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Thomas Szalaga (Ace Cats)

Interview aus Januar 2007

 

Anfang der 80er fand man in den Charts eine ganze Menge Musikrichtungen, szaliheute 20121120 1493825631z.B. New Wave, New Romantic und NDW. Dank dieser paradisischen Verhältnisse, was das musikalische Angebot in den Hitparaden betraf, hatte auch Rockabilly die Chance, erfolgreich zu sein und gespielt zu werden. Die ACE CATS waren ein Vertreter dieses Genres. Die Mädels im Petticoat, die Herren ebenfalls in Retro-Klamotten und mit damals typischer Tolle... So traten sie auf, präsentierten den Deutschen Musikfans ihre Kunst und waren das einheimische Gegenstück zu Shakin' Stevens und den Stray Cats. Ihre erste Platte war noch in Englisch, doch schon die zweite LP brachte den Damen und Herren der "Katzen" große Aufmerksamkeit ein. Ihre erste deutsche Single mit dem Titel "Heut Nacht" stieg auf Platz 40 der Airplaycharts ein. Die zweite Single mit dem Titel "Linda" brachte es bis auf Platz 17 der Deutschen Single Charts, hielt sich dort 12 Wochen lang und verschaffte der Band Besuche in der ZDF Hitparade, wo sie den ersten Platz belegten, und anderen TV-Sendungen. Was die Single-Charts des Landes betrifft, so war "Linda" der einzige kommerzielle Erfolg der Band. Es folgten jedoch noch weitere Singles bis 1985 (z.B. "Gina", "Rockabella" oder "Du liebst mich"), die im Radio häufig gespielt wurden und der Band so weitere Airplay-Erfolge bescherten.
Nach 1985 verließen einige Musiker die Ace Cats und machten sich mit eigenen Projekten selbstständig (Thomas und Tina mit der Band "SHEBOP", Markus mit "Kreisler"). Offiziell hatte sich die Band aufgelöst. Ein paar der Musiker versuchten 1988 und 1989 unter dem Namen ACE CATS, nochmals einen Fuss in die Tür zu bekommen. Die beiden Singles "Süsse 17" und "Sheila" fanden bei den Fans jedoch keinen Zuspruch - wahrscheinlich wegen des krassen Stilwechsels vom Rockabilly zum Pop.
Das Comeback der ACE CATS - wie auf der Eingangsseite schon erwähnt - fand dann 1996 statt. Mit nur einer Single ("Immer wieder solo") und wenigen Wochen Medienpresenz war dies aber leider nur ein sehr kurzes. In einem Gespräch mit Thomas Szalaga am 19.01.2007 haben wir nachgefragt, was in der Zwischenzeit passiert ist und wie es mit einem weiteren Comeback aussieht.


 
 
Hallo Thomas! Was machst Du heute so?
Ich arbeite seit fast 10 Jahren als Musiklehrer und Theaterpädagoge an der Jugendkunst-Schule in Unna und auch an verschiedenen anderen Schulen im Kreis Unna. Im Augenblick arbeite ich sehr viel im Bereich Sprachförderung für Kinder, die nicht gut Deutsch sprechen können, also überwiegend für ausländische Kinder. Ich bereite mich gerade für eine Unterrichtsstunde am Nachmittag zum Thema "Afrika" vor.
 
 

Luitger Fräger und Du waren Gründungsmitglieder der ACE CATS. Wie habt Ihr Euch damals kennengelernt?
Wir haben uns auf der Fachoberschule für Design in Dortmund kennengelernt.

 

Ihr habt dann 1980 Eure Band gegründet, die ursprünglich ALLEY CATS hieß. Warum wurde der Name dann in ACE CATS geändert?
Weil es in Amerika eine Punk-Band gab, die genauso hieß. Die Band war zwar relativ unbekannt, aber aus rechtlichen Gründen durften wir den Namen "Alley Cats" nicht verwenden. Markus hatte dann die Idee, uns in "Ace Cats" umzubenennen. Er hatte sich überlegt, das ganze zum Thema zu machen, und da auch ein paar Symbole zu verwenden. "Ace" heißt ja übersetzt Ass. Wir vier Jungs waren dann die Asse und die zwei Mädchen waren die beiden Joker. Das war seine künstlerische Idee zu der ganzen Sache.

 

Welche Idee stand hinter den Ace Cats? Welche Ziele habt Ihr damals gehabt?
Wir wollten einfach Rockabilly und Rock'n'Roll spielen, und das ziemlich ursprünglich. Das hat sich später so ein bisschen verändert, weil wir uns von den anderen Rockabilly-Bands unterscheiden wollten. Wir wollten unseren eigenen Weg gehen und hatten die Idee, deutsche Texte zu machen.

 

Zwei Jahre nach Bandgründung entstand die erste LP mit dem Titel "Cat Talk", mit eigenen Titeln von Dir, sowie Cover-Versionen. Wie ist diese Platte entstanden und wie kam es zum ersten Plattenvertrag?
Wir hatten immer das Ziel, viele eigene Stücke zu machen und nicht nur zu covern. Irgendwann lernten wir dann das Management "Energie" aus Herne kennen, die mit uns eine Platte machen wollten. Daraufhin haben wir uns hingesetzt und einige unserer Lieblingsstücke ausgesucht, die wir spielen wollten, und jeder von uns hatte auch den Job, ein paar eigene Stücke zu schreiben. So ist dann die Mischung aus eigenen und gecoverten Stücken, und unsere erste Platte enstanden. Das Ergebnis ist nicht ganz so toll, wie wir uns das vorgestellt haben. Das lag aber auch daran, dass zu der Zeit in Deutschland keiner so richtig wußte, wie man so eine Musik aufnimmt. Dazu gibt´s so ein paar nette Anekdoten: Luitger hat da z.B. mit dem Kontrabass auf dem Klo vom Tonstudio gestanden, weil dort die beste Akustik war. Viele Sachen haben wir da ausprobiert und es war ganz witzig. Wir waren da ja noch ziemlich unerfahren, und der Tonmeister auch, so dass wir viel ausgetestet haben bis wir mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden waren. Wir haben am Anfang quer durch Deutschland ganz viel live gespielt und hatten dadurch auch schon eine ganz große Anhängerschaft. Wenn wir z.B. im Ruhrgebiet gespielt haben, kamen da immer ein paar Hundert Leute hin. Irgendwann wurde die Plattenfirma darauf aufmerksam, hat sich das angeschaut und sich gedacht: "Wer ohne Plattenvertrag schon so viele Zuschauer zieht, der wird mit Vertrag noch mehr Leute anziehen und viele Platten verkaufen". So kam es dann zu unserem Deal. Wir haben uns den also durch die vielen Live-Auftritte so ein bisschen erspielt.

 

An der LP hat auch Götz Alsmann mitgewirkt. Wie kam er denn zu den Ace Cats?
Wir haben am Anfang mit Götz viel Musik gemacht. Götz kommt aus Münster, und Markus hat damals dort studiert. Wir waren mit ihm befreundet, was wir heute immer noch sind. Götz machte Swing-Musik und wir machten Rockabilly, und wir haben in Münster und Umgebung viele Sachen zusammen organisiert, gespielt und sind aufgetreten. Es war so eine Art "Rock'n'Roll Paket", als das wir zusammen auf die Bühne gegangen sind. Wir haben ihn dann gefragt, ob er Lust hat, auf der Platte Akkordeon und Piano zu spielen. Das hat er dann auch gemacht.

 

Diese Platte war noch komplett in Englisch. Das nächste Album "Katzen tanzen durch die Nacht" wurde dann in Deutsch gemacht. War die NDW auch ein Grund für den Sprachenwechsel?
Wir hatten mit der Neuen Deutschen Welle nicht so wahnsinnig viel zu tun, waren in der Zeit natürlich drin. Wir haben uns damals eigentlich nur überlegt, was man tun könnte, um sich von der englischsprachigen Rock'n'Roll-Welt zu unterscheiden. Das war der Hauptgrund.

 

Besagte zweite Platte wurde u.a. auch von Gerhard "Barny" Murphy produziert, der mit seiner Spider Murphy Gang selbst sehr erfolgreich war. Wie kam es dazu, dass er einige Eurer Songs produziert hat?
Wir hatten vorher schon mit der Spider Murphy Gang zusammen gespielt. Wir sind über unsere Plattenfirma (CBS) an ein Tonstudio in München gekommen, das damals ziemlich angesagt war. Da nahmen z.B. die Spider Murphy Gang, Münchener Freiheit und Sandra ihre Platten auf. Der dortige Tonmeister, Armand Volker, war ziemlich gut, und die Plattenfirma hatte dann die Idee, da noch jemand Prominenten in die Produktion mit rein zu nehmen. Soviel hat Barny an der Platte nicht gemacht, das war mehr die Arbeit des Tonmeisters. Die Zusammenarbeit mit ihm war aber ganz nett.

 

Die Single "Linda" war ein großer Hit und ist heute noch immer ein oft gespielter Evergreen. Wie überraschend kam der Erfolg dieses Titels für Euch?
Eigentlich hatten wir schon mit der ersten Single "Heut Nacht" damit gerechnet, dass es ein Erfolg wird, denn wir fanden die Nummer ganz gut. Es war damals aber auch ein bisschen komisch mit der Abrechnungszeit der ZDF Hitparade, denn wir wären mit dem Titel schon fast in der Sendung gelandet. Das hat aber irgendwie nicht funktioniert. Mit "Linda" haben wir dann aber fest damit gerechnet, dass wir in die "Hitparade" kommen würden, und dass der Titel erfolgreich sein würde. Aber dass wir damit gleich den ersten Platz in Dieter-Thomas Hecks Hitparade belegen würden, damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Das war sehr überraschend, denn wir waren da große Außenseiter und noch relativ unbekannt.

 

Viele Fernsehauftritte und Live-Konzerte folgten. Ihr seid auch mal die Vorband zu Shakin' Stevens gewesen. Kannst Du Dich noch an dieses Konzert erinnern?
Das war der Auftritt in der Dortmunder Westfalenhalle. Wir hatten damals aber noch gar nicht diesen riesengroßen Erfolg, sondern waren mehr so ein kleiner Geheimtipp. Irgendwie hat es unser Management hinbekommen, dass jemand vom Shakin' Stevens Management unsere Musik zu hören bekam. Die fanden das klasse was wir machten, und auch dass wir als regionale Band schon bekannt waren. So ist es dazu gekommen, dass wir die Vorband wurden. So ganz genau weiß ich das aber nicht mehr, wie das damals alles abgelaufen ist.

 

Überhaupt waren Eure Live-Konzerte immer ein richtiges Happening. Auch die beiden Mädels haben mit ihren Tanzeinlagen (übrigens immer synchron, Anm. d. Red.) den Leuten eingeheizt. Wer war eigentlich für deren Choreographie verantwortlich?
Das waren die Mädchen selbst. Bei uns gab es eine Aufgabenverteilung, die eigentlich relativ gut funktioniert hat. Christian und ich haben die meisten Songs geschrieben, Markus hat die ganze künstlerische Geschichte gemacht, also Outfits, Präsentationen, Plattencover, etc., Luitger hat sich um die ganzen organisatorischen Sachen gekümmert, und die Mädels haben sich eben ihre Choreographie und ihr ganzes Auftreten überlegt.

 

Im Jahre 1985 wurde dann das dritte Album "Stundenlang im Fieber" veröffentlicht. Die Platte war genauso gut wie der Vorgänger. Was glaubst Du, woran es gelegen hat, dass die LP trotzdem nicht mehr so ein kommerzieller Erfolg wurde?
Wahrscheinlich hat es daran gelegen, dass die Platte nicht von so einer Hitsingle wie "Linda" getragen wurde. Wir haben uns ja immer ziemlich rasant verändert. Wenn man sich die Fotos aus der Zeit ansieht: Wir hatten in jedem Jahr ein vollkommen anderes Outfit. Heute wäre das aus Gründen des Marketing eine Katastrophe. Heutige Bands ziehen ihr Outfit fünf oder sechs Jahre durch, und wir hatten Spass daran ständig was anderes zu machen. Das war auch für die Fans nicht so einfach. Vielleicht war das auch mit ein Grund dafür.

 

Auch die Ace Cats haben 1989 mit einer neuen Besetzung nochmals einen Versuch gestartet, an erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen. Es blieb beim Versuch. Hast Du das damals verfolgt und wie hast Du deren Arbeit ohne Dich gesehen?
Nach der Auflösung der Ace Cats im Jahre 1985 gab es dann 1988 ein Comeback mit Luitger, Christian und Petra, und einem Sänger namens Ted Shansky. Die haben die beiden Singles "Süsse 16" und "Sheila" gemacht, die völlig gefloppt sind. Das hatte mit der Musik der Ace Cats nichts mehr zu tun.

 

Im Jahre 1996 kam es dann zu einem Comeback der ACE CATS. Wie lief das ab?
Die Plattenfirma hat uns angerufen und gesagt, dass sie unsere Alben auf CD rausbringen wollten. Sie fragten dann, ob wir nicht Lust hätten, nochmal eine kleine Tour zu machen. Zuerst haben wir gesagt: "Auf keinen Fall". Jeder von uns hatte sich inzwischen schon beruflich weiterentwickelt und war mit verschiedenen Dingen beschäftigt. Nach längerer Überlegung - und nachdem wir die Mädels gefragt haben, was sie darüber denken - haben wir uns dann doch entschlossen, das zu machen. Wir kannten mit Jürgen Weber auch jemanden, der unsere Songs gut singen konnte, und so kam es zur Reunion der Ace Cats. Für uns war klar, dass wir das nochmal ein Jahr lang machen würden, völlig ohne Erfolgsdruck, einfach nur aus Spass.

 

"Immer wieder solo" wurde dann auch wieder ein kleiner Hit und Ihr seid damit sogar ins Fernsehen eingeladen worden.
Genau, ja!

 

War damit zu rechnen, dass der Rockabilly-Sound der ACE CATS wieder so gefragt sein würde?
Ich glaube, dass diese Musik alle 10 Jahre mal wieder "in" ist. Das ist zwar ein blöder Spruch, aber es ist ja auch eine zeitlose Musik, die man eigentlich immer hören kann. Selbst heute ist ja wieder so ein bisschen die Rockabilly- und Rock'n'Roll-Musik angesagt. Ich warte immer noch auf das wirklich große Comeback der Rockabilly-Musik.

 

Sasha hat es mit seinem Projekt "Dick Brave and the Backbeats" ebenfalls probiert und war damit sehr erfolgreich...
Sasha steht ja auf diese Musik. Er ist übrigens ein alter ACE CATS-Fan. Man kannte ihn auch vorher schon als Sasha, und diese Geschichte war für ihn wohl nur sowas wie ein Nebenprojekt. Aber das ist dann wirklich gut für ihn gelaufen.

 

Eine weitere Single mit dem Titel "Lady Di" wurde dann noch veröffentlicht. Sie wurde aber wieder zurückgezogen. Warum?
Wir hatten die Platte gerade fertig, als Prinzessin Diana tödlich verunglückt ist. Das war - wie ich finde - eine sehr gute Single, und sie hätte ein großer Erfolg werden können. Das Thema des Songs war aktuell, der Text witzig und die Musik war richtig gut. Dann kam dieser Unfall und für uns stand fest: "Das kann man jetzt nun wirklich nicht machen".

 

Hast Du noch Kontakt zu Deinen Kollegen? Was macht der Rest der Ace Cats heute?
Luitger ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Markus wohnt jetzt in Köln und ist Maler. Er hatte eine Rock'n'Roll Band bei der ich als Gast auch schonmal mitgespielt habe. Er hat sich jetzt ein Haus gekauft und ein Atelier eingerichtet. Mit Tina bin ich noch zusammen. Sie ist Lehrerin an der Körperbehindertenschule. Petra und Christian sind mittlererweile getrennt.

 

Ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir für uns genommen hast, und die Antworten auf die Fragen. Möchtest Du noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Ich bin gespannt auf das Ace Cats-Special, was Ihr da gerade macht. Wenn es fertig ist, schaue ich mir das mal an.

 

Wie sind die anderen Musiker zur Band gestoßen?
Mit Christian, unserem Schlagzeuger, hatte ich früher zusammen eine Band namens "Apples". Das war eine Beat-Band. Ihn habe ich dann später zu den Ace Cats dazugeholt, weil ich wußte, dass er ein toller Schlagzeuger ist und wir zu der Zeit keinen vernünftigen hatten. Markus ist der Bruder von Luitger und kam so dazu. Die beiden hatten davor auch schon zusammen gespielt. Die zwei Sängerinnen waren mit uns befreundet.
 
 
Danach bist Du bei den ACE CATS ausgestiegen und hast zusammen mit Tina die Band SHEBOP gegründet. Immerhin drei CDs hat diese Band veröffentlicht. Wo lagen die Unterschiede zwischen den ACE CATS und SHEBOP?
Zum einen war SHEBOP eine Band mit einer Sängerin, und zum anderen sind wir musikalisch nochmal gut 10 Jahre zurückgegangen. Wir haben mehr Swing-Musik der 40er Jahre gemacht.
 
 
Jetzt sind 10 Jahre vorbei… Wie sieht´s mit einem weiteren Comeback der ACE CATS aus?
Ja, so'n bisschen was überlegen wir gerade, aber nichts unter dem Namen ACE CATS. Ein neuer Freund und Gitarrist hier aus der Gegend, Rolf Kaudelka, unser Schlagzeuger Christian und ich denken darüber nach, so eine Akustik-Rock'n'Roll- oder Rockabilly Band zu machen. Wir wollen ganz zurück zu den Anfängen der Alley Cats gehen, da waren wir ja auch nur zu dritt, mit Kontrabass und rein akustisch. Sowas werden wir vielleicht machen.
 
Interview: Christian Reder (für Music-Pleasuredome)
Fotos: Thomas Szalaga privat
 

   
   
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