Was macht eigentlich ...

 

Stefan Waggershausen

 


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Stefan Waggershausen ist ein mit vielen Preisen (Goldene Europa, Deutscher Schallplattenpreis, RSH Gold, div. Goldene Schallplatten und viele mehr) ausgezeichneter Musiker, der es versteht, mit jeder seiner Veröffentlichungen für Überraschungen zu sorgen. Nie ist irgendwo ein Stillstand zu entdecken - immer ist Waggershausen auf der Suche nach neuen, zündenden Ideen für seine Musik. Es ist ihm stets gelungen, sie zu finden! Auf seinen Alben tummeln sich viele Gäste, u.a. Ofra Haza, Viktor Lazlo oder die Italienerin Alice. Seine Arbeiten werden von Publikum und Kritikern gleichermaßen geschätzt. Der erste Kontakt zu Stefan fand für Music-Pleasuredome im Jahre 2006 statt. Aus einem Interviewpartner wurde schnell ein "Berater" und "Tippgeber", und der Kontakt riss nicht ab. Das damals entstandene Interview lag bisher im Archiv, und ich war der Meinung, dass Stefan prima in unser Magazin passt. Darum rief ich ihn an und fragte ihn, ob wir das Interview aktualisieren würden. Seine spontante Zusage machte dieses neue "Rauchzeichen" möglich. Seine Anhänger warten nun schon 11 Jahre auf ein neues, komplettes Studio-Album. Wird es da bald etwas Neues geben? Was macht Stefan derzeit? Wie geht es ihm? Die Fans im Lande stellen sich viele Fragen, seitdem Stefan mehr im Hintergrund als auf der Bühne arbeitet. Seine Antworten zu meinen Fragen könnt Ihr jetzt hier nachlesen...
 

 

Hallo Stefan, ich hab Dich mal wieder im Studio erwischt. Womit bist Du gerade beschäftigt?
Ich bin in diesen Monaten verstärkt mit diversen Studio-Projekten beschäftigt. Zum Beispiel mit Produkionen für die ZDF/KiKa-Sendung "Siebenstein", aber auch mit Songwriting und Produktionen für andere Musiker-Kollegen.
 
 

Die letzte Veröffentlichung von Dir war eine Best of, und das ist nun auch schon wieder vier Jahre her. Ist demnächst wieder mal mit einem komplett neuen Album von dir zu rechnen?
001 20121203 1003577961Stimmt, die letzte CD war 2004!! Ich würde in dem Zusammenhang das Album "Unterm Cajunmond" (2004) nicht unbedingt als Best of-Album bezeichnen. Dafür waren zu "spezielle" Songs auf der Compilation! Für mich war das mehr so 'ne Art Wiederveröffentlichung der "Louisiana-Songs", die ja damals - 2004 - nicht mehr im Handel waren. Diese waren garniert mit einigen neuen, noch nicht veröffentlichten Liedern. Natürlich schreibe ich weiter eigene Songs, und ich bin in der Sache auch immer wieder mal mit ein paar meiner alten "Musik-Buddies" im Studio. Ob und wann immer diese Titel veröffentlicht werden, steht in den Sternen. Da kann ich nichts Konkretes zu sagen. Ich bin noch zu sehr in der Songwriting-Phase. Aber schau'n wir mal, wie's im Spätsommer/Herbst so aussieht.

 

Da gab es ja auch noch die "Duette & Balladen", die kurz davor erschienen ist...
Mein sogenanntes "Back-Material", also meine alten Songs aus den 80er und 90er Jahren, war nach der Trennung von der Record-Company ja nicht mehr im Handel erhältlich. Das war sozusagen das Motiv, 2003 und 2004 die beiden Motto-Alben "Duette & Balladen" bzw. "Unter´m Cajun-Mond" zu veröffentlichen. Einfach, um die Songs wieder öffentlich verfügbar zu machen. Ich habe die jeweiligen Songs dazu selbst zusammengestellt und auch in den alten Photo-Kisten gewühlt, um so ´ne gewisse Atmosphäre nicht nur akkustisch, sondern im Booklet auch bildlich, wiederzugeben. Auf beiden Alben sind jeweils ein paar brandneue bzw. unveröffentlichte Lieder. Soll zeigen: Der Mann hat´s noch nicht verlernt!

 

Du bist in Friedrichshafen am Bodensee aufgewachsen. Warst du damals schon musikalisch aktiv? Was hat der ganz junge Stefan Waggershausen gemacht?
Ich war am Gymnasium in Friedrichshafen. Ich habe ziemlich viel Sport getrieben (Fussball, Leichtathletik) und war musikalisch in diversen Schüler-Bands unterwegs. Da gibt es im übrigen ja auch den Song "Sie haben uns geimpft gegen Rock´n Roll", der diese Bodensee-Zeit Revue passieren läßt.

 

In den frühen 70er Jahren bist du dann nach Berlin gezogen und in all der Zeit deiner bunten Karriere weit rumgekommen. Inzwischen wohnst du wieder in Süddeutschland. Warum bist du weg aus der großen Stadt?
Nach dem Abitur und einem kurzen Aufenthalt in Tübingen zog es mich nach Berlin, weil ich diese Stadt einfach faszinierend fand - und immer noch finde! Irgendwann bin ich eben wieder zurück in den "Tiefen Süden" an den Bodensee. Den Kontakt zu meinen alemannischen Heimat-Wurzeln hatte ich eigentlich nie verloren, genauso wie ich jetzt immer noch - bildlich gesprochen - einige Koffer in Berlin habe. Ich bin wohl eine Art Wanderer zwischen beiden Welten.

 

waggtouche 20121203 2041946290Vor etwas über 30 Jahren erschien deine erste LP "Traumtanzzeit". Zwischen deinem Debüt und der LP "Hallo Engel" (1980) liegen sechs Jahre. Was hast du in der Zeit dazwischen gemacht?
Das Debüt-Album "Traumtanzzeit" (1974/1975) war ja nun nicht unbedingt von grossem Erfolg gekrönt, auch wenn es bei seiner Wiederveröffentlichung im Jahre 1982 doch noch einige Beachtung fand. In der Zeit danach habe ich 1976 Psychologie studiert. Das Studium habe ich auch abgeschlossen. Zwischen 1976 und 1980 war ich Moderator der Rundfunk-Sendung "SF-Beat" beim SFB Berlin, und ich habe Songwriting für andere Kollegen gemacht. Irgendwann hatte ich dann 1979 wieder einen Platten-Deal, und diesmal hat einfach alles gestimmt: Songs, Team, Management, Company, Timing, usw. Man kann die Zeit nicht zwingen, irgendwann paßt es eben.

 

Deine ersten Alben haben dir den Titel "Sanfter Rebell" eingebracht; dein viertes Album hast du dann auch gleich so benannt. Du hast es schon immer verstanden intelligente Texte mit zeitgenössischer Musik zu verbinden. Wer sind deine Vorbilder?
"Sanfter Rebell" ist eine Zeile aus dem Song "Und der Teufel schaut mir über die Schulter" vom Album "Fang mich auf" (1981): "...ich war nie bei den Jägern, war mehr so´n sanfter Rebell.". Die Idee, mein 4. Album dann so zu nennen, kam nicht von mir, sondern - soweit ich mich erinnere - vom damaligen A&R Marketing Chef der Platten Company. Wahrscheinlich hab´n die gedacht, das paßt irgendwie zu mir. Kann sein, dass sie Recht hatten damals. Vorbilder im eigentlichen Sinne hatte ich nicht. Eher, lass es mich mal so sagen, waren das andere Musiker, Singer-Songwriter, die ich gut fand, deren Songs mir einfach gefallen haben, bsw. Dylan, Cohen, Kris Kristofferson, Jackson Browne, Lowell George. Aber eben auch die Musiker oder Bands aus meiner frühen Kindheit und Jugend, wie z.B. die Beatles, Stones, Kinks, usw... Wenn du damit aufwächst, hinterläßt sowas natürlich auch seine Spuren und prägt dich.

 

In deiner ganzen Zeit als Solo-Künstler waren immer mal wieder Gäste für Duette auf deinen Platten. waggervik 20121203 1860713762Neben Alice und Viktor Lazlo hast du auch zusammen mit der inzwischen schon verstorbenen Ofra Haza einen Song aufgenommen. Mit wem würde es dich reizen, noch mal so ein Duett einzuspielen? 
Du hast Maria Conchita Alonso vergessen, mit der ich "Bienvenido a Salome" in L.A. aufgenommen habe. Nun, jedes Duett hatte seinen eigenen Reiz, seinen eigenen Charme. Um da erfolgreich zu sein, muss so ein Duett immer eine ganz besondere, ganz eigene Magie entfalten. Ich glaube, das ist uns mit den Werken "Zu nah am Feuer", "Jesse", "Das erste Mal tat´s noch weh", "Jenseits von Liebe" oder eben auch "Salome" gelungen. Übrigens habe ich auch mit Achim Reichel mal so ´ne Art Duett-Song produziert; 1985 den Titel "Mr. Troubleshooter". Aber, das Stichwort "Magie" ist ja bereits gefallen... Und - vor allem - du mußt erst den richtigen Song haben, und dann würde ich auch über die richtige Lady nachdenken. Mal schau´n.

 

Stefan Waggershausen ist ein echtes Multi-Talent: Du hast nicht nur selbst gesungen und für dich Musik geschrieben. Laut deiner Vita hast Du Filmmusiken gemacht und für andere Künstler Songs geliefert. Für welche Filme hast du komponiert und für welche anderen Künstler hast du Songs geschrieben?
Bsw. Tatort "Schimanski´s Waffe" oder "Deserteure". Und auch mal bei der einen oder anderen Serie. Momentan schreibe ich die Songs zur ZDF und KiKa Kinderserie "Siebenstein". Im Rahmen des Musikmärchens "Wolke 7" haben diverse Künstler, wie bsw. Nena, Die Prinzen, EAV, Loona, Ingolf Lück, Till Brönner, Enie van de Meiklokjes, Laura, Michael Schanze, Wolfgang Fierek, die 3. Generation, usw., Songs von mir interpretiert, und das war übrigens durch die Bank sehr toll!!! Die Zusammenarbeit mit diesen Kollegen war mir eine Ehre und Vergnügen. Auch für Wolfgang Petry, Ingrid Peters, Peter Kraus, Etta Scollo und diverse andere hab ich im Laufe der Jahre schon mal Lieder geschrieben. So genau weiss ich das nicht mehr.

 

Wieviele Goldene Schallplatten/CDs hast du eigentlich bis jetzt gesammelt?
Ich habe z.B. für "Hallo Engel" und "Herzsprünge" je eine bekommen.

 

In den 90er Jahren bist du für die Produktionen deiner Alben sehr oft nach Amerika "ausgewandert". Wie kam es dazu? Was waren die Gründe für die "Lousiana-Aera"? 
waggerhock 20121203 1173099502Bereits auf dem 75er Album "Traumtanzzeit" ist der Song "Träum nicht mehr von New Orleans" enthalten. Das Thema scheint mich also schon in meinen "Pfadfinder-Jahren" fasziniert zu haben! Und irgendwann Ende der 80er Jahre hab ich dann die Musik aus dem "Jambalaya-Land", aus dem Cajun-Country in Louisiana endgültig für mich entdeckt. Diese Musik animiert einerseits erbarmungslos zum Tanzen, und du bist extrem gut drauf dabei. Auf der anderen Seite kann sie zu ihrem 6/8-Takt auch brutal sentimental sein. Kommt mir alles entgegen! 1992/1993 habe ich das erste Mal etwas damit experimentiert, allerdings in sehr limitiertem Mass. Auf ´ner Willy de Ville-Tour, nach einem Konzert im Münchner Cirkus Krone-Bau, hab ich Zachary Richard, Cajun-Ikone am Knopf-Akkordeon, kennengelernt. Ich hab ihn gefragt, ob er nicht ein paar Takte mal auf ´nem Song von mir spielt. Das hat er am anderen Tag im Studio bei "Silberzungenteufel" getan. Und 1994, 1995 und 1996 bin ich dann selbst nach New Orleans und nach Süd-West-Louisiana gefahren und habe dort etliche Songs aufgenommen. Allerdings sind das keine puristischen Cajun-Songs - von "Huckleberry Finn" und "Wanderherz" mal abgesehen - sondern es handelt sich beim "Louisiana"-Album eher um eine Art Verschmelzung von diversen musikalischen Kulturen, aufgenommen im Mississippi-Delta. Aber, ich kann davon jetzt endlos erzählen... und Musik, naja, kann und soll man nicht erklären, sondern hören, ok?

 

Du hast dich Ende der 90er teilweise anderen Projekten zugewandt, wie z.B. dem Musikmärchen "Wolke 7". Erzähl uns bitte etwas über dieses Projekt.
Ich habe mich 1997 vom "operativen" Musikgeschäft verabschiedet. Soll heißen: ich habe mich aus der ersten musikalischen Frontlinie zurückgezogen, war medienmäßig nicht mehr präsent - bis auf ein paar Ausnahmen. Allerdings war ich natürlich weiter sehr aktiv, siehe bsw. "Wolke 7 - Das Musikmärchen". Das Schreiben dieses Projektes, von den Songs über die Story bis zum Produzieren hat sicher allein schon fast zwei Jahre beansprucht. Hat sich aber gelohnt, auf das Projekt bin ich schon stolz. Nähreres dazu kann man auch auf www.waggershausen.de erfahren.

 

waggersw1 20121203 1818271941Zuletzt hattest du einen Job bei der GEMA übernommen und warst dort sogar im Aufsichtsrat. Ist der Job am Schreibtisch genauso spannend wie der am Mikrophon?
Klarstellung: Ich habe keinen "Job" und auch schon gar nicht irgendeinen Schreibtisch bei der GEMA übernommen! Es ist einfach so, dass alle drei Jahre die Kollegen einen sogenannten Aufsichtsrat wählen, der ehrenamtlich tätig ist, seine Erfahrungen aus dem Musik-Business miteinbringt und die Interessen aller Autoren (Komponisten, Textdichter) und Verlage wahrnimmt. Ich hatte die Ehre, diesem Gremium anzugehören, aber sei sicher, dass ich deshalb nicht zum Funktionär oder Schreibtischtäter mutiert bin.

 

Beobachtest du die aktuelle Musiklandschaft noch intensiv? Was macht für dich den Unterschied in der Musik aus, wenn du z.B. die 80´er mit der heutigen Zeit vergleichst?
Klar beobachte ich das. Die heutige Musik ist meines Erachtens etwas "technokratisierter", rhythmischer angelegt. Der musikalische Zeitgeist sagt ja auch immer etwas über die dazu gehörende Gesellschaft aus. Im übrigen hat sich für mich persönlich - in meiner Einstellung zur Musik - im Vergleich zu den 80ern gar nicht so viel geändert. Es gab damals Sachen, die fand ich toll und mit anderen konnte ich wiederum gar nichts anfangen. Und das ist heute genauso.

 

Was hörst du persönlich gerne? Was findet man, wenn man sich in deinem CD Schrank umschaut?
Mein Musikgeschmack hängt von meiner jeweiligen Tages- oder Nachtform ab. Und du darfst ausserdem davon ausgehen, dass meine CD- und Vinyl-Abteilung hinsichtlich der verschiedenen Musikstile ziemlich massiv und breit gefächert ist.

 

Ich möchte mich herzlich für deine Zeit und dieses Interview bedanken. Möchtest du selbst noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Ansonsten, alles Gute und... der Beat schlägt weiter!

 

 

Interview: Christian Reder
Fotos: Stefan Waggershausen privat, Pressematerial Künstler + Plattenfirmen Ariola, Polydor

 

 

 

   
   
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