lp1 20130307 1190936741 lp2 20130307 1620749361 lp3 20130307 1244663887

 

Kitty Hoff

 

 

Kitty Hoff ist für mich irgendwoher aufgetaucht. Das war eher so eine Art Tuschelgeschichte. Sagen wir mal "Stille Post" dazu. Eine sehr gute Freundin aus Hamburg, gut unterwegs im alternativen Jet-Set (gut, das ist schon ein Widerspruch an sich), auch die wohl beste Freundin der Sängerin von "Rosenstolz" (worauf vor zehn Jahren stolz zu sein tatsächlich keinesfalls grundlos war, heute erwähnt man solche Bekanntschaften doch lieber nicht), eine Anhängerin guter und interessanter und daher im Mainstream weitestgehend unbekannter Musik fragte mich eines Tages, ob ich Kitty Hoff kenne.004 20130307 1723032390 Als ich verneinte, meinte sie, ich müsse sie unbedingt mal hören, sendete mir einige Links zu Homepage und myspace-Seite der außergewöhnlichen Chanson-Sängerin und schon war ich, wie immer, wenn ein Hörtipp mich aus Hamburg erreicht, angesteckt, begeistert und neugierig. Einige Zeit und eine CD später sah ich Kitty Hoff erstmalig live bei Mark Scheibes Berlin-Revue im Admiralspalast, wenn auch "nur" mit einem kleinen Auftritt. Wahrscheinlich wird man sie dort in der nächsten Zeit öfter sehen können. Nach dieser Erstbegegnung wollte ich unbedingt ein Interview mit ihr führen und einen Konzertbericht schreiben. Eine Begegnung mit Kitty Hoff und ihrer Band "Forêt-Noire" (zu deutsch "Schwarzwald") klappte erst einmal aus Zeitgründen nicht. Aber durch meine Anfrage an sie standen wir erst einmal in lockerer Verbindung und als ich hörte, dass sie - wenn auch in der Duo-Variante - auf dem Badeschiff in Berlin-Treptow auftreten wird, terminierten wir uns und einigten uns schnell per Mails darauf, dass dies auch eine gute Gelegenheit für ein Interview sein würde. Trotz Homepage und Songs und myspace-Seite wusste ich doch manches nicht von Kitty Hoff. Und so versteht sich wohl auch meine erste Frage an sie...
 

 

Eine Freundin hat mir den "Geheimtipp" gegeben, ich möge mal Kitty Hoff hören. Und plötzlich war da eine Frau, die sehr interessant singt und sehr gute Texte schreibt. Aber es ist für mich nach wie vor nicht geklärt: Wo kommt Kitty Hoff eigentlich her?
Ursprünglich? Aus Nordrhein-Westfalen. Aus Münster.
 
 

Wenn du sprichst, hört man das noch.
Ja? Das ist aber nicht so schön. Die Nordrhein-Westfalen sprechen ja eher so breit.

 

Na, du sprichst nicht wirklich Dialekt, aber, ehrlich gesagt, du sprichst schon ein bisschen akzentuiert. Es könnte aber auch Norddeutschland sein.
Ja, das haben auch schon viele gedacht oder so geschätzt.

 

Was hast du gemacht, bevor du Musik gemacht hast?
Eigentlich habe ich immer schon Musik gemacht. Schon seit ich Kind war. Und dann habe ich ganz Verschiedenes gemacht. Ich habe auch Verschiedenes studiert. Das heißt angefangen, immer so ein bisschen. Aber die Musik war immer da. Sie blieb auch immer da. Und mir war sehr früh klar, da bleibe ich auch und dass es Quatsch wäre, etwas anderes zu machen.

 

002 20130307 1823115259Hast Du früher andere Musik gemacht oder war es schon immer diese... ich nenne es mal Kitty-Hoff-Stilistik.
Ich habe ja ursprünglich Musical studiert. Ein Jahr, also auch angefangen. Erst mal in Wien und dann habe ich gemerkt, das ist eben nix für mich. Weil das ja doch ein reiner Dienstleistungsbetrieb ist und diese Maschinerie fand ich furchtbar. Das wurde mir ziemlich schnell klar. Dann habe ich dort aufgehört und habe für mich, was ja noch recht nahe am Musical ist, das Chanson entdeckt. Damals noch Titel der zwanziger Jahre, also Hollaender- und Brecht/Weill-Sachen. Damit habe ich angefangen. Mit einem Pianisten. In Münster noch. Dann habe ich zweimal bei einem Wettbewerb mitgemacht, in Berlin, "Bundeswettbewerb Gesang" und habe dort auch zweimal einen Platz belegt. Da war für mich klar, das ist mein Ding und so mache ich jetzt einfach weiter. Also habe ich weiter gemacht und irgendwann - ich glaube, dass man immer zwangsläufig an diesen Punkt kommt, zumindest sollte man das - war es wohl an der Zeit, dass man auch etwas Eigenes macht. Man will nicht immer nur interpretieren und kann auch nicht immer nur interpretieren. Also habe ich zeitgleich mit meinem Umzug nach Berlin - 2000 bin ich umgezogen, vor neun Jahren - angefangen, eigene Sachen zu machen. Da hatte ich aber noch keine Band. Das habe ich erst mal so vorbereitet.

 

Und wie bist Du da aufgetreten? Ganz alleine?
Da bin ich gar nicht aufgetreten. Das habe ich alles nur mal vorbereitet. Und dann habe ich mich beworben für ein Senatsstipendium von Berlin, bei dem man zwei Wochen im Tonstudio gewinnen konnte, wenn man da ausgewählt wurde. Das hat auch geklappt und da dachte ich: Okay, jetzt hast du diesen Termin, jetzt brauchst du auch ´ne Band. Dann habe ich angefangen, eine Band zu suchen. Phil Marone, den kannte ich aus Münster noch, den habe ich als Ersten gefragt. Und der hat dann seinen besten Freund mitgebracht, der auch in Berlin war, als Schlagzeuger. Und die beiden anderen, also Piano und Kontrabass, haben wir richtig über "zitty"- und "tipp"-Anzeigen gesucht.

 

Echt?
Da haben wir so´n Casting gemacht. Ja, das war sehr lustig.

 

Haben sich viele Leute beworben?
Für jedes Instrument so drei, vier Leute.

 

Das geht ja noch. Da waren es nicht so viele Enttäuschte.
Immerhin, es kamen wirklich richtig gute Leute. Und so waren wir dann vollständig und sind dann auch gleich ins Studio gegangen und haben dann aufgenommen. Ich glaube, neun Stücke. Das ist richtig schön geworden, das ist ein Analog-Studio gewesen. Und wir haben uns gedacht, wenn das so gut klingt, dann probieren wir es mal, das Material an Plattenfirmen zu schicken. Erst sind wir an die Kleinen herangegangen, die haben sich überhaupt nicht geregt. Dann haben wir uns an die großen gewendet und dort war dann auf einmal Interesse. EMI hat ziemlich schnell angebissen. Ich wurde zurückgerufen: das wäre ja großartig und ich sollte mal alles schicken. Ich hatte denen zuvor nur einen Link geschickt: Hier guckt mal auf meine Seite, wir sind neu und so weiter … wie das eigentlich gar nicht funktioniert. Jedenfalls damals war das noch sehr komisch. Dann hatten wir unser erstes Konzert und dort kamen die dann alle hin.

 

Wo war das?
Das war im A-Trane.

 

Ein Jazzklub in Berlin.
Genau. Die fanden das alle gut und so sind wir auch gesignt worden. Dann haben wir im Grunde diese vorhandenen neun Aufnahmen genommen und noch drei Stücke dazu gemacht. Das war das erste Album. Das wurde auch ziemlich schnell releast.

..

...Und das nannte sich?
"Rauschen". Und dann ging es so langsam los mit Konzerten, die mehr wurden. Nach zwei Jahren kam dann die zweite Platte "Blick ins Tal". Und jetzt nach ungefähr anderthalb bis zwei Jahren ist das dritte Album da: "Zuhause".

 

001 20130307 2042153419Die Band ist nach wie vor dieselbe?
Phil und Flo am Schlagzeug sind noch die Gleichen. Aber die anderen beiden sind ausgetauscht seit anderthalb Jahren. Das passte dann irgendwann nicht mehr. Die wollten nicht mehr so richtig. Wir wollten auch nicht mehr richtig. Jetzt sind wir aber eine feste Truppe. Ich lege auch Wert darauf. Ich möchte nicht so gern Mugger nehmen, die mal mitspielen und dann wieder etwas anderes machen. Man kann echt viel mehr aufbauen, wenn man eine feste Truppe ist. Es stehen alle auch sehr dahinter und das ist schön. Das ist echt gut.

 

Die Leute auf Deiner Homepage sind Deine aktuelle Band?
Genau.

 

Die CD "Rauschen" kenne ich gar nicht. "Blick ins Tal" war dann die CD, durch die ich auf Dich aufmerksam geworden bin. Oder besser aufmerksam gemacht worden bin. Das machen ja immer andere. Da fand ich sehr interessant, dass Du relativ feenartig wirkst mit der Art Deines Gesangs, doch manchmal kommt so ein kleiner Gnom in den Texten durch. Wie baust Du das eigentlich auf? Ist das eine Stilistik, von der Du sagst, ich lege mich da an oder passiert das alles einfach aus dem Bauch heraus?
Das ist alles intuitiv und es entsteht dadurch, dass ich einfach auch so bin. Mir wäre das zu langweilig, wenn das alles nur so feenhaft ist. Ich finde die Art, wie ich singe, schon sehr wichtig und da bemühe ich mich auch, das so beizubehalten, weil ich das mag. Das ist halt mit inspiriert von der französischen Szene, in der es auch viele gibt, die kaum merklich singen. Das ist auch gar nicht so einfach zu machen. Das finde ich schön und es war auch klar, dass das der Stil sein sollte. Aber ansonsten, was die Stilistik der Songs angeht, hat auch die Band einen sehr großen Anteil. Da haben halt zwei von denen vorher viel Reggae gemacht. Da hörte man immer mal ein paar Reggae-Grooves. Da bin ich immer sehr offen. Ich bring den Song rein, der ist dann schon fertig, und sing ihn dann vor, am Klavier meistens. Und dann gucken wir, wie wir ihn dann machen. Manchmal war klar, da hätte ich gerne Bossa, zum Beispiel, und manchmal ist etwas ganz Anderes herausgekommen, was ich dann auch cool fand und wir haben es dann so gelassen.

 

Mir ist öfter aufgefallen bei Dir bzw. empfinde ich es manchmal so, dass Du deutsche Texte so singst als wären sie französischsprachig. Von der Art der Modulation, auch vom Timbre her. So dass ich, wäre ich kein deutsch sprechender Mensch, denken könnte, das wäre französisch. Ist das beabsichtigt oder ist das eher ein Nebeneffekt?
Ich glaube, das ist ein Nebeneffekt. Diese Art zu singen erzeugt ihn, denke ich. Die ist ja oft sehr weich und es ist manchmal auch ganz schön schwierig, das umzusetzen. Weil die deutsche Sprache ja doch recht hart ist. Aber die Reaktion kommt häufig so ähnlich wie von Dir angedeutet, dass Leute, welche die Texte nicht verstehen, sich darüber wundern, dass Deutsch so schön klingen kann.

 

Ja, wenn Du singst, klingt es wie ein Fluss irgendwie...
Genau. Das ist mir schon wichtig. Bei Brecht/Weill ist das eher das harte Deutsch, was auch recht cool ist. Und das kann man auch wirklich nur auf Deutsch so machen. Aber für mich selbst fand ich diese andere Art schöner.

 

Diese neue LP... sorry, CD meine ich...
Von "Rauschen" hatten wir auch noch ein paar Vinyl-Scheiben.

 

Mittlerweile machen es ja manche auch so, dass sie die CD-Aufkleber so gestalten, dass es so aussieht, als hätte man eine Vinyl-Scheibe. Das ist ja aber keine echte und vor allem rauscht die auch nicht so schön.
Bei "Blick ins Tal" gibt es auch eine A-Seite und eine B-Seite.

 

Um nicht zu vergessen, was ich eigentlich fragen wollte. Die beiden letzten CD´s sind ja eigentlich so etwas wie ein Pendant. "Blick ins Tal" heißt ja, ich geh raus und schau mir die Welt an. Und "Zuhause" bedeutet, man ist halt daheim, aber wiederum auch gar nicht, sondern immer so ein bisschen in einer Traumwelt.
Ja. "Zuhause" ist einfach nur der Ort, wo ich bin, eben drin. Aber die Raussicht bleibt.

 

010 20130307 1220934177Das ist ja sehr interessant. Weil es ja auch verschiedene Weltsichten sind, die darin vorkommen. Und dann ist mir auch in den Texten aufgefallen, dass Du sehr gerne Klischees benutzt, um sie dann zu kippen. Ich weiß nur nicht, ob Du das machst, weil Du es willst oder eher ohne es zu wollen.
Nein, das mache ich schon extra.

 

Bei dem Zirkuslied ist es mir besonders aufgefallen, weil man ja im Grunde schon immer dasselbe erwartet bei einem Song über so ein Thema, Clowns, Zirkus, alles super oder supertraurig...
Diese Verklärung, ja. Dieses Brechen ist mir auch schon sehr wichtig. Sonst wäre es mir ja zu langweilig und ich selbst bin gar nicht jemand, der so sehr verträumt ist. So will ich mich nicht sehen. Ich bin schon sehr realistisch und finde auch das immer am lustigsten, wenn man etwas bricht. Den Effekt dabei finde ich sehr interessant. Das mache ich besonders gern, wenn ich selbst merke, jetzt rutscht es mir zu sehr ab - jetzt muss irgendeine Wendung kommen.

 

Du bist ja schon recht lange mittlerweile mit Deinem neuen Programm zur CD unterwegs. Wie waren denn die Reaktionen in den verschiedenen Städten?
Schön waren die. Es braucht ja immer eine gewisse Zeit, bis sich so etwas herumspricht. Und jetzt mittlerweile hat es auch so einen Knackpunkt gegeben, dass auch viele Leute kommen. Und ich merke, dass viele die Platte schon kennen. Die singen dann alle Lieder mit. Das ist wirklich schön. Wir hatten auch sehr schöne Locations. Am Schönsten war ein Jugendstiltheater in Landsberg. Das ist so ein kleines, mit ungefähr 300 Plätzen. Das war komplett ausverkauft. Auch die Ränge oben waren voll besetzt und es fühlte sich richtig toll an.

 

Eine Geschichte, die mich auch bewegt, immer mal wieder, hat nicht direkt mit Dir zu tun, aber auch. Beispielsweise Kitty Hoff, was gar nichts mit dem Bekanntheitsgrad zu tun hat, beispielsweise Kitty Hoff wird relativ wenig im Radio gespielt. Das halte ich schon für ein Problem für Künstler außerhalb des Mainstreams.
Das lässt sich nicht lösen. Auf die Radiolandschaft braucht man nicht zu bauen. Die wird immer konservativer, habe ich das Gefühl. Die gehen nur auf Nummer Sicher und spielen wirklich nur noch Chartbreaker. Zum Beispiel Götz Alsmann, der ja auch bei Blue Note Record ist, findet überhaupt nicht statt im Radio. Und trotzdem ist der irre bekannt, natürlich durchs Fernsehen. Aber ich denke, das wird auch nicht unser Weg sein. Wir sind keine Chartbreaker. Doch das macht nichts. Man kann ja auch daneben bestehen. Es ist natürlich schade...

 

Es geht ja auch darum, dass man mal hören kann, was es noch so gibt außer dem, was man fünfzigmal am Tag in die Ohren gerieselt bekommt, völlig unabhängig davon, welchen Sender man anhat. Ich war vor einiger Zeit bei einem Liedermachertreffen und da ist eine junge Künstlerin aus Hohen Neuendorf aufgetreten, Marianne Salz, und die hatte einen Titel gesungen, bezogen auf diese Thematik: "Du sieht die Rosen im eigenen Garten nicht".
Das ist auch echt ganz gut gesagt, vor allem wenn man das vergleicht mit Frankreich, wo die Künstler gehegt und gepflegt werden und wo es auch eine Quote gibt. Darüber mag man denken, was man will, ich finde das aber eigentlich okay. Man sollte erst einmal gucken, was man zu Hause hat. Und das ist in Deutschland einfach schwierig. Da kann irgendwer kommen aus Amerika oder Frankreich und die werden sofort gehypt, die werden sofort gespielt auf Deutschlandradio Kultur. Zum Beispiel Deutschlandradio Kultur sperrt sich absolut für mein Thema. Die anderen spielen das schon mal, also Deutschlandfunk und ähnliche Sender. Aber Deutschlandradio Kultur … die spielen Sachen aus Hintertupfingen und Kanada, die auch keiner kennt, aber die Sachen aus dem eigenen Lande nicht.

 

Die Quote, das vermute ich mal, ist vielleicht deshalb politisch so ungewollt, weil die DDR so etwas hatte.
Das war doch dann richtig eigentlich.

 

005 20130307 1697753198Das ist dann aber politisch interpretiert worden. Da ging es ja nicht darum, dass es prozentual aufgeteilt war in deutsche und anderssprachige Produktionen, sondern 60%, glaube ich, sollten aus der DDR sein und 40% aus anderen Ländern.
Da hatte das vielleicht auch etwas mit den Inhalten zu tun...

 

Ansonsten gibt es ja auch hier eine richtige Bewegung für die Quote. Da gibt es solche Leute wie Lindenberg oder Kunze, die sich dafür einsetzen...
Das finde ich auch schade, dass es das nicht gibt. Aber ich habe da nicht so viel Hoffnung. Gerade jetzt in der Wirtschaftskrise, wo sich alle noch enger machen und bloß kein Risiko eingehen wollen. Das ist halt immer in Deutschland schwierig.

 

Das war aber schon vorher so. Wir hätten die Krise nicht gebraucht, um in so eine Stimmung zu geraten. Aber man sollte die Hoff ja nie aufgeben.
Ich finde es allerdings auch genauso schön, wenn man durch Auftritte die Leute erreicht. Es ist ja nicht so, dass man nicht stattfindet, wenn man nicht im Radio gespielt wird.

 

In den Konzerten ist mit Sicherheit auch viel mehr Nähe zu den Menschen, die einem zuhören und somit ja auch zu denjenigen, welche die CD dann kaufen nach so einem Konzert.
Ja. Auf Konzerten kaufen die Leute tatsächlich sehr viel. Ich glaube, sogar eher. Es ist aber vielleicht insofern schlecht, nicht gespielt zu werden, wenn sich das auswirken würde auf den Plattenvertrag. Den will man ja behalten. Und wenn man sich nicht mehr rentiert, können die ja auch nix mehr machen. Dann kriegen die ja auch von oben gesagt: Was habt ihr denn hier - das sind rote Zahlen - weg damit. Das wäre natürlich dumm. Damit hatte ich bisher Glück, weil sich meine Zahlen immer im relativ kleinen Rahmen bewegten, aber ich weiß ja nicht, ob die nicht mal deswegen einen Dämpfer von oben kriegen, von London halt. In Berlin gibt´s ja die EMI schon nicht mehr. Das Büro haben sie ja komplett weggekürzt. Es sind ganz viele entlassen worden. Ein paar sind mit nach Köln gegangen. Das ist schon bitter.

 

Wie verhält sich das denn mit myspace? Du hast ja eine eigene myspace-Seite unter www.myspace.kittyhoff.de. Bringt Dir das etwas als Künstlerin, eine Präsenz dieser Art?
Ich glaube schon, dass es mir etwas bringt. Wofür das bei mir besonders gut ist, das ist der Austausch mit anderen Künstlern außerhalb von Deutschland. Die Franzosen und die Amerikaner wären ja nie auf mich aufmerksam geworden, wenn es myspace nicht gäbe. Und da kriege ich viel Zuspruch. Ich finde das richtig super. Auch wenn dann immer noch nichts passiert.

 

007 20130307 1675443422Hast Du denn mal Lust, da rüberzufahren?
Ich fände das schön. Aber es muss sich natürlich auch irgendwie rentieren. Ich werde recht oft eingeladen, auch in Clubs. Das muss jedoch ein Ausmaß haben, dass sich das dann auch lohnt. Ich finde es aber schön, dass die sehr offen sind. Gerade die Amerikaner sind sehr offen, obwohl die meisten ja nichts verstehen von dem, was ich singe.

 

Aber vielleicht kann man ja so eine Art Kulturaustausch machen.
Ja, wir waren tatsächlich schon mal zum Beispiel in Lettland über das Goethe-Institut. Das war sehr schön, obwohl die auch nichts verstanden haben.

 

Ich glaube, die Franzosen würden sich auch freuen über Dich.
Das kann ich mir vorstellen, mich würde es auch freuen. Ich habe ja auf meiner letzten CD gerade ein Duett gemacht mit der Coralie Clément.(www.coralieclement.de;www.myspace.com/coralieclment.de)Die war ja da.

 

Das kann man ja, wenn auch leider nicht mit ihr, aber immerhin, auf Deinen Konzerten hören. Oder ist die Tournee schon zu Ende?
Nein, es gibt noch einen zweiten Teil im Herbst. Da haben wir noch mal dreizehn Termine. Die aktuellen Termine findet man unter www.kittyhoff.de.

 

Und was passiert dann, wenn Ihr die Tournee beendet habt?
Wir arbeiten schon parallel zur Tour an neuen Sachen. Im Frühjahr spielen wir noch ein paar Mal "Zuhause" und dann werden wir sehen. Ich weiß noch nicht, wann genau ein neues Album in Sicht ist, aber wir haben auf jeden Fall schon neue Sachen da. Länger kann man das ja auch nicht auswalzen, so eine Tour. Maximal Frühjahr und Herbst und so, wie wir das jetzt hatten, das darauf folgende Frühjahr, aber dann kann die Booking-Agentur auch nicht mehr viel machen. Ich finde das immer schade, dass das nicht so lange währt, denn wenn man überlegt, wie lange man an diesen Liedern arbeitet. Dann schmeißt man das eben runter und es ist passé. Die Scheibe ist ja alt, schon zwei Jahre...

 

Aber man kann ja auch, wenn man ganz viel Material hat, einfach alles spielen, was einem so einfällt ohne auf den Zeitgeist zu achten und sagen: Mir doch egal, ich bin Kitty Hoff, und die präsentiere ich auch mit den Liedern, die mir gefallen.
Auf der Bühne mache ich das ja so. Es sind ja auch eher die Veranstalter, gar nicht so sehr die Leute, die sagen, wir brauchen erst mal wieder etwas Neues. Und dann nennt man es vielleicht auch einfach anders. Dann nennt man es neu und spielt dann doch die Sachen, die man schon beim letzten Mal gespielt hat. Wenn es zwei Jahre her ist, kann man sich das doch auch wieder einmal anhören.

 

Anders wäre es vielleicht, wenn man zwanzig Jahre lang immer dasselbe spielt und nichts Neues mehr macht, das wäre wohl eher schlecht.
Das sollte man wohl eher nicht machen. Die Gefahr besteht ja auch nicht. Aber ich bin nicht jemand, der jeden Tag einen Song schreibt. Ich finde, das sind schon immer anstrengende Monate. Ich finde das nicht so einfach. Vor allem die Texte. Auf Deutsch. Wenn das nicht zu blöd klingen soll, dann muss man sich schon mal etwas länger daransetzen. Musik geht immer schneller.

 

Und worum wird es gehen in Deiner nächsten Scheibe?
Da gibt es eigentlich keine Richtung und das habe ich auch aufgegeben, dass jede CD eine bestimmte Richtung haben muss. Ich mach einfach. Das ist schon eher ein Anspruch von mir, dass es authentisch sein soll. Das finde ich besser als ein Konzeptalbum. Das wird dann also eher querbeet. Da kann sich immer noch alles verändern. Dass man die Songs dann ganz anders macht.

 

006 20130307 1555476013Oder ganz andere Songs?
Ja, eben. Aber dafür braucht man natürlich sehr viel Futter.

 

Man kann ja verschieben auf die übernächste Platte.
Da müssen wir erst mal gucken. Aber na ja, sonst machen wir die selber, wenn die Plattenfirma das nicht mehr macht.

 

Das ist auch so ein Trend im Augenblick.
Ja, nur... ich habe gerade heute von einem gehört, der war Bassist bei den "Einstürzenden Neubauten" und ist jetzt im Verband der unabhängigen Musikunternehmen oder so ähnlich. Und der sagte auch noch mal, dass man nicht unterschätzen darf, was so eine Plattenfirma alles macht, gerade was den Vertrieb angeht oder eine Radiobemusterung, so dass die Leute dort zumindest den Namen schon mal gehört haben. Wenn man das selber machen will, geht das eigentlich nicht, denn du wirst ja dann nicht mehr gehört und auch nicht ernst genommen. Und wenn du jemanden anstellst, der diese Kontakte hat, der kostet auch eine Menge Geld. Den Vertrieb darf man nicht unterschätzen und die Pressung zum Beispiel wird ja auch von der Plattenfirma bezahlt. Gut, der Vorschuss, das ist ja nicht mehr viel, damit kann man kaum mehr produzieren.

 

Dann bedanke ich mich ganz herzlich, Kitty Hoff, für dieses Interview und wünsche noch einen erfolgreichen zweiten Teil der Tournee.
Ich danke auch.

 

Interview: Andreas Hähle
Bearbeitung: kf, cr
Fotos: Pressematerial und Privatarchiv Kitty Hoff, Dietmar Meixner
 
 

   
   
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