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Sommer 2008: Ein richtiger Sommer ist es wirklich nicht. Am Himmel ziehen oft dunkle Wolken auf. Es regnen sehr viel und Gewitter hat's einige gehabt. Dunkle Wolken zogen auch über der "Welt" der Stern-Combo Meißen auf, die sich dann auch hier in einem fetten Gewitter entluden. An einem Samstag spielt die Band ein Konzert. Noch am gleichen Abend erfahren vier Musiker der Kapelle von ihrer Entlassung und von den Plänen der verbliebenen Musiker, was die Stern-Combo Meißen betrifft. Aus sommerlichen Temperaturen wird eine frostige Stimmung! Ungewöhnlich? Vielleicht! Absehbar? Nicht wirklich! Trotzdem geht ein Ruck durch die Fangemeinde. Sie teilt sich in zwei Lagern auf. Das eine Lager ist das der IC-treuen Fans, das andere der Combo-Generation. Letzt genannte Fan-Gruppe kann plötzlich Rückkehrer in ihren Reihen verzeichnen, die sich schon Jahre nicht mehr um die Stern-Combo Meißen gekümmert haben, als sie erfahren, dass Thomas Kurzhals wieder einsteigt und vollmundig ein neues Album und neuen, "echten" Sound verspricht. Gleichzeitig sehen die gerade entlassenen Musiker ihre Pläne, das Jubiläum im Jahre 2009 betreffend, in Schutt und Asche liegen. IC, Micha Behm, Alex Procop und Frank Nicolovius hatten bereits Vorbereitungen getroffen. Es sollte ein Album mit Stern-Klassikern in akustischer Form entstehen, mit dem die Band im Jubiläumsjahr auch auf Tour gehen sollte. Die eine Seite behauptet, dass diese Pläne mit allen Musikern der Band besprochen waren, die andere Seite fühlte sich durch das Vorpreschen der ehemaligen Kollegen überfahren. Aufhänger war ein Interview in der Fachzeitschrift "Melodie & Rhythmus". Seit diesem Spektakel sind inzwischen einige Monate vergangen. Im März 2009 stellte die neu formierte Gruppe "Stern Akustisch" ihr neues Album vor. Es trägt den Titel "Wir sind die Sonne", und der Albumtitel ist bei den Musikern gleichzeitig das Motto... ihre Hymne! Noch immer wird das Projekt von einigen misstrauisch aus der Entfernung beäugt, während Fans der Kapelle in Jubelstürme ausbrechen, wenn IC & Kollegen die Bühne betreten. Welche Idee steckt denn jetzt hinter "Stern Akustisch"? Wieso haben die Musiker so fest an ihrem Konzept festgehalten? Wie wird es weitergehen mit der Band? Fragen über Fragen, die die musikinteressierte Leserschaft brennend interessieren. Wir sind diesen, aber auch anderen ungeklärten Fragen nachgegangen und haben uns mit dem Kopf und Sänger von "Stern Akustisch" zu einem Gespräch getroffen..
 

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Hallo Ralf... wirst Du lieber mit IC oder mit Ralf angesprochen?
Die meisten Leute sagen IC zu mir...
 
 
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Dann tu ich das auch. Ich habe Eure neue CD „Stern Akustisch – Wir sind die Sonne“ hier. Die Rezension dazu wird zeitgleich mit diesem Interview veröffentlicht. Bitte erzähl uns etwas über das Album.
Über die Entstehung des Albums könnte man eine ganze Menge erzählen, ich versuch es mal kurz zu machen. Die ursprüngliche Idee war, zum 45. Jubiläum der Stern-Combo Meißen ein Album zu produzieren, das nicht schon wieder eins dieser normalen "Best Of"-Alben wird. Die gibt es schon, und das braucht auch keiner noch mal. Von wem genau die akustische Idee kam, kann man heute gar nicht mehr so genau sagen. Ich weiß noch, dass es irgendwann eine Idee von Martin gab, die Band in einer anderen Besetzung ins Rennen zu schicken, in einer kleineren Variante, vielleicht auch mit einem ganz anderen Ansatz. Ich hatte dann irgendwann die Idee eingebracht, aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit akustischer Musik, dass man während eines normalen Combo-Konzerts einen akustischen Teil einbauen könnte. Wenn Du als Band im Bandbus durch die Gegend fährst, wird so was immer mal wieder thematisiert. Manchmal konkretisiert sich etwas und ein anderes Mal fällt es eben unten durch. Die Akustik-Idee konkretisierte sich dann so, dass man die Sache mal probieren wollte. Wir wollten sehen, was passiert, vor allem mit den Sachen, die aus den 70ern stammen. Denn in der Zeit wurden auch Songs geschrieben, die eine normale Songstruktur haben. Was würde also geschehen, wenn man die ganze "Wall of sound" weglässt und die Songs auf das reduziert, was sie am Anfang immer sind, denn jeder Song beginnt mit einer Idee, mit einem Instrument und einem, der da singt. Irgendwie kam es dazu, dass sich ein Teil der Band gesagt hat: "Lasst uns doch endlich mal treffen und das ausprobieren", und jeder war dazu gebeten. Der erste Song, den wir jammten war "Also was soll aus mir werden". Das ist ein Song, der im Original sehr fett arrangiert ist. Ein hervorragender Song, der typisch für den Stil der Stern-Combo zur damaligen Zeit war. Wir haben relativ schnell gemerkt, dass er immer noch funktioniert, wenn man ein Teil dessen, was es im Original an Arrangement gibt, weglässt. So haben wir uns langsam vorgetastet. In zwei Tagen jammten wir 8 Songs. Das Ganze geschah mehr auf Zuruf, denn es gab keine Liste oder so etwas, sondern beim Proben wurde gesagt: "Schau, hier klappt das. Lass uns das bei dem oder dem Lied auch mal probieren." Das verselbstständigte sich dann immer mehr, so dass sich schon nach relativ kurzer Zeit eine Art Stilistik herausbildete. Mittlerweile ist es so: Wir sitzen im Proberaum und schauen, wie sind die Harmonien, wie läuft der Song, und ein ganz wichtiger Punkt: Um was geht es in dem Song? Was die Umsetzung der Lieder, also diese Songs zu adaptieren, anbetrifft, sind wir inzwischen schneller und sicherer geworden. Für uns ist mit dem Album das erste Etappenziel erreicht! Das Album ist produziert, wir sind mit dem Programm auf Tour, es gibt die ersten Pressestimmen, die ersten Reaktionen des Publikums, und die sind gut. Wir sind sehr glücklich über den jetzigen Zustand. Der einzige Wermutstropfen ist, dass wir all das auch als Combo hätten machen können, so wie es ursprünglich gedacht war. Eine verpasste Chance. Aber leider gibt es kein Zurück mehr und damit muss man jetzt leben.

 

Wieviele Songs davon sind während der SCM-Zeit, also vor dem Zerwürfnis, und wie viele sind nach dem Streit im letzten Sommer entstanden?
Wir hatten vier Titel vorbereitet. Das war die Hausaufgabe an uns von Martin Schreier, denn er sagte: "Jungs, ich kann mir das nicht vorstellen. Macht doch mal eine kleine Vorproduktion, damit man auch weiß, worüber man hier redet." Das haben wir auch gemacht. Bis zu unserem Rausschmiss gab es also vier Songs, zwei aus den 70ern und zwei aus den 80ern. Diese vier Songs haben Martin dazu bewegt das Ganze dann letztendlich abzusegnen.

 

Du hast in einem Interview mal gesagt, Ihr wolltet die alten Stern-Combo-Sachen „entkernen“. Und an dieser Umschreibung haben sich einige Leute auch hochgezogen. Vielleicht erläuterst Du das noch mal zum besseren Verständnis, was Du damit gemeint hast.
Musik zu adaptieren liegt in der Tradition der Stern-Combo. Es wurden beispielsweise Werke von Sibelius und Vivaldi bearbeitet. Am Anfang einer solchen Bearbeitung fragt man sich: "Was ist hier das Wesentliche?", also was ist der Kern dieses Stücks oder Songs. So beginnt jede Bearbeitung. "Entkernen" ist gar nicht falsch zu verstehen… Man nimmt das Beste, das Wichtigste eines Musikstücks, den Kern und um diesen entsteht etwas Neues, Anderes.

 

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Der Begriff „Entkernen“ kommt aus dem Bereich Bau und Architektur. Das klingt so ein bisschen nach Altbau und Kernsanierung...
Ich bin kein Bauingenieur, ich bin Musiker. Vielleicht ist ja genau das der Fehler (lacht). Ich weiß nicht, wie das in der Bauindustrie definiert wird. Was ist denn da der Kern?

 

Man lässt von einem Altbau nur das Gerüst stehen, reißt das, was sich der eigentliche Architekt gedacht hat, ab, und baut um das Gerüst etwas Neues auf. Etwas, was sich der neue Architekt für das alte Gerüst ausgedacht hat...
Das kann man eigentlich nicht so richtig miteinander vergleichen. Ein Song hat eine Idee und darum entsteht der Rest. Zuerst kommt die Idee, nicht das Drumherum...

 

Den Albumtitel habt Ihr bei Euren Live-Konzerten auch als Motto ausgegeben. Du sagst das Lied immer als Eure Hymne an. Was verbindet Dich mit dem Song, und warum ist das Eure Hymne?
"Wir sind die Sonne" ist die Nahtstelle zwischen der Combo-Ära, und der neuen Generation. Komponiert hat den Titel Thomas Kurzhals, und getextet habe ich ihn. Thomas ist unbestritten der wichtigste Komponist der Combo-Ära. Er hat diesen Song zu einer Zeit geschrieben, in der sich die Combo dazu entschlossen hatte, etwas Anderes zu machen. Diese Entscheidung hat er damals mitgetragen. Das war weit vor meiner Zeit. Wir als Stern akustisch möchten die Generationen, mit dem was wir tun, verbinden.

 

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Es hat schon viele Trennungen bei verschiedenen Bands gegeben, und beide Parteien haben danach weiter Musik gemacht. Ich kann mich aber an kein Projekt erinnern, dass so polarisiert, wie Stern Akustisch. Es gibt wirklich nur zwei Lager: Das eine liebt die Musik, das andere schüttelt verständnislos mit dem Kopf. Mit welchem Gefühl im Bauch seid Ihr am 11. Oktober letzten Jahres Eure Premiere angegangen?
Wir waren sehr nervös. Wir wussten überhaupt nicht, wie die Leute reagieren würden. Zu der Zeit war das Publikum auch schon sehr polarisiert. Dass die Leute uns so euphorisch aufgenommen haben, damit haben wir nicht gerechnet. Nicht einmal im Ansatz! Kürzlich, beim Record-Release in Dresden haben uns die Leute mit der Sympathie, die sie uns vom ersten Stück an entgegen brachten, und mit ihrer Offenheit und Sensibilität einfach umgehauen. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Das kannten wir von den Stern-Combo Meißen-Konzerten so nicht, denn die letzten Konzerte mit der Combo hatten mit Euphorie nicht mehr viel zu tun.

 

Was glaubst Du, woran das lag? Denn bei der Stern-Combo Meißen ist das jetzt auch wieder komplett anders, und die Stimmung ist wieder euphorisch...
Das hoffe ich auch für die Combo, und wünsche es ihr auch! Machen wir uns nichts vor, es ist ja ein offenes Geheimnis und einer der Streitpunkte, an dem sich die Parteien gerieben haben: Vielleicht lag es daran, dass die verbliebenen Mitglieder der Combo der Meinung waren, dass es OK sei, wenn ihre Parts und bestimmte Teile der Musik von der Harddisc (Festplatte, Anm.. d. Verf.) kommen. Und dieser Meinung waren wir einfach nicht...

 

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Aber Du bist doch selbst ein Profi, der seit Jahren als Solist live auf der Bühne steht. Dich muss das doch angestunken haben, wenn Du mitbekommen hast, dass Kollegen nicht live spielen und die Musik von der Festplatte kommt. Warum hast Du das dann mitgemacht?
Natürlich hat mich das angestunken, und ich habe das schon bei meinem Wiedereinstieg sehr deutlich gemacht. Aber die Klärung dieses Problems wurde immer wieder vertagt, verschoben und verargumentiert. Irgendwann war auch der Punkt für mich erreicht, an dem ich darüber nachgedacht habe, dass ich das so nicht länger mitmachen kann. Ich wollte nicht mehr da stehen und gegen Maschinen ansingen. Ein Livesänger braucht eine Band die live spielt. Zeitgleich dazu kam dann die Idee mit dem Akustikprojekt. Wir dachten, damit könne man das ganze Playback-Problem aus der Welt schaffen. Man hätte so das Argument, die Leute würden das mit der Playbackerei gut finden oder gar nicht merken, aushebeln können. Man hätte mit dem Akustikprojekt demonstrieren können, dass die Leute das sehr wohl merken und auch honorieren, dass da jetzt wieder hundertprozentig live gespielt würde...

 

Bei einer akustischen Variante kann man ja auch schlecht schummeln...
Eben! Dabei kann man überhaupt nicht schummeln! Wer weiß, vielleicht war das der eigentliche Grund, der zu dieser Situation im letzten Sommer führte. Möglicherweise war es gar nicht das Akustikprojekt an sich oder die Interviews, die da auch als Gründe vorgeschoben wurden... vielleicht ist das genau der Kern! Womit wir wieder beim "Kern" wären (lacht).

 

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Du hast mir gegenüber irgendwann mal erwähnt, dass Dir über all die Jahre immer der schwarze Peter zugeschoben wurde, egal um was es ging, und dass Du Dich daran inzwischen schon gewöhnt hast. Prallt das wirklich so einfach von einem ab, wenn teilweise so harsche Kritik an Dir geäußert wird?
Natürlich prallt das nicht an mir ab. Ein gutes Beispiel findet man im "Sachsendreier"-Buch. Da steht z.B. geschrieben, dass sich Stern Meißen 1989 von mir getrennt hat, weil sie sich als meine Begleitband gefühlt hätten. Diese Behauptung wurde inzwischen von allen möglichen Leuten abgeschrieben, also auch von Leuten, die Rocklexika und ähnliches verfasst haben. Ich bin nicht der Typ, der dann gleich losschießt und sagt: "Nein, das stimmt nicht, und jetzt ziehe ich deshalb vor Gericht." Das ist mir zu doof. Die Wahrheit ist, und vielleicht habe ich es deshalb auch nie wirklich kommuniziert, weil es etwas sehr Privates ist, dass ich im August ´89 einen mittelschweren Zusammenbruch hatte. Irgendwann waren meine Kräfte aufgebraucht. Die ganze Band hat davon partizipiert, dass ich solistisch sehr erfolgreich war. Die positive Folge war unter anderem, dass wir damals Hallen und Arenen gefüllt haben. Das haben andere Bands zu dieser Zeit nicht geschafft. Das bedeutete allerdings auch eine Menge Arbeit. Wir haben sehr viel gespielt, es gab einen hohen Erwartungsdruck, es mussten Songs geschrieben werden. Eine extreme Belastung. Mein Arzt sagte: "Du musst Dir was einfallen lassen. Du musst Dich entscheiden." Wenn Du zwei Wochen lang flach liegst, hast Du genug Zeit um nachzudenken. So habe ich mich dann schweren Herzens von Stern Meissen getrennt. Die Combo gibt es wieder seit 1995. Von diesem Zeitpunkt an taten sie so, als hätten die 80er Jahre überhaupt niemals stattgefunden. Doch die Band selber hatte sich Anfang der 80er entschlossen, eine andere Musik zu machen und damit auch Reinhard und Michael zu entlassen. Es wurden also neue Leute gebraucht. Die meisten Leute denken, dass der stilistische Wechsel von Stern Meissen, so nannten sie sich schon vor meiner Zeit, in meiner Verantwortung lag. In einer Band, die hierarchisch so klar aufgeteilt ist - es gibt einen Chef, und das ist zweifellos Martin Schreier - wird es keine Alleingänge geben.

 

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Du bist derzeit der einzige deutsche Künstler aus den neuen Bundesländern, der gleichzeitig zwei aktuelle Alben auf dem Markt hat; einmal das Stern Akustisch- und dann Dein Soloalbum. Bekommst Du beides denn unter einen Hut, oder ist Deine Freizeit jetzt ganz eng bemessen?
Es ist ja so, dass die beiden Alben schon fertig produziert sind. Ich spiele jetzt meine Solo-Konzerte, und wir spielen mit Stern Akustisch unsere Tour. Das lässt sich im Moment alles gut miteinander vereinbaren. Es ist etwas ganz besonderes, mit den Jungs unterwegs zu sein. Und es ist positiver Stress. Es tut sehr gut, und es ist nach wie vor so, dass, wenn wir im Proberaum zusammen kommen oder uns bei den Konzerten treffen, zwischen uns eine freundschaftliche Verbundenheit herrscht, die greifbar ist.

 

Dieses Jahr jährt sich zum 45. Male die Gründung von Stern-Combo Meißen. Im Sommer wird das mit einem Jubiläumskonzert gefeiert. Du wirst nicht dabei sein, nehme ich an?
Nein, da werde ich nicht mit dabei sein.

 

Wie wirst Du diesen Tag begehen? Immerhin bist Du mit einer Unterbrechung 12 Jahre Teil dieser Formation gewesen...
Ich werde an diesem Tag selbst spielen. Es ist ja ein ganz normaler Konzert-Tag. Ich weiß im Moment gar nicht genau wo, denn es sind in diesem Jahr unheimlich viele Konzerte, die ich spielen werde, die habe ich nicht alle im Kopf. Aber ich werde auch an diesem Tag ein Konzert spielen.

 

Ich sprach diese Unterbrechung gerade an. Nachdem Du Ende der 80er bei SCM ausgestiegen bist, hast Du Dich Deinen ehemaligen Kollegen 2004 wieder angeschlossen. Was waren die Gründe für Deine Rückkehr damals?
1992 oder 1993, ich weiß es jetzt nicht mehr ganz genau, hatte es ja schon eine Mini-Tournee gegeben, mit ca. 8 bis 10 Konzerten. Da haben wir das gemacht, woran man hätte anschließen können. Das war das erste generationsübergreifende Konzept bei der Stern-Combo. Bei dieser Tour waren u.a. Reinhard Fißler, Paul Kramer, Martin Schreier, die Band und ich dabei. In dieser Zeit um 1993 sah es für die Bands aus dem Osten im Live-Betrieb noch nicht so gut aus, und trotzdem war diese Tour sehr erfolgreich. Wir haben danach versucht, daran anzuknüpfen, das ging jedoch aus den verschiedensten Gründen nicht.
Dann kam für mich völlig überraschend die Reunion der Stern-Combo Meißen im Jahre 1995, d.h. es wurde ganz bewusst gesagt: "Wir nehmen die Protagonisten der Zeit vor 1983 und gehen damit wieder auf Tour." Ich habe das sehr genau beobachtet und mich für die Kollegen gefreut. Im Jahre 2004, zu 40 Jahre Stern-Combo Meißen, wurde ich von Martin angesprochen und gefragt, ob ich nicht bei dem einen oder anderen Konzert dabei sein, und mitmachen könnte. Dazu habe ich mich sehr gerne bereit erklärt, es wurden dann doch ein paar Konzerte mehr. Wir haben viele wunderschöne Konzerte gespielt. Das war wirklich toll. Dann erkrankte Reinhard leider so schwer, dass er nicht mehr mit uns auf die Bühne konnte. Reinhard hat gefehlt, das muss man mal ganz deutlich sagen! Mir, als übrig gebliebenem Protagonisten, war nicht wohl dabei. Das war für alle keine leichte Zeit. Du musst es den Leuten ja auch irgendwie erklären. Manche Leute denken, dass man dann einfach so weitermachen kann, als ob nichts passiert wäre. Das geht aber nicht. Du kommst da einfach nicht dran vorbei. Du stehst auf der Bühne und erinnerst dich daran, dass ein Jahr vorher an gleicher Stelle einer mehr auf der Bühne war und sang. ... das macht mich nach wie vor sehr traurig (Man merkt IC eine tiefe Traurigkeit an, Anm. d. Verf.)

 

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Einen unserer Leser interessiert die Frage, wie das Verhältnis heute zwischen den Ehemaligen und der aktuellen SCM-Besetzung ist.
Ich kann nur für mich sprechen. Die Leute, mit denen ich zu tun habe, und mit denen ich auch gerne zu tun habe, sind Martin Schreier und Thomas Kurzhals. Martin ist mein Ansprechpartner, wenn es um die Koordination von gemeinsamen Interessen geht. Das vorrangige gemeinsame Interesse ist es, keinen Krieg ausbrechen zu lassen. Das haben wir bis hierher auch gut gemeistert, es gibt im Moment eine friedliche Co-Existenz. Martin ist für mich nach wie vor der Chef der Combo, und Thomas ist der kreative Kopf.

 

Diese von Dir angesprochene friedliche Co-Existenz: Könnte das ein wichtiger Punkt dafür sein, dass sich in Zukunft der ein oder andere Fan des einen Lagers mal zum anderen verirren kann, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen?
Das wäre eine sehr schöne Begleiterscheinung! Ich möchte daran glauben, doch die Fronten haben sich sehr verhärtet. Was ich in den verschiedenen Foren, z.B. bei Euch und in Gästebüchern, wie z.B. dem der Stern-Combo, gelesen habe, war schon heftig. Der Wind weht doch recht scharf aus der Combo-Ecke. Warum eigentlich? Die Entlassenen sind doch wir. Und die Art und Weise des Vorgehens finde ich nach wie vor moralisch sehr bedenklich aber mittlerweile auch bezeichnend. Inzwischen ist relativ klar, dass die extrem unsachlichen Einträge teilweise gefaked waren und von Leuten geschrieben wurden, die - ich sage mal - im engeren Interessenkreis der Combo vorzufinden sind, und deren Meinung sicher nicht repräsentativ sein kann. Die Generation der Combo Fans besteht zu großen Teilen aus Leuten, die so wie ich früher auch zu Bands getrampt sind. Wir haben dieselbe Musik gehört, die gleichen Klamotten getragen, dieselben Bücher gelesen und wir haben dieselbe Zeit erlebt. Diese Zeit hatte auch etwas mit bestimmten Idealen zu tun. Ich kann also verdammt noch mal nicht glauben, dass diese Leute, mit denen ich soviel gemeinsam habe, in der Gänze so borniert und ignorant sind, wie sich das manchmal darstellt. Wenn ich das Publikum bei den Konzerten von Stern Akustisch sehe, dann weiß ich aber auch, dass die Ignoranten nur eine verschwindend kleine Minderheit sein können. Den selbsternannten Gralshütern potjomkinscher Dörfer werden wir es jedoch niemals recht machen können, und das wollen wir auch nicht.

 

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Der gleiche Leser möchte wissen, ob es gegenseitige Rückmeldungen und Meinungsäußerungen zum jeweiligen Projekt gibt.
Das einzig Greifbare ist ja im Moment das Album von Stern Akustisch. Da gibt es die CD und die Konzerte. Wir haben von den Kollegen der Combo bisher noch nichts dazu gehört.

 

Ein weiterer Leser möchte wissen, ob Ihr Euch vorstellen könnt, mal einige Gäste wie z.B. Bläsersatz und Streicher einzuladen, oder gar ehemalige Mitglieder, die mal bei der Combo bzw. bei Stern Meißen spielten und sangen?
Wir haben kurz überlegt, ob wir auf dem Album mit Streichern arbeiten sollten. Das haben wir dann aber verworfen, weil der Sound, den wir für uns gefunden hatten, schon sehr homogen und organisch klang. Alle anderen Überlegungen haben wir noch nicht angestellt, weil wir mit uns selber im Moment einfach so viel zu tun haben, dass dafür kein Platz bleibt.

 

Geht Ihr als Stern Akustisch auch ins Fernsehen? Ist da was geplant? Hat es Anfragen gegeben?
Ja, es gibt Anfragen, Das sieht eigentlich alles ganz gut aus. Die eingeschränkte mediale Welt, die uns zur Verfügung steht, oder die sich für das interessiert, was wir machen, reagiert sehr positiv auf uns. Das ist sehr schön, und ist für uns eine weitere Bestätigung.

 

Wird es weitere Live-Termine geben, oder ist das, was auf Deiner Seite und bei MySpace steht, alles für 2009?
Es wird noch mehr Konzerte geben in diesem Jahr, das ist noch nicht alles. Es kommen noch Termine dazu... jetzt im Sommer sowieso, und im Herbst auch!

 

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Die bisher gelaufenen Konzerte von Stern Akustisch bekamen überwiegend positive Kritiken. Wie stehst Du der Sache gegenüber? Gibt es Punkte, wo es sich noch zu verbessern gilt, oder ist das inzwischen ein so eingespieltes Team, dass alles glatt läuft?
Nein! Wir werten die Konzerte aus, lesen die e-Mails zu den Konzerten aufmerksam und verarbeiten das alles. Das Programm ist ständig in Veränderung. Wir sind ständig am Arbeiten, d.h. wir proben weiterhin, auch wenn das Album schon fertig ist, weil wir überhaupt nicht der Meinung sind, dass das jetzt schon das Endgültige ist, was wir zu leisten fähig sind.

 

Ihr habt nur bis Ende des Jahres die Erlaubnis/Genehmigung, unter dem Namen Stern Akustisch aufzutreten. Was kommt danach? Hört Ihr auf oder werdet Ihr Euch um eine Verlängerung dieser Absprache bemühen?
Es gibt eine Vereinbarung, Martin und ich haben diese ausgearbeitet. In dieser Vereinbarung werden bestimmte Sachen, die für uns eigentlich selbstverständlich waren, schriftlich geregelt. Diese Vereinbarung gilt zwischen uns und den Rechteinhabern des Namens "Stern-Combo Meißen", und das ist nicht nur Martin Schreier sondern auch Detlef Seidel, der sich den Namen noch vor Martin hat schützen lassen. Wir würden gerne weiterarbeiten. Ich sehe auch keinen Grund warum wir das nicht tun sollten. Wir halten uns an die Absprachen.

 

Wäre es nicht von Anfang an sinnvoller gewesen, das Projekt anders zu nennen?
Der Name eines Projektes muss darauf hinweisen, um was es inhaltlich geht. Du nennst eine Gartenzeitschrift ja auch nicht "Motorwelt". Die Leute, die in der Band Stern Akustisch spielen, sind ehemalige Stern-Combo Meißen Musiker, die Stern-Meissen Repertoire adaptieren. Also lag diese Namensidee, mit der Ableitung "Stern" von "Stern Meißen Akustisch" nah. Ich sehe da sowieso kein Problem. Das Wort "Stern" kann niemand für sich vereinnahmen. Ich weiß, dass es ein paar Leute gab, die gefragt haben: "Warum nennen die sich denn jetzt nicht IC Falkenberg & Band?". Wir spielen keine IC-Songs bei den Konzerten, es ist auch kein IC-Song auf dem Album und es ist nicht "meine" Band. Ich bin nur der Sänger von Stern Akustisch.

 

Von Dir wissen wir ja, dass Du als Solokünstler ebenfalls unterwegs bist. Micha Behm trommelt z.B. bei Andrea Timm. Was machen die einzelnen Musiker neben Stern Akustisch sonst noch? Gibt es andere Projekte, in denen die Musiker aktiv sind?
Die sind alle schwer beschäftigt. Das ist auch klar, denn das sind alles sehr gute Musiker. Sie sind in verschiedenen Projekten eingebunden, unterrichten außerdem an Hochschulen und Musikschulen. Es sind gute Musiker und da ist es klar, dass sie viel zu tun haben und sich von dem, was sie halt gut können, auch ernähren.

 

Abschließend möchte ich wissen, ob Ihr schon einen Überblick habt, wie der Verkauf der CD gestartet ist. Liegen Dir schon Verkaufszahlen vor?
Nein, Verkaufszahlen habe ich noch keine vorliegen.

 

Ich danke Dir für das Gespräch. Möchtest Du den Lesern noch ein paar Worte mit auf den Weg geben?
Es ist nur Musik!

 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Kathy Neugebauer, Pressematerial Band
 
 
 

   
   
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