cool. Gelegentlich twittern wir. Ich finde sie hat Format, und ich musste tatsächlich ihre Musik für diese TV-Show, die wir gemacht haben, lernen. Und ich musste alles perfekt können. Das hat schon 'ne Zeit gedauert, denn ihr Solo ist ziemlich schnell (lacht). Ja, sie weiß genau was sie tut. Ich habe eine Menge Respekt vor ihr.

 

Hast Du einen absoluten Lieblingssong?
Nein, aber ich habe eine absolute Lieblingsband, nämlich "Led Zeppelin". Das war der Grund weshalb ich angefangen habe Musik zu machen. Ja, Led Zeppelin, absolut!!

 

Hast Du eine Lieblingsstadt?
Stadt? New York!!! (lacht)

 

006 20130104 1098976066Da stimme ich Dir zu. Deine Fans in Deutschland warten auf eine Tournee. Gibt es schon Pläne?
Das würde ich sehr gerne tun. Ich brauche aber jemanden, der mir dabei behilflich ist. Vielleicht lässt sich im Sommer nach der David Garrett Deutschland-Tour etwas machen; einfach Solo-Gitarre, kleine Bühnen - nur 50 bis 100 Leute bei jeder Show. Ich habe noch kein eigenes Publikum, nur die Leute die mich durch David kennen. Da muss schon noch ein wenig Promotion laufen. Und ja, das würde ich gerne tun.

 

Sprichst Du Deutsch?
Si! Per Favore!

 

Si???
Ja, ja ein bisschen. Meine Eltern sind aus Mainz.

 

Gibt es unvergessliche Momente in Deinem Leben? Ein Ereignis, eine bestimmte Begebenheit, etwas was Du nie vergessen wirst?
Konzerte? Jetzt oder früher?

 

Früher!
Ich glaube, der unvergesslichste Augenblick in meinem Leben war als ich 15 war. Ich spielte Led Zeppelin's "Dazed and Confused" mit einem Geigenbogen und erinnere mich genau daran, es waren ungefähr 600 Leute im Publikum - ich war 15 - und als ich den Bogen ansetzte, war die Lautstärke des Publikums so ohrenbetäubend, dass ich die Band nicht mehr hören konnte. Das war ein unvergesslicher Augenblick.

 

Wo war das?
Das war in meiner Highschool. Es war ein "Battle of the Bands"-Wettbewerb. Das war ein unvergesslicher Augenblick. Und dann kam auch schon - würde ich sagen - die Show in Köln im Januar 2010. Das war ebenfalls ein großer Moment, denn es war das erste Mal nach langer Zeit, dass ich bei einem so großen Konzert dabei war. Es war so riesig dort in dieser Arena zu sein und vor mehr als 15.000 Leuten zu spielen - das war richtig groß.

 

Letzte Frage: Was würdest Du deinen Fans gerne sagen?
Hmmmmh, nun, ich hoffe, Ihr mögt meine Musik und helft mir etwas aufzubauen. Das wäre eine tolle Sache (lacht).

 

Interview: Marion Mikos
Bearbeitung:  cr
Fotos Archiv und Pressematerial Marcus Wolf
 

   
   
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