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Metal-Bands gibt's in Deutschland viele. Ein großer Teil davon kommt über kleine und regionale Erfolge nicht hinaus. Andere haben deutschlandweit, wieder andere sogar international Erfolge vorzuweisen. ACCEPT ist z. B. so eine Kapelle, der Deutschland allein zu klein wurde. Auch RAGE haben schon Spuren im Ausland hinterlassen. In diese Reihe namhafter Gruppen darf sich auch die Hamburger Formation HELLOWEEN einreihen, die weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt und beliebt ist. Und das kommt nicht von ungefähr... Was vielen Bands des Genre Heavy Metal nicht gelang, nämlich Aufmerksamkeit auch in der Welt der Popmusik zu erlangen, ist HELLOWEEN in den 80ern passiert. Sie waren in allen namhaften Gazetten, TV- und Radiosendungen zu Gast, die sich mit Musik beschäftigen - und nicht nur im Metal-Bereich.001 20130111 1960983464 Ihre Platten stießen bis auf die vordersten Plätze der Single- und Albumcharts vor. Hier seien nur die beiden "Keeper Of The Seven Keys"-Alben (Part I und II) genannt, die auf Platz 15 bzw. Platz 5 der Charts landeten und der Gruppe Ruhm und Anerkennung auch von Vertretern anderer Genres zuteil werden ließen. Die Band ist inzwischen fast 30 Jahre alt und hat in der Zeit einige Höhen, aber auch Tiefen erleben müssen. Personelle Verluste wie die von Kai Hansen im Jahre 1988, die musikalische Krise Anfang der 90er oder den Tod von Gründungsmitglied und ex Drummer Ingo Schwichtenberg musste die Band wegstecken. Dagegen stehen aber Erfolge mit Platten und Tourneen und der Glücksfall, 1994 einen erstklassigen Sänger wie Andi Deris gefunden zu haben, der seit nunmehr fast 20 Jahren der Band nicht nur mit seinem Äußeren sondern insbesondere mit seiner Stimme ein Gesicht gibt. Von der Gründungsbesetzung aus dem Jahre 1984 sind nur noch Basser Markus Grosskopf und Gitarrist Michael "Weiki" Weikath dabei. Sie haben all das eben Erwähnte erlebt und stehen nun mit einer neuen Platte und der Ankündigung, bald wieder auf Tour zu gehen, in den Startlöchern. Darum haben wir uns mit "Weiki" einen der beiden Ur-Schwermetaller von HELLOWEEN eingeladen um über die Band, die neue Platte, die Tour und viele andere Dinge zu sprechen...
 

 

Eure neue CD steht in den Startlöchern. Es ist das 14. Helloween Album. Auf was können sich die Fans freuen, was erwartet sie, wenn sie die Scheibe in den CD-Player legen und zum ersten Mal hören?
Also, erst mal gibt's Geballer! Das Stück heißt "Nabataea" und ist ein langer, konzeptioneller Titel. Ein bisschen progressiv. Geschrieben ist es von Andi Deris. Zu "Nabataea" gibt's auch ein Video, das wir gemacht haben. Das ist das erste, was Du auf der neuen CD hörst. Ansonsten hat die Platte eine große Abwechslungsbandbreite. Es geht von links nach rechts, einmal durch alle Spielarten, die wir mit Helloween mittlerweile schon machen können. Es ist sehr abwechslungsreich und da scheiden sich auch die Geister. Die einen sagen, die Platte ist definitiv härter als die CD "7 Sinners". Andere Leute meinen "Ne, das klingt eher nach 'Better Than Raw' oder 'The Time of the Oath'", oder so. Ich sage, es erinnert mich manchmal sogar an "Keeper Of The Seven Keys - Part I". Mit anderen Worten: Man kann sich da herrlich die Köppe darüber einkloppen, was diese Platte ist. Eins ist aber klar: Sie ist sehr leicht zugänglich und leicht verständlich, was jetzt aber nicht heißt, dass sie zu plump, dämlich oder zu easy wäre. Das kann man darüber nicht sagen. Es ist schon ein nettes Paket und man kann froh darüber sein, wie das alles abgelaufen ist. Für mich wird es eine Zeit brauchen, bis ich selbst einen abgeschlossenen Eindruck von der ganzen Sache habe. Das ist für jemanden, der genau im Thema drin sitzt, schwierig. Das dauert immer seine Zeit, bis man sagen kann, "Die 'Straight Out Of Hell' ist für mich das und das..."

Wo habt Ihr das Album aufgenommen und wie lange habt Ihr dafür gebraucht?
Aufgenommen haben wir das Album bei Deris im "MiSueno"-Studio auf Teneriffa. Wie lange wir insgesamt gebraucht haben, weiß ich gar nicht. Irgendwas zwischen 3 und 5 Monaten. Ich bin da immer ganz miserabel im Daten merken. Ich kann nicht einmal sagen, wann wir damit angefangen und wann wir damit aufgehört haben. Obwohl: Aufgehört haben wir irgendwann Ende August. Aber wann wir angefangen haben, weiß ich echt nicht mehr (lacht). Ich kann mir noch nicht einmal merken, wann die letzte Tour zu Ende war....

Das war im Herbst 2011 in St. Petersburg...
Ok, das wusste ich schon nicht mehr. Ich kann mir sowas nicht merken. Ich habe so viele Daten im Kopf.

Es ist auch zu lesen, dass bei der Produktion auf sämtliche Hilfe seitens Computertechnik verzichtet wurde. Wie kann man sich den Entstehungsprozess dieser Scheibe vorstellen? Wie ist "Straight Out Of Hell" entstanden?
Na ja, so ganz stimmt das nicht. Sagen wir mal so: Wir haben da alle Hilfsmittel des Computers eingesetzt. Wir haben z. B. einen Clicktrack entworfen, der auf dem Spiel von Dani (Daniel „Dani“ Loeble, Anm. d. Red.) basierte. Er hat sich auf die Aufnahmen sehr gut vorbereitet und die Drums nach seinem Empfinden gespielt. Dani ist ja auch ein ziemlich geradliniger Weltklasse-Trommler, und aus seinem Spiel heraus wurde der Clicktrack für die Band entwickelt, und das ist am Computer passiert, denn darüber lässt man ihn - wenn nötig - auch ablaufen. Wenn es darum geht, dass Du als Musiker genau auf dem Punkt bist, ist es gut, wenn Du so einen Clicktrack hast. Ansonsten wird im Studio nur zu den bereits aufgenommenen Drums gespielt. Ich finde, das hört man auch. Es ist alles reichlich locker und natürlich im Vergleich zu dem, was man mit einem Clicktrack hätte machen können oder wie genau man alles hätte setzen könnte. Unser Produzent Charlie Bauerfeind wollte das alles ein bisschen rougher und offener habe, und so, dass es harmonischer klingt. Die Frequenzen und das alles sind ja anders und darum sag ich auch, dass mich "Straight Out Of Hell" vom Soundeindruck her ein bisschen an die "Keeper of the seven keys - Part I" erinnert.

002 cd 20130111 1166085768Mit Computertechnik meinte ich auch mehr die Instrumente, also dass auf der Platte ein echtes Schlagzeug und kein Drumcomputer zu hören ist. Oder dass da eine echte Gitarre und ein echter Bass zu hören sind, und dass diese Instrumente nicht von der Festplatte kommen...
Ach so... Ja, natürlich! Die Instrumente wurden von uns allen selbst eingespielt.

Wenn ich das richtig gelesen habe, ist jeder von Euch an den Songs beteiligt, d. h. jeder von Euch hat Songs beigesteuert, richtig?
Na ja, der eine hat mehr Titel beigesteuert, der andere weniger. Ich habe für das Album z. B. zwei Titel gemacht. Markus und Sascha haben auch zwei oder drei beigesteuert. Genau weiß ich das jetzt nicht. Hätte ich die Titelliste jetzt vor mir, könnte ich sagen, wer wie viele Songs gemacht hat. Die meisten Songs hat Deris aber wieder gemacht. Aber darum geht es bei uns auch gar nicht. Wenn ich so Sachen höre wie "Far From The Stars"... Da habe ich schon beim Demo gesagt, "Ja, das ist es! Super!" Ich hätte den Chorus bei dem Stück auch nicht anders gemacht - nicht besser oder schlechter. Oder bei "Make Fire Catch The Fly", das Deris gemacht hat, gibt es auch einen Chorus, den hätte ich auch nicht anders haben wollen. Das ist ja das Geile! Deris hat das auch schon mal in einem Interview gesagt: Wenn Du nur einen oder zwei Leute in einer Band hast, die Songs schreiben, und die machen immer das gleiche oder denen fällt mal nichts oder nur langweiliges Zeug ein, dann hat die ganze Band ein Problem. Und das ist das Geile bei Helloween, dass bei uns vier Leute sind, die was machen und man hat so eine große Auswahl aus all dem Material. Wir hatten für das neue Album weitaus mehr Titel, wie am Ende drauf gekommen sind. Aber der Auswahlprozess ging recht schnell. Wir waren uns da sehr schnell einig, was auf das Album kommt, was Bonustrack oder was B-Seite wird. Für unseren Produzenten Charlie war das eine recht unstressige Produktion. Er hat am Ende auch gesagt, "Wenn jede Produktion so wäre, dann wäre ich froh!" Die Produktion des Albums "7 Sinners" war z. B. das Gegenteil von einfach. Aber nur, weil dieses Mal alles so leicht ging, muss das nicht heißen, dass die neue Platte eine verkommerzialisierte und langweilige Scheibe wird. Ganz im Gegenteil. Jeder von uns konnte richtig geil entspannt aufspielen, und das ist - so glaube ich - auch hörbar.

Du selbst hast gerade schon gesagt, dass Du zwei Songs beigesteuert hast. Eins davon ist das Stück "Burning Sun". Auf der limitierten Auflage Eures Albums soll es eine spezielle Version mit Hammond Orgel, in Gedenken an den 2012 verstorbenen Deep Purple-Tastenmann Jon Lord, geben.
Das stimmt, ja...

Wie kam es zu dieser speziellen Version?
Das kam durch Matthias Ulmer, dem Keyboarder der Gruppe ANYONE'S DAUGHTER. Er steuert seit dem Album "Gambling With The Devil" Material für unsere Platten bei. Der Typ ist ein musikalisches Genie. Er hatte die Keyboards und die Special Effects für den Song "Burning Sun" schon vorab aufgenommen und uns als eMail zugeschickt. Auf diesem File waren die Keyboard-Sounds ein bisschen lauter als es eigentlich der Fall wäre, eben damit man genau hören konnte, was er da gemacht hat. Er hat z. B. auch Weltraumeffekte eingebaut, wie man ja auch hören kann. Die sind auch sowas von clever getimed. Ich habe mir das ein paar Mal angehört und war begeistert, wie er die Effekte wieder gesetzt hat. Das geht da echt ums Detail. Er hatte bei diesem File schon eine Menge Hammondorgel drauf, so dass mich das alles stark an DEEP PURPLE und RAINBOW erinnerte. Vor allem auch das Riff, das ich da spiele. Da kam mir die Idee, und ich habe unseren Produzenten Charlie fragte, ob wir davon nicht zusätzlich noch eine spezielle Hammond-Version machen können. Genauso wie bei DEEP PURPLE sollte es sein, mit Hammond links und Gitarre rechts. Das ist Extra-Arbeit, die er machen musste, und man musste auch erst mal sehen, ob andere daran Interesse haben. Schließlich ist das auch eine ziemlich eigensinnige Idee, Du hast da eine Gitarre und eine Hammondorgel. Was ist dann mit den anderen Musikern von Helloween? Es hätte ja auch sein können, dass die sagen, "Hör mal auf mit Deiner Hammondorgel-Kacke!" Das ist aber alles positiv und echt gut gelaufen, und ich finde diese Version obergeil!

Habt Ihr dafür so richtig die Hammond Orgel ausgepackt und eingespielt?
Ja, natürlich! Der Ulmer hat bei sich zu Hause eine voll funktionsfähige und originale Hammondorgel stehen und hat die Parts darauf gespielt. Und dass er darauf auch richtig gut spielen kann, wusste ich schon vorher und man konnte es auf den ursprünglichen Aufnahmen zu "Burning Sun" sehr gut hören. Aus diesen vorab aufgenommenen Parts wurde ja auch die Idee zu dieser speziellen Version geboren. Da lag die Idee einfach nahe. Ich habe ihn gefragt, "Sag mal, kannst Du Dich in Jon Lord versetzen und es für unseren Song versuchen so zu machen wie er?" Man hätte ja auch jeden anderen Tastenmann hernehmen können, z. B. Tom Scholz von BOSTON, aber er sollte ja gerade Jon Lord nachempfinden. Und das hat er gemacht.

Und warum ist sie nicht auch auf der Standard Version Eures Albums veröffentlicht worden und nur auf dem limitierten Teil?
Das ist halt ein besonderer Leckerbissen, wenn Du Dir die Special Edition holst. Ansonsten hast Du klarerweise die normalen Titel, so wie sie sind. Das ist jetzt eben ein Anreiz für Sammler, dass da ein bisschen was Besonderes ist. Das Stück war ursprünglich auch für den asiatischen Markt gedacht. Vom Timing her hat das aber nicht so ganz hingehauen, sonst hätte man es vielleicht auch noch mit auf die Single packen können. Die Asiaten fahren darauf ja richtig doll ab. Asiaten mögen sehr gerne Hammond-orientierte Musik, es gibt dort auch große DEEP PURPLE-Fans. Dieses Stück ist auch dazu gedacht, um die Verkäufe in Asien anzukurbeln. Dort ist es auch so, dass viele Sachen viel früher erscheinen, weil sie später mit der Import-Schwemme zu kämpfen haben. Die Importe werden dort um einiges günstiger angeboten. Die kosten dort etwa nur ein Drittel von dem, was in Japan der gängige CD-Preis ist. Deswegen müssen die sich dort immer spezielle Aktionen ausdenken, dass es für den Fan plausibel ist, dreimal mehr für das einheimische Produkt zu bezahlen als für die etwas später erscheinenden internationalen Pressungen. Das läuft dort alles ein bisschen anders und die dortigen Charts werden von sowas auch extrem beeinflusst. Das fließt nicht in die Local-Charts ein, wenn die Leute dort massenhaft Importe kaufen.

Das ist ja hier nicht viel anders. Womit wir schon bei den verschieden Versionen des Albums wären. Wird es auch eine Vinyl-Ausgabe geben?
Ja, natürlich! Das haben wir schon wieder längere Zeit laufen. Allein schon deshalb, weil ich schon immer gern Vinyl-Versionen unserer Platten hatte. So fing das bei uns ja auch an. Wir haben angefangen Musik zu machen, da gab es noch gar keine CDs. Die erste Platte, die von uns auf CD erschien, war "Walls Of Jericho". Das wurde damals noch auf einem Videorecorder und einem PCMCIA-Prozessor gemastert. Das war abenteuerlich. Auch Dani ist ein großer Vinyl-Liebhaber, der Schallplatten sammelt und diese dann auch gerne auf einem Plattenspieler anhört. Es ist meistens so, dass Musik auf Vinyl ungleich besser als auf CD klingt. Manche klingen leider aber auch fast identisch, wie z. B. bei unserem Album "Gambling With The Devil". Da klingt die Vinyl-Scheibe fast genauso wie die CD. Da kommt es sicher auch ein bisschen auf's Equipment an. Du kannst vom Plattenspieler natürlich noch mehr Bässe reindrehen, wenn Du möchtest, und das verhält sich dann schon anders, als wenn Du es von der CD hörst. Aber die Signale auf der "Gambling With The Devil" sind sehr ähnlich. Da war ich schon ein bisschen enttäuscht, denn ich wollte das Stück "The Saints" schon gern in voller Vinyl-Gigantomanie hören, aber leider klang der gar nicht anders als von CD.

Womit beschäftigt Ihr Euch inhaltlich bei dieser Platte?
Es geht natürlich wieder mal um "Greif Dir die Freiheit" und andere Zusammenhänge, aber in dem Sinne um nichts Konzeptionelles, was Du so über einen Kamm scheren könntest. Es gibt verschiedene Thematiken, die von Titel zu Titel behandelt werden. Was - glaube ich - interessant sein könnte, und was auch oft gefragt wird, ist der Inhalt von "Church Breaks Down". Darin geht es gar nicht darum, dass die Kirche zerstört wird oder zugrunde geht. Das könnte man vom Titel her ja nun denken. Was Sascha damit eigentlich meint ist, dass da immer irgendwas wissenschaftlich erkundet wird und dass es dann Ergebnisse gibt, auf die man eigentlich bauen kann und die man so nehmen muss wie sie sind. Im Allgemeinen war es dann über die Jahrtausende so, dass die Kirche dem dann mit Verspätung auch irgendwann immer beigepflichtet hat. Und so bröckelt immer weiter und Stück für Stück was ab von dem, was die Kirche da in der Vergangenheit immer als Wahrheiten darstellen und aufgebaut wissen wollte, z. B. dass die Erde das Zentrum des Universums ist. Das kann natürlich immer noch so sein, aber de facto eigentlich nicht. Deswegen haben sie dann irgendwann gesagt, "Stimmt schon. Die Sonne dreht sich nicht um die Erde, sondern umgekehrt." Das musste man dann schon irgendwann zugeben. Das Ganze ist sehr interessant, denn die Kirche beschäftigt ja auch eigene Kirchenwissenschaftler. Und die mögen nun Katholiken sein oder auch nicht, aber das sind trotzdem recht bärbeißige Leute, die dann auch oft gern die Wahrheit wissen wollen. Das ist dann immer sehr interessant, wenn die ihre eigenen Forschungen anstellen. Die haben z. B. auch gesagt, dass wenn es nun tatsächlich Außerirdische gibt, dass das dann nicht konträr zum Glauben an den Lieben Gott sei. Das eine schließe das andere nicht aus. Sie versuchen sich auf neue Erkenntnisse immer wieder einzustellen, nur um auch ihre Gültigkeit zu behalten. Man muss irgendwie die ganzen Aussagen, die die Kirche so trifft, durchaus auch kritisch hinterleuchten dürfen, ohne dass man gleich hingerichtet wird.

Du bist eines von noch zwei verbliebenen Gründungsmitgliedern bei HELLOWEEN, hast also sämtliche Plattenproduktionen live und in Farbe erlebt....
Ich war auch auf jedem Konzert (lacht)

Ja, alles andere hätte mich jetzt auch irritiert. Wie hat sich die Arbeitsweise bei HELLOWEEN zwischen der ersten Platte "Walls Of Jericho" und der neuen Scheibe verändert?
Ursprünglich haben wir uns ins Studio gesetzt, haben uns besoffen und unsere Songs dann auf Band aufgenommen. Das waren zunächst mal analoge 24-Spur-Bänder. Diese Arbeitsweise hat auch ihre Vor- und Nachteile. Damals musste der Produzent per Hand den Aufnahmeknopf drücken oder irgendwo wieder etwas löschen. Manchmal musste an Aufnahmebändern geschnitten werden. Das war damals ein Arbeitsschritt, wenn Du festgestellt hast, "Den Part, den Du hier gespielt hast, ist zwar unheimlich geil, aber einer zuviel!" Der wurde dann wieder rausgenommen, indem man ihn einfach an der Stelle des Bandes rausgeschnitten hat. Ähnlich war das, wenn Du von einem Part gerne noch einen weiteren hinten rangehängt haben wolltest. Entweder konntest Du den dann komplett noch einmal einspielen, oder man hat davon eine Kopie auf Band gemacht und diesen Part dann hinein gebracht, in dem man die ursprüngliche Aufnahme geschnitten und den kopierten Teil dazwischen gesetzt hat. Und das machte man dann mit irgendwelchen Klebestreifen. Heute macht man sowas mit einem Digital-Editor. Da hast Du die Tracks quasi vor Dir liegen, und die kannst Du dann auf digitaler Ebene verschieben und schneiden, wie Du möchtest. Ansonsten ist der ganze Aufnahmevorgang an sich so, dass Du als Musiker irgendwo sitzt und den Scheiß anständig spielen musst. Daran hat sich nichts verändert. Um die Aufnahmen dann aber hinterher zu bearbeiten - in welcher Form auch immer - ist heutzutage ja alles möglich. Du kannst heute z. B. auch hergehen und auf Deine Aufnahme digital eine Bandsättigung drauf zaubern. Du hast die Musik gar nicht auf Band aufgenommen, machst aber diese Emulation und hast am Ende eigentlich den gleichen Sound wie bei einer analogen Aufnahme. Man kann dann eigentlich gar nicht unterscheiden, ob das auf Band oder digital aufgenommen wurde. Früher neigte es ein wenig kalt oder plastikmäßig zu sein, wenn man eben das ganze Instrumentarium, was dazu führt, dass Du einen satten, warmen und runden Sound hast, nicht anwenden wolltest oder wenn Du das Plugin dazu nicht hattest oder wenn Du nicht wusstest, dass das so gemacht werden muss. Du kannst Dich hinsetzen und machst eine 8-Bit-Aufnahme, und die klingt am Ende total scheiße. Oder Du machst 'ne 16-Bit-Aufnahme. Alle CDs sind heute z. B. noch in 16 Bit. Wir nehmen heute - glaube ich - auf 24 oder 48 Bit auf. Keine Ahnung... Jedenfalls immer doppelte Werte, weil es besser klingt. Du kannst heute ja sogar hoch auf 96 KBit pro Sekunde gehen. Da hast Du ein viel besseres Signal als die CD eigentlich hergibt. Das musst Du hinterher dann runterrechnen. Aber letztlich hast Du z. B. bei einem Band eine Sinuskurve von Signal, die da quasi abläuft. Egal bei welchem Computerprogramm, das Du nutzt, hast Du nur eine Annäherung davon. Also der splittet das auf in kleine Bereiche, die immer kleiner und genauer werden, er wird aber trotzdem nie die volle Sinuskurve einer Bandaufnahme auf analoge Weise erreichen. Da könntest Du natürlich gegebenenfalls irgendwelche Algorithmen erfinden, die dafür sorgen, dass diese kleinen Bruchstücke, die im Vergleich zur Analogaufnahme fehlen, ausgerechnet werden. Dann hast Du das, was da noch fehlt und das wäre dann absolut identisch mit einer Analogaufnahme. Und das sind dann die technischen Dinge, die sich mit der Zeit ändern. Letztendlich sitzt Du aber als Musiker da und musst trotzdem anständig spielen. Aber alles, was Du früher bei der Produktion mühsam mit der Hand und mit Bändern gemacht hast, kannst Du heute digital erledigen. Du hast dadurch eigentlich weniger Zeitaufwand. Wodurch du aber heute mehr Aufwand hast ist, dass Du die Sachen hinterher immer und immer wieder bearbeiten kannst wie ein Verrückter. Da kann heute die ganze Zeit rein fließen, was früher gar nicht der Fall gewesen wäre. Wenn Du heute Chöre für einen Deiner Songs hast und willst die an die richtige Stelle setzen, dann kannst Du am Computer ausprobieren, an welcher Stelle sie am besten eingesetzt werden können...

Man könnte also sagen, dass heute am Computer so lange probiert werden kann, bis der Song so ist, wie er sein soll, während man früher den Song so lange neu aufnehmen musste, bis er in der richtigen Form war?
Ja, genau. Oder Du hast das Band schneiden müssen. Es gab Leute, die haben das so gemacht. Ich habe irgendwo bei mir zu Hause in einer Schublade immer noch die Bandspule liegen, auf der die Drums von Ingo (Ingo Schwichtenberg, erster Drummer von Helloween bis 1993, verstorben am 8. März 1995, Anm. d. Red.) drauf sind. Das war ein Durchgang, den hatten wir zuviel aufgenommen. Wir hatten uns dann entschieden, dass der raus muss. Dieses Stück Band habe ich gerollt und mit Klebeband geklebt, dass es hält.

Dann lass uns vom aktuellen Album und dem Heute mal in die Vergangenheit zurück reisen. Wie bist Du zur Musik gekommen - was war der Auslöser, dass Du Dich mit Musik beschäftigt hast?
Ich habe irgendwann festgestellt, dass wenn ich mich auf den Rasen gelegt und in den Himmel geguckt habe, mir dabei Melodien eingefallen sind. Die habe ich dann irgendwie versucht zu optimieren. Dabei ging es darum, ob und wie ich bei der Melodie selbst Gänsehaut bekomme. Ich weiß nicht, ob Du sowas kannst, wenn man sich selbst irgendwas vorsummt. Du bist ein kleiner Junge, hast letztlich nichts mit Musik zu tun und überlegst, wie Du es bei der Melodie, die Dir gerade eingefallen ist, hinbekommst, dass man davon eine Gänsehaut bekommt. Du experimentierst im Kopf und hast irgendwann ein Ergebnis. Dann stellst Du Dir die Frage, "Was mache ich jetzt damit?" Die Melodien, die mir in der ersten Zeit eingefallen sind, habe ich alle irgendwie auch wieder vergessen. Einige davon kamen später aber auch wieder. Interessant ist, dass sich Dieter Bohlen z. B. ganz viele Sachen ausgedacht hat, wie ich früher als kleiner Junge auch. Das soll nicht heißen, dass ich so toll bin wie der Bohlen, denn Bohlen ist ein absolutes Naturtalent. Der hat's bestimmt geiler drauf als ich und er ist auch ein größeres Arbeitstier. Der kennt sich auch mit Synthesizern und Studios viel besser aus als ich. Dagegen bin ich ein Waisenknabe, aber er hat sich zum Teil die gleichen oder ähnliche Sachen ausgedacht, wie ich als kleiner Junge. Jedenfalls habe ich mir dann überlegt, wie ich die Ideen festhalten kann. Du musst das ja irgendwie rüberbringen, wenn Du Dich irgendwann in die Öffentlichkeit stellen und es darbieten willst. Du kannst es andere spielen lassen, dann bist Du ein Executive Producer und sagst, "Hier, spielt mal mein Lied". Dann hast Du damit nichts weiter zu tun, als im Hintergrund zu stehen und die Kohle zu kassieren, wenn's ein Hit werden sollte. Die andere Möglichkeit ist, Du machst es selbst. Bei mir kam als nächstes der Gedanke, welches Instrument ich dafür nehme. Irgendwie musst Du Dich ja auch begleiten. Ich habe mir dann überlegt, dass Gitarre ein gutes Instrument dafür ist, zumal ich auch damals Beatles-Fan war. Aber zuerst war die Überlegung da: "Soll's ein Saxophon aus Plastik für 15 Mark oder eine Melodika sein? Vielleicht doch lieber ein Klavier oder möchte ich einen Kontrabass nehmen und dazu die eigenen Melodien singen?" Es wurde letztendlich - wie schon gesagt - die Gitarre. Die nächste Überlegung war, welche Art von Musik man machen will. Hier war das Schlüsselerlebnis, als ich im Alter von 10 Jahren mit einer Jugendgruppe von der Kirche aus im Schwarzwald war und wir dort im Kino waren. Die hatten uns damals erlaubt, den James Bond-Film "Diamantenfieber" zu schauen. Der war eigentlich erst ab 12 oder 16 Jahren freigegeben, aber die Verantwortlichen meinten, dass in dem Film nichts derartig schlimmes passiert, dass ein 10-jähriger großen Schaden davon tragen würde, wenn er ihn sieht. Dieses Kino hatte eine ziemlich geile Soundanlage, und in dem Film lief von Shirley Bassey dieses Lied "Diamonds Are Forever". Ich war schon immer so ein Soundfetischist. Meine Eltern mussten mich manchmal von der Stereoanlage wegzerren weil mir von der lauten Musik schwindelig wurde und ich umgekippt war. Ich hatte mir immer Radiosender aus aller Herren Länder rausgesucht und Musik gehört. Mir wurde dann irgendwann schlecht und ich musste fast kotzen, weil ich zuviel und zu laut Musik gehört hatte. Und bei diesem Kinobesuch war das ein dermaßenes Sounderlebnis für mich... Die Stereoanlage zu Hause war zwar schon gut, aber diesen Titel "Diamonds Are Forever" in dieser Raumtiefe zu hören war gigantisch. Ich saß da als kleiner 10-jähriger Junge und habe mir gesagt, "Sowas in der Art willst Du später auch mal machen!" Wenn man sich dann die Demo-Aufnahme von "Sea of Fears" von der Schulband anhört, bei der ich mit 19 Jahren gespielt und arrangiert habe, dann geht das ja schon ziemlich in diese Richtung. Das ist also die direkte Verbindung zu diesem Erlebnis mit 10 Jahren, als ich mir sagte "Sowas willst Du mal machen", und 1982 ist dann diese Demoaufnahme entstanden. Da ist man als jemand, der das noch nie gemacht hat, relativ stolz drauf. Natürlich hatte man die Hilfe von einem professionellen Produzenten, der dann gesagt hat, "Ok, jetzt nehmen wir das Piano auf." Dazu wurde das Klavier genommen, das er in seinem Studio stehen hatte. So entsteht dann sowas. Du hast dann eine Aufnahme und kannst sagen, "Jetzt hast Du erreicht, was Du Dir als 10-jähriger vorgenommen hast."

Nur 2 Jahre später warst Du im Jahre 1984 praktisch das letzte Mosaiksteinchen, das HELLOWEEN vervollständigte. Wie kam es dazu, dass Du von Deiner damaligen Band POWERFOOL gewechselt bist und zum Gründungsmitglied von HELLOWEEN wurdest?
Die Gruppe POWERFOOL war ein Versuch, der Klasse von Deep Purple irgendwie hinterher zu hechten und die eigenen Kompositionen, die man so gemacht hat, auch umzusetzen zu können. "Oernst of Life", das wir mit HELLOWEEN damals als eines der ersten Songs produziert haben, ist z. B. der letzte Titel, der mit POWERFOOL entstanden war. Das war ein völlig neuer Weg das zu machen, weil die anderen Sachen, die wir mit POWERFOOL gemacht haben, alle nicht viel anders als die Sachen von DEEP PURPLE klangen. Wenn Du Dir das Lied "First Time" vom HELLOWEEN-Album "Chameleon" anhörst... Das war ursprünglicher auch ein POWERFOOL Titel, den ich mit 19 Jahren gemacht habe. Der Song war eigentlich genau so, ich habe nur den Text geändert, denn der ursprüngliche Text war einfach zu albern, völlig panne und echt schlimm. Das Englisch war auch nicht so richtig. Darum habe ich für die HELLOWEEN-Version einen anderen Text gemacht. Ansonsten läuft der Titel genauso ab, wie er sich damals bei POWERFOOL angehört hat. In dem Stück ist übrigens auch eine Hammond-Orgel dabei. Das hatten wir bei der alten Band eben, weil wir ja DEEP PURPLE-Musik machen wollten. Das war zum Schluss aber schwierig, denn jeder hatte was zu Mäkeln. Kai Hansen und ich wollten "Walls Of Jericho" machen, das hieß damals aber noch anders. Da kam dann jemand aus der Band und meinte, "Muss denn dieses ganze zweistimmige Gitarren-Gewichse sein? Das ist doch alles nicht nötig, das kann man doch auch anders machen!" Dann haben Hansen und ich gesagt, "Das bringt hier sowieso nix. Lassen wir das". Hansen hat dann kurz darauf die Band verlassen um seine alte Band IRONFIST wieder aufleben zu lassen. Er meinte noch zu mir, "Du kannst gern dabei sein, wenn Du möchtest. Ich hau zwar ab und wir können bei POWERFOOL nichts mehr zusammen machen, aber wenn Du mit mir zusammen Musik machen willst können wir das gerne machen." Und so kam es, dass ich dazu gestoßen bin...

Die Band gab es im Prinzip ja schon vor Deinem Einstieg. Sie war ein Zusammenschluss aus den Bands GENTRY, SECOND HELL und IRONFIST. Erst als Du dazugekommen bist, bekam die Band den neuen Namen HELLOWEEN. So richtig von "Gründung" kann man doch nicht sprechen, wenn eine bereits bestehende Band nur einen neuen Namen bekommt, oder?
Ja, in dem Sinne bestand die Band schon vor meinem Einstieg. Allerdings war Markus kurz vorher aus verschiedenen Gründen wieder ausgestiegen und kam erst zurück als er erfahren hatte, dass ich da auch mitmachen würde. Den haben bei der vorigen Band SECOND HELL einige Dinge gestört, oder er sah da keine Perspektive... Das war ein Mischmasch aus verschiedenen Gründen die für seinen Ausstieg sorgten. Unter den Umständen, dass ich dazu kommen würde, wollte er dann auch wieder mitmachen. Markus und ich hatten vorher schon eine gemeinsame Band. Das war eine Gruppe aus Schulkameraden, und wir hatten da auch schon so ein paar Titel gemacht die auf irgendwas ausgerichtet waren, was HELLOWEEN später mal werden würde. Allerdings etwas softer und harmloser. Wir hatten also einen guten Draht zueinander. Jedenfalls war ich nicht der einzige, der vor der Umbenennung in HELLOWEEN zur Band dazu gestoßen ist.

Das ging ja dann alles relativ zügig mit HELLOWEEN. Es hat gar nicht so lange gedauert, da hattet Ihr schon Euren ersten Plattenvertrag in der Tasche, richtig? Wie kam es dazu?
Wir hatten ein Demo mit Stereomikrophon auf eine Audio-Kassette aufgenommen. Dazu hat Hansen dann später mit einem Mikro über ein Mischpult seinen Part live draufgerülpst. Er hat das Playback auf einem Kassettenrekorder laufen lassen, dazwischen war ein Mischpult geschaltet und er hat mit einem Mikrophon sein Gegröle incl. Echo und Hall drauf gesetzt. Das wurde dann mit einem zweiten Kassettenrekorder aufgenommen. Diese Aufnahme haben wir dann in der Form an Noise Records geschickt. Das hat die dann irgendwie sofort überzeugt, denn das hatte eine Mordsenergie. Dabei war das total plemm-plemm... total verrückt. Sowas machst Du nicht, wenn Du Dich irgendwo bewerben willst, sondern Du machst Demos wie sie auch heutzutage noch gemacht werden. Die müssen eigentlich so gut wie möglich sein. Aber das war damals auch eine andere Zeit. Da war sowas durchaus möglich und man konnte der Plattenfirma ein solches Demo vorlegen und sagen, "Das sind wir!" Unser Demo machte einen dermaßen guten Eindruck... Ich meine auch, wenn Du Ingo auf dieser Übungsraumaufnahme hast spielen hören... Der hatte einen Sound bei dem Du Dich gefragt hast, "Wer ist dieser Trommler? Wie schlägt der denn? Wie klingt der denn? Was ist das für eine arrogante Snare?" Das ist das, was Du aus diesem Demo schon herausgehört hast. Deswegen haben die Leute bei der Plattenfirma gemeint, dass dieses verrückte Demo interessant genug ist um mit uns was zusammen zu machen.

Der Vertrag war aber nicht so das Gelbe vom Ei, oder?
Nein, die haben sich wohl gesagt, "Mit denen können wir 43 Millionen Mark umsetzen, die wir uns dann aber selbst in die Tasche schustern und von denen die Band nichts bekommen wird. Wir werden den Vertrag auch so machen, dass die ganz sicher nichts davon bekommen!"

Nach einem Mini-Album wurde noch im gleichen Jahr, nämlich 1985, das Album "Walls Of Jericho" veröffentlicht. Die Band war damit im Profibereich angekommen, denn die Scheibe zündete sofort. Wie hast Du diese Entwicklung damals wahrgenommen?
Das war verrückt! Ein bisschen überraschend war das schon, obwohl wir alles so vorbereitet hatten, dass es so kommen musste. Du darfst dabei aber eins nicht vergessen: Sowohl Kai Hansen als auch ich hatten ab ungefähr 1978 unsere eigenen Bands. Wir haben also in den Jahren davor ziemlich ernst daran gearbeitet und viel geübt. Mit den jeweiligen Bands und in der freien Zeit. Wir haben uns da auch sehr viele Gedanken gemacht. Das war also eine ziemlich lange Zeit, vor allem wenn man Profimusiker werden will. Natürlich haben wir die Entwicklung wahrgenommen. Wir haben das aber auch schon zu den allerersten Aufnahmen, also bei "Oernst of Life" und "Metal Invaders", und dem anschließend veröffentlichten Mini-Album so empfunden. Das war ja noch genauer und es wurde vielmehr ins Detail gegangen, als bei der "Walls Of Jericho". Die "Walls Of Jericho" war eigentlich so ein Schnellabwasch. Wir hatten dafür nur 2 1/2 Monate Zeit. Da hatten wir bei dem Minialbum mehr Detail-Arbeit. Das ging dann aber später besser von der Hand und deshalb fiel uns das nicht so auf. Es war aber schon ein ziemlicher Zeitdruck, wenn man für die Platte nur 2 1/2 Monate Zeit hat.

Im Jahre 1987 und 1988 sind Euch wahre Geniestreiche gelungen. Mit den beiden Alben "Keeper Of The Seven Keys" habt Ihr Euch unsterblich gemacht. Stimmt es, dass die beiden Platten ursprünglich als Doppel-LP vorgesehen waren?
Ja, das war zuerst auch so gedacht. Wir hatten eine Sammlung von Demos und die waren alle mehr oder weniger ausgearbeitet, aber mit Tommy Hansen - ok, mit Tommy Newton auch - konntest Du aus Scheiße Gold machen (die beiden waren bei der Albumproduktion die Tontechniker und Co-Produzenten, Anm. d. Red.). An den vorhandenen Demos, die im ursprünglichen Zustand auch schon nicht schlecht waren, wurde sehr viel gearbeitet und optimiert. Da wurden richtig Ideen gewälzt. Das war dann später die Sache, die wir immer ganz logisch vorausgesetzt hatten. Deswegen kamen wir bei der Produktion des Albums "Pink Bubbles Go Ape" (1991) auch in den Clinch mit Chris Tsangarides, der dieses Album produzierte. Er war es gewohnt, dass Bands zu ihm kamen, bereits alles eingeübt hatten und genau wussten, was sie wollten. Wir waren den Tommy Hansen gewohnt, mit dem wir Sachen ausarbeiten und probieren konnten. Dazu war der Chris - zum Teil auch verständlicherweise - überhaupt nicht bereit. Da gab's zu der Zeit dann so ein paar Zwistigkeiten, die wir aber längst beigelegt haben. Wir können heutzutage locker miteinander reden und eine schöne Zeit haben - der Chris und wir. Nun war es dem Karl-Ulrich Walterbach, der der Executive-Producer der "Keeper"--Alben war, weitaus zu riskant und er war von den ganzen Ideen die da waren, und auch von den vielen Sachen, die auf den Demos waren, nicht so überzeugt, und meinte dann, "Nix, wir nehmen hier jetzt die stärksten Titel und dann müssen da noch ein paar schnellere Titel dazu geschrieben werden. Daraus macht Ihr erst mal ein Album!" Von dem anderen Kram sollte dann das zweite Album gemacht werden. Nun war es aber so, dass die verständlicheren bzw. eingängigeren Sachen von Kai Hansen waren. Ich hatte da von meinen Kompositionen nur "A Tale That Wasn't Right" und "Follow The Sign" drauf. Auf der zweiten Platte kam ich dann erst zum Zuge. Apropos "Zuge": Irgendwann wollte ich den Walterbach nicht mehr sehen und bin dann mit dem Zug nach Köln gefahren um Freunde zu besuchen. Auf der Zugfahrt habe ich mir das ganze "Eagle Fly Free"-Stück ausgedacht. Während der Fahrt und bei den Gleisgeräuschen sind mir die Ideen dazu gekommen. Das habe ich mir dann gemerkt und wir haben das später dann mal zwischendurch eingeübt. Dieses Stück gab es also bei den ursprünglichen Demoaufnahmen für die "Keeper"-Alben noch gar nicht.

Wie hast Du die Zeit zwischen 1987 und 1989 erlebt? Blieb für Euch eigentlich noch Zeit zu realisieren, was da zu dem Zeitpunkt mit Euch und der Band passierte?
Dazu waren wir schon in der Lage. Man hat sehr wohl bemerkt, was für ein Wahnsinnsruhm da auf die Band einstürzte. Du warst nicht in der Lage, diese Sache zu verarbeiten, aber sehr wohl damit umzugehen. Das hast Du schon hingekriegt, darauf zu reagieren.

Es gab sogar einen Auftritt in der Popmusik-Sendung "Formel Eins". Wie passte denn Helloween mit seiner härten musikalischen Gangart da hinein?
Die Einladung in die "Formel Eins" Sendung kam nur, weil wir in den Charts waren. Wir hatten da wohl mit der Single "Dr. Stein" Platz 3 oder 5 der deutschen Charts erreicht. Das ist dann aber innerhalb kürzester Zeit, ich glaube vom Roy Black-Fanclub und anderen Fanclubs, ganz schnell runtergevotet worden, so dass wir in der ZDF-Hitparade nicht auftreten konnten, weil wir zu dem Zeitpunkt aus den Charts wieder raus waren. Das war nur eine ganz kurze Zeit, wo wir weit vorn in den Single-Charts waren. Die Leute von "Formel Eins", die da mit uns dieses Ersatzvideo gedreht haben, weil wir kein offizielles Video zu "Dr. Stein" hatten, hatten damit überhaupt kein Problem. Die haben das abgefahren und gesagt, "Ihr seid ja ziemlich bekannt hier, jetzt müssen wir mal ein Video mit Euch machen." Dazu gab's dann auch noch eine Reportage in Hamburg, die gehörte auch noch mit dazu. Das haben die ganz locker durchgezogen und hatten da überhaupt keine Berührungsängste was die musikalische Gangart betrifft.

Wo wir bei Pop sind... Sogar einen BRAVO Otto in Gold hat's gegeben. Ist man auf sowas stolz oder versteckt man dieses Ding ganz hinten im Trophäen-Schrank?
Auf so einen BRAVO Otto ist man schon ganz schön stolz, denn dafür hat man schließlich gearbeitet. Das war der Erfolg, den man erzielt hat. Wenn man damit dann auch noch in die BRAVO kommt, und dann auch noch mit mehreren Feature-Artikeln und Postern, dann weißt Du, dass Du wer bist. Nur weil das jetzt die BRAVO ist... Kai Hansen musste dazu mehrere Stunden überredet werden, überhaupt einen Artikel und Fotos für die BRAVO zu machen, weil er Freunden gegenüber wohl mal gesagt hat, dass er sowas nie tun würde. Ich habe da keine falsche Scham. Das ist auch ein Pressemedium, und wie Ihr alle wisst, ist die BRAVO ein Kultmedium, egal was die Qualität auszeichnet oder nicht. Wir hatten damals Michael Gernandt, und das war ein ernstzunehmender Redakteur, der sich um die Sache gekümmert hat. Dem kannst Du nicht nachsagen, dass er keine Ahnung gehabt hätte oder nicht informiert gewesen wäre. Du hast da schon mit spezialisierten Leuten zu tun gehabt. Das Endergebnis war das Übliche, was zu erwarten war. Es wurden zu der Zeit aber weitaus komischere Sachen von uns erwartet, dass wir sie tun, als diese BRAVO-Stories. Die waren gar nicht so schlimm.

Die Band erfuhr aber nicht nur Gutes... Kai Hansen verließ die Band und auch die Plattenfirma brachte Euch Negativ-Schlagzeilen ein, weil sie falsch abrechnete und die Goldenen Schallplatten angeblich wieder zurückgegeben werden mussten. Kannst Du dazu kurz noch etwas erzählen?
Also ich habe die Goldenen Schallplatten noch hier bei mir stehen. Da ist letztendlich bei der GEMA, oder wo auch immer das anlag, wo was hätte geändert werden müssen, nichts geändert worden. Die Abrechnungen von NOISE Records waren wohl falsch, aber Du kannst ruhig davon ausgehen, dass da eher mehr als weniger verkauft worden ist. Der Verantwortliche der Plattenfirma hat vor Gericht zwar gesagt, "Wir haben gar nicht so viele Platten verkauft", aber Du kannst davon ausgehen, dass von den Platten locker mehr verkauft wurden als angegeben wurde. Von daher erledigte sich die Sache auch wieder und ich glaube, dass das auch einer überprüft und in die Bücher reingeguckt hat. Wären die uns aberkannt worden, wären die Goldenen Schallplatten jetzt nicht mehr hier, denn die hätten wir wohl zurückgeben müssen. Ich hab sie aber noch und auch die anderen Musiker haben ihre noch. Eins darfst Du nicht vergessen: Wenn Du in der U-Bahn von Omis angequatscht wirst, "Sie sind doch der da auf dem Cover des Magazins im Kiosk. Ich hab sie da eben gesehen", und die mich dann um ein Autogramm für die Nichte, Enkelin oder was weiß ich für wen bitten, dann weißt Du, dass Du ein paar mehr Platten verkauft hast. Dann kannst Du auch davon ausgehen, dass Du bestimmt mindestens Gold hast. Deswegen: Diese ganze Legende mit "Aberkannt" und so, das war alles eine reine Gerichtsgeschichte, die da ablief. Das war ein Vorwand. Die haben sich bei Gericht gewundert: "Wenn Du so eine arme Plattenfirma bist, und Du von der bösen und reichen Gruppe Helloween so hintergangen wirst und die Dich verlassen, wie viele Platten hast Du denn von denen verkauft?" Da war es einfach eine Strategie der Firma zu sagen, "Wir haben gar nicht so viele verkauft!" So läuft das dann.

Kai Hansen folgte noch in den 80ern Michael Kiske als Sänger. Dieser wurde dann 1994 von Andi Deris abgelöst. Wie haben die Fans diese beiden Wechsel am Mikrophon damals aufgenommen?
Als Deris dann das Mikro schwang, nachdem wir dem Kiske gekündigt hatten, gab es geteilte Reaktionen. Aber Tatsache war, dass nach dem "Chameleon"-Debakel und was wir da mit halbvollen Hallen bei der Tour erlebt hatten, weil den Leuten die "Chameleon"-Musik nicht gefiel, irgendwas getan werden musste. Kiske hat mir gegenüber damals ganz deutlich gesagt, dass er den Pfad weiter verfolgen wollte. Das zeigte sich dann auch in seinen Demos, die ich nicht so besonders gut fand. Ich habe ihm dann auch gesagt, dass ich die nicht so gut fand. Da war der dann sehr entrüstet und hat dann gesagt, "Gut, dann mache ich Deine Sachen auch nicht!" Weißt Du, das sind so Gespräche, die hat man dann. Dann weißt Du auch, dass man ziemlich zerrüttet ist, und dass es da eigentlich kein Weiter gibt. Man muss auch an den Realitäten gesehen haben, dass es so nicht geht. Kiske hat einfach erwartet, dass er den Fans und den Plattenkäufern das schon irgendwie beibringen könnte - solange bis sie das quasi gelernt haben. Es geht auch nicht nur darum, ob die Fans das gut finden, sondern wir machen ja schließlich auch die Musik, von der wir als Musiker überzeugt sind. Und das war damals auch mein Argument, denn ich habe gesagt, "Ich bin von Deinen Demos auch nicht so überzeugt!" Deris hat sich danach innerhalb kürzester Zeit zu einem absoluten Glücksgriff entwickelt, wie Du ja wohl auch selbst sagen wolltest. Das kannst Du auch klar so sehen. In Japan ging's dann sofort zur Sache. Wir hatten auch die japanische Plattenfirma bei uns zu Besuch im Proberaum, die sich also selber vor Ort ein Bild davon machen wollten, ob der Neue überhaupt anständig singen kann und ob der die rockt bzw. überzeugt. Und genau das hat stattgefunden. Die haben also mit uns und dem neuen Sänger aus dem blauen Himmel heraus einen neuen Vertrag gemacht. Du kannst davon ausgehen, dass die nicht irgendeinen Blödsinn machen, wenn die so weit reisen. Und die Ergebnisse sprechen auch für sich. Kurz: Es musste irgendwie weitergehen und auf die "Chameleon"-Gangart ging's nicht. Das war ein Wiederbesinnen darauf, was Helloween ausmacht und was in dem Moment zu tun war. Das musste durchgezogen werden. Das war alles, worum es mir damals ging. Ich wollte nicht in kleinen Clubs spielen, wo Du dann rausgeschmissen wirst, weil kaum einer wegen Dir da war oder wo gesagt wird, "So, jetzt habt Ihr hier gespielt. Jetzt müsst Ihr aber schnell abhauen, denn gleich kommt hier die Disko!" Solche Erlebnisse hast Du aber auch als große Band, wenn Du in irgendwelchen Clubs spielst. Und sowas brauchst Du in Deiner Karriere wirklich nicht all zu oft. Davon mal abgesehen, war ich auch der Meinung, dass Deris viel mehr Variationen und Schattierungen in der Stimme hat. Nun ist er natürlich kein Kiske, das sagt er selbst ja auch, aber ich weiß auch, dass er annähernd so seine großen Momente hat, wo das dann doch recht ähnlich klingen kann. Aber darum ging es auch gar nicht. Es ging darum, wie Du Dich musikalisch umsetzt und wie Du dann wieder an die Öffentlichkeit trittst und mit welcher Stimme. Und dafür, bin ich nach wie vor der Meinung, ist Deris goldrichtig, oder zumindest war er das in dem Moment auch, weil wir uns nicht irgendwen über Annonce suchen wollten, den wir gar nicht kannten. Deris kannten wir nun untereinander persönlich auch schon ein paar Jährchen und da wussten wir, dass Du mit ihm relativ gut Kirschen essen kannst.

Eine Leserfrage habe ich jetzt hier und die schiebe ich mal dazwischen: Es möchte jemand wissen, ob Ihr damals auch in der DDR gespielt habt?
Nein, die DDR gab es so nicht mehr, als wir das erste Mal in den neuen Bundesländern aufgetreten sind. Ich weiß aber, dass es diverse Coverbands in der DDR gab, wurde mir gesagt. Eine hieß wohl KRISTALL oder CRYSTAL, und die soll sehr gut gewesen sein. Ob es die jetzt noch so gibt, weiß ich nicht, aber es wurde erzählt, dass es sie wohl noch geben soll. Die machen aber wohl auch andere Musik.

Gab es zwischen den West-Bands auch Kontakt zur Metal-Szene der DDR?
Es gab von uns aus keinen Kontakt zu Metal-Bands aus der DDR in dem Sinne. Ich hätte jetzt so auch keine parat gehabt. Ich hatte einmal den Keyboarder von KARUSSELL angerufen und den gefragt, ob er so nett wäre, mir die Vinyl-Platten von denen irgendwie zu schicken, weil ich die so nirgendwo gefunden habe. Das war nicht so einfach. Und der hat mir tatsächlich eine ganze Menge eingepackt und mir einen Karton geschickt. Wir haben deswegen auch telefoniert, das hat sich dann aber irgendwie verrannt, weil meine Mutter zwischenzeitlich den Karton weggeschmissen hatte wo die Adresse drauf war. Darum konnte ich ihn immer nur ab und zu mal anrufen. Ich hatte dann immer irgendwie nur die Family am Telefon und die hatten irgendwie schon genug von vermeintlichen Fans, die da was von ihm wollten. Erst kürzlich haben wir mal wieder sprechen können, das war auch der bisher letzte Kontakt, denn der Mann ist ja schwer beschäftigt. Ich wollte auch nur mal kurz Hallo gesagt haben. Ich bin ein großer KARUSSELL-Fan. Auch von RENFT und anderen DDR-Bands, wo ich mich allerdings nicht ganz so gut auskenne. Aber ich bin ein ausgesprochener KARUSSELL-Fan und die Band gibt's ja inzwischen wieder und die haben sogar eine neue Platte gemacht. Kann ich übrigens sehr empfehlen. Ich bin der Meinung, da ist ein Großteil von sehr guten Titeln drauf. Es gibt gar keinen Grund, sich das nicht zu Gemüte zu führen. Im Vergleich zu anderen west- oder ostdeutschen Bands, die da berühmt geworden sind, braucht sich KARUSSELL nicht zu verstecken.

Nun muss man sich nach 29 Jahren im Geschäft - gerade beim Heavy Metal - die Frage stellen, wie lange man sowas auf diesem hohen Level weitermachen kann. Was würdest Du auf eine solche Frage antworten?
Heavy Metal 29 Jahre auf einem hohen Level zu machen ist auch eine Sache, denn Du wirst nicht jünger. Du musst schon darauf achten, wie Du Dich bewegst, sonst zerrst Du Dir auf einmal irgendeine Sehne und kannst Dich irgendwie wochenlang nicht bewegen. Auch rein gesundheitlich: Du kannst da jetzt nicht mehr als alter Rockstar - und da rede ich jetzt nicht von uns sondern generell - irgendwelche Drogen schlucken und viel Alkohol zu Dir nehmen, wie die Leute das vielleicht früher gekonnt hätten, sondern da kommen schon so kleine Probleme auf. Ich glaube aber, wenn man Workouts im Sport macht, dann ist man zwar ein bisschen fitter, aber das Alter macht trotzdem vor nichts Halt. Da muss man sich dann halt auch überlegen, wie man musikalisch vorgeht, welche Sachen musikalisch überhaupt möglich und live umsetzbar sind. Dann spielst Du die Sachen, die beeindruckend und trotzdem gut sind, aber Du musst trotzdem darauf achten, dass Du dabei nicht die Knochen von Deinem Trommler kaputt machst, oder dass Du da nicht übermäßig viel rumhüpfst, weil Du Dir dann letztendlich selbst auch die Knochen kaputt machst. Ich sag’ das nur deswegen, weil ich Armer mir durch zuviel Headbangen damals die Halswirbel komplett kaputt gemacht habe. Darum muss ich mit solchen Sachen jetzt echt vorsichtig sein. Das sieht man auch. Da heißt es immer, "Wieso macht der Weikath nicht so viel? Wieso steht der da so lahmarschig rum?" Tu ich gar nicht, das ist totaler Blödsinn, was die Leute da sagen, aber gesagt wird's trotzdem. Ein Grund, dass die das sagen ist der, dass ich nicht so viel mit dem Kopf schüttel. Das kann ich mir einfach nicht mehr erlauben, denn da wird mit schwindelig, weiß vor Augen oder schlimmeres. Da steh ich lieber da und spiel’ anständig und mache lieber andere Sachen, die zur Erheiterung dienen und die in den Bereich Entertainment passen.

Es stellt sich ja sowieso die Frage, wie man nach all den Jahren noch immer Ideen für neue Songs und Bühnenshows hernimmt. Ist das ein unendlicher Pool an Ideen, der da in Euch schlummert?
Das war gerade bei dieser neuen CD "Straight Out Of Hell" mit am einfachsten. Wir hatten so viel Material und das ist gerade das, was mich so erfreut hat. Es ist toll wenn man dabei ist und sieht, dass da soviel Material ist aus dem man richtig viel machen kann. Die Ideen sind uns längst noch nicht ausgegangen. Über den Zeitraum bis zur nächsten Platte hoffe ich schon, dass da noch mal so viel tolles Material entsteht. Das sehe ich auch äußerst positiv und wir sind auch nicht völlig unfähig. Jeder von uns hat da richtig gute Ideen, wie man sieht. Das ist jetzt einfach nur erfreulich, deshalb sag’ ich das auch so. Da kann man stolz drauf sein und da kann man dann auch so reden. So kann das auch ruhig weitergehen, denn niemand von uns möchte sich jetzt in ein Büro setzen oder irgendwelche anderen Tätigkeiten verrichten wollen. Wie es dann noch später aussieht bleibt abzuwarten. Du siehst das aber auch bei den Rolling Stones... Die haben da zwar nicht eine ganz so intensive Musik wie wir, aber nichts desto trotz musst Du da sein und Deinen Mann stehen. Ich habe nichts dagegen. Es gibt genügend ältere Leute, auch wenn Du Dir jetzt Paul McCartney anguckst, das ist alles andere als unglaubwürdig, was die machen. Das ist mittendrin und gerade McCartney beweist ja eine Vitalität. Das sollte nicht das Problem sein, wenn Du ältere Herren auf der Bühne stehen hast. Die können trotzdem was zeigen, wo die Leute dann auch in Scharen hingehen. Ich finde das schon ok und man muss einfach sehen, wie lange man das durchhält.

Ihr werdet 2013 mit der neuen Scheibe auch wieder auf Tour gehen. Bei Euren Konzertreisen geht Ihr schon seit Jahren über die Landesgrenzen hinaus. Wohin wird Euch die Tour dieses Mal wieder führen?
Die Tour 2013 geht natürlich auch wieder in aller Herren Länder. Es wird eigentlich überall hingehen, jetzt aber nicht unbedingt nach Afrika. Ich habe aber gerüchteweise gehört, da wäre auch eine Show in Indien oder so. Wir hatten von dort mal ein Angebot, das hatte sich aber leider aus zeitlichen Gründen zerschlagen. Wir würden schon gern mehr in Asien spielen. Da gibt es ja durchaus noch mehr Länder. Da weiß ich aber im Moment noch nichts. Wir haben das angebracht und mal erwähnt. Aber grundsätzlich werden wir dann auch höchstwahrscheinlich da wieder auftauchen, wo wir bei den letzten Touren auch gewesen sind. Das ist auch gut so. Aber es gibt so viele Länder, wo wir noch nicht waren, z. B. auf den Philippinen - da müssten wir eigentlich auch mal hin. Man könnte auch mal nach Vietnam fahren, aber das sind jetzt halt nicht abgemachte oder abgeklärte Angelegenheiten. Das sind nur Orte, wo man noch hin könnte und wo wir auch hinfahren würden. Diese Überlegungen sind auch gar nicht so abwegig. Jedes Land hat einen anderen Charme und eine andere Magie. Die Fans sind auch in jedem Land irgendwie ein bisschen anders. Einige ähneln sich sehr, aber andere sind dann auch wieder völlig anders. Du freust Dich als Musiker aber auch über diese Variationen und diese Andersartigkeit, die es da gibt. Das ist auch das, was einem noch bleibt an persönlichem Empfinden, Kontakt, Sensationsgier, Reisewut oder was auch immer, nachdem Du schon so viele Sachen gesehen hast. Das eine schließt das andere nicht aus. Es gibt durchaus Gelegenheiten, wo Du immer wieder gern bist, wo das Wetter schön ist oder wo die Leute lustig sind.

Wird es ein spezielles Bühnenprogramm geben? Habt Ihr Euch da schon etwas überlegt?
Ja, wir haben uns schon ein spezielles Bühnenprogramm überlegt. Da sollen in unsere Show wieder kleine Comedy-Einlagen rein, wie wir das ja schon einmal hatten. Wir hatten in der Vergangenheit z. B. mal ein Drumduell, das Markus mit Dani hatte, und ein Gitarrenduell zwischen Dani und Sascha. Beim letzten Mal hatten wir ein Zwergentheater, die wollten "Smoke On The Water" singen, und ich habe sie dann mit einer Maschinenpistole erschossen. Sowas in die Richtung wird auch auf der nächsten Tour wieder stattfinden, gepaart mit Bühnenaufbauten, die dann auch zum Thema passen werden. Das kommt normalerweise von unserem Management. Jan Bayati hatte da auch immer ganz gute Ideen. Aber auch die anderen. Die setzen sich zusammen und machen dann ein Brainstorming. Dabei kommen dann immer irgendwelche Sachen raus. Was aber auf jeden Fall garantiert sein wird ist, dass wir mit einer mittlerweile schon legendären und berüchtigten Lichtshow aufwarten werden, von der so viele Leute begeistert sind und wir auch ganz froh sind, dass wir den Herrn haben, der das da macht.

Das war's auch schon. Ich wünsche Euch alles Gute für das Album und die Tour.
Vielen Dank für das Interview. Tschüss!

 

Interview: Christian Reder
Bearbeitung: mb, nr, cr
Fotos: Pressefoto Band
Rezension des neuen Albums: Hier

 

 


   
   
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